Der Chef des europäischen Industrie- und Arbeitgeberverbands stellte in der ZiB2 klar: „Europa braucht neue Handelspartner.“
Markus Beyrer ist Chef des europäischen Industrie- und Arbeitgeberverbands. Er war am Donnerstag in der ZiB2 zu Gast und sprach mit Margit Laufer über die Zollpolitik Donald Trumps.
Auf die Frage, wie Europa auf die Zollpolitik der USA reagieren werde, antwortete Beyrer, dass es wichtig sei, dass Europa geschlossen als Union auftritt, wobei man auch weiterhin verhandlungsbereit bleiben müsse. Er wünsche sich keine moralisierende Kritik an der amerikanischen Zollpolitik, sondern, dass man kühl analysiert und schaut, wo die Interessen Europas liegen. Sollte es jedoch zu keinen Verhandlungen mit den USA kommen, müsse man als EU entsprechend reagieren. Europa könne den Amerikanern verschiedene Angebote machen, also eine Liste von Problemen für die USA abarbeiten. Das Wichtigste sei, die Situation nicht eskalieren zu lassen.
Antwort Europas
Eine entsprechende Reaktion bzw. Antwort Europas könne in zwei Schritten erfolgen, wobei man beachten müsse, dass hier 70 Prozent des Handels betroffen sind, sprich 380 Mrd. Euro. Zum einen sprach Beyrer die Zölle auf Stahl und Aluminium Mitte April an, zum anderen die heute in Kraft getretenen 25 Prozent für Autos und Autoteile, was eine riesige Diskussion innerhalb der EU zur Folge habe. Die EU habe demnach die Möglichkeit, selbst Waren in die Zölle zu nehmen, ebenso wie digitale und Finanzleistungen und das öffentliche Beschaffungswesen in Europa. All dies werde aber Diskussionen bedürfen und Wochen dauern, bis man konkrete Antworten parat hat.
Es sei nicht das Ziel, die USA hart zu treffen, sondern zu zeigen, "dass wir uns nicht fürchten und durchaus Druckmittel haben". Waren wie Harley Davidsons, Jeans und Bourbon zu besteuern, wäre genauso eine Möglichkeit, wie den Dienstleistungsbereich oder öffentliche Beschaffungswesen einzuschränken. Beyrer betonte indessen noch einmal, dass dies aber nur Instrumente seien, um überhaupt in Verhandlungen zu kommen.
Suche nach neuen Partnern
Trumps Zollpolitik sei jedenfalls eine wesentliche Zäsur und ein Angriff auf das frei geregelte Handelssystem in der Welt. Die USA sei bis dato der wichtigste Handelspartner für die EU und der zweitwichtigste für Österreich. Daher gelte es jetzt, sich intensiv nach neuen attraktiven Partnern umzuschauen, da ein Teil des amerikanischen Marktes verloren geht. Spannende mögliche Partner seien beispielsweise die Mercosur-Staaten rund um Argentinien und Brasilien, ebenso wie Mexiko, aber auch Indien und Südafrika. Das Wesentliche sei es, dass sich Europa stark auf die eigenen Interessen konzentriert.