Treichl: Basel III würde bis zu 3 Mrd. Euro Eigenkapital kosten

Teilen

Erste Group-Chef Andreas Treichl sieht die für 2012 geplanten neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken sehr kritisch. Durch die derzeit vorgesehene Neubewertung der Minderheitsanteile würde es zu einem Abzug von 250 Basispunkten bei der Kernkapitalquote kommen, entsprechend 2,5 bis 3,0 Mrd. Euro. "Das können wir nicht akzeptieren", sagte Treichl beim heutigen Bilanz-Pressegespräch in Wien. "Es muss eine Ausnahme für den Haftungsverbund geben". Andernfalls stellte Treichl "Adaptierungen" beim Haftungsverbund in Aussicht.

Internationale Vorschläge für das neue Banken-Eigenkapitalregime ("Basel III") sehen derzeit unter anderem vor, dass Minderheitsbeteiligungen nicht mehr zum Kernkapital gezählt werden. Auch die RZB-Gruppe mit Raiffeisen International wäre kräftig betroffen. Bei Raiffeisen glaubt man ebenfalls nicht eine Sekunde, dass die Vorschläge umgesetzt werden. Das würde viele in Schwierigkeiten bringen, nicht nur in Österreich.

"Basel III in dieser Form wird nicht kommen"

"Wir haben viele Alternativen, aber keine davon inkludiert eine Kapitalerhöhung", so Treichl. Die Kernkapitalquote könnte auch Jahr für Jahr über zurückbehaltene Gewinne erhöht werden. Er vermute aber, dass sich dieses Problem nicht stellen wird. "Basel III wird in der derzeitigen Form nicht passieren", sagte Treichl.

Über das "was" und "wann" habe er gewisse Zweifel, da die damit verbundenen negativen Effekte weder den Intentionen der G-20 noch der Politiker entsprechen würden, nämlich, dass die Banken wieder mehr Kundenkredite vergeben und zum normalen Bankengeschäft zurückkehren sollten. Von der derzeitigen Ausformulierung würden nur Investmentbanken profitieren. "Es wird noch lange Diskussionen dazu geben".

Bankensteuer: Bilanzsumme als Berchnungsbasis nicht geeignet

Im Streit um die Bankensteuer begrüßt Treichl die vom Finanzminister verlautbare Abkehr von der Bilanzsumme als Berechnungsbasis. "Wenn schon eine Steuer, dann wenigstens in einer Form, die einen starken regulatorischen Effekt hat", sagte Treichl. Nicht sehr sinnvoll sei es dabei, die derivative Seite zu besteuern, sondern das viel spekulativere Handelsportfolio. Es macht bei der Ersten rund 7 Mrd. Euro aus.

Mit der Rückzahlung des staatlichen PS-Kapitals will sich Treichl noch Zeit lassen. Da das Produkt sowohl vom Staat als auch Privaten gekauft worden sei, sei es nicht gut, es schon nach einem Jahr zurückzugeben. Man beginne aber, darüber nachzudenken, gleichzeitig warte man auch auf Basel III.

Die Zukunft der Erste Group sieht Treichl generell "sehr positiv", sie habe ein krisenfestes Geschäftsmodell. Für das laufende Geschäftsjahr 2010 erhofft sich der Erste-Boss "hoffentlich eine langsame Verbesserung des Marktumfeldes". Konkrete Planzahlen blieb er schuldig.

Die Arbeitslosigkeit in Zentral- und Osteuropa werde sich in denn nächsten Monaten nicht verbessern. In Summe seien es keine optimistischen Aussichten. Das Ärgste scheine aber überwunden zu sein. Ab Mitte des Jahres erwartet Treichl aber erste positive Effekte auf dem Arbeitsmarkt. Die wirtschaftliche Entwicklung in Osteuropa sollte generell besser ausfallen wird, als noch von vielen erwartet wird.

Treichl: "Die Wertberichtigungs-Spitze war Ende 2009"

"Kredite und Risiko werden 2010 das Hauptthema bleiben", meinte Treichl. Er sei zuversichtlich, dass die Spitze bei den Wertberichtigungen im letzten Quartal 2009 erreicht wurde. Heuer seien keine Akquisitionen, Fusionen, Umstrukturierungen oder Restrukturierungen geplant. "Wir konzentrieren uns ausschließlich auf unsere Kunden und das Geschäft", meinte Treichl.

Befragt nach den Bonifikationen für den Vorstand, meinte Treichl, "die Wahrscheinlichkeit, dass sie höher als für 2008 sein werden, ist da, 2008 waren es Null".

In der geplanten Fusion der Raiffeisen International (RI) mit ihrer Mutter Raiffeisen Zentralbank (RZB) sieht der Erste-Chef eine "sehr vernünftige Maßnahme", weil eine börsennotierte Bank es beim Rating wesentlich leichter habe. Er hoffe, dass die ÖVAG einen Käufer für ihr Netz in Osteuropa findet. Bei der Kärntner Hypo Group stünden erst Restrukturierung und Bereinigung an, erst in ein bis zwei Jahren dürfte für sie ein Käufer gefunden werde.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.