Beim börsennotierte niederösterreichische Energieversorger EVN zeichnen sich die Verwerfungen auf den Energiemärkten im vergangenen Jahr deutlich im Geschäftsbericht ab.
Der Umsatz legte im Geschäftsjahr 2021/22 um 69,6 Prozent auf rund 4,06 Mrd. Euro zu, der Gewinn sank unterdessen um 35,6 Prozent auf 209,6 Mio. Euro. In Südosteuropa brachten etwa gestiegene Strompreise deutliche Zuwächse, gleichzeitig verteuerte sich der Fremdstrombezug stark, teilte das Unternehmen mit.
Die wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen, allen voran der Krieg in der Ukraine und die Aufholeffekte nach der Coronapandemie, haben in den vergangenen eineinhalb Jahren zu massiven Verwerfungen auf den Energiemärkten geführt. Die Strom- und Gaspreise unterlagen enormen Schwankungen und vervielfachten sich im Jahresvergleich. Geringere Wasserführung der Flüsse und notwendige umfangreiche Wartungen in vielen französischen Atomkraftwerken belasteten die Stromerzeugung und verknappten das Angebot.
Die hohen Umsatzerlöse führt die EVN neben den gestiegenen Strompreisen unter anderem auf Preiseffekte in der erneuerbaren Stromerzeugung, Preisanpassungen bei der EVN Wärme und höhere Umsatzerlöse aus dem Erdgashandel zurück. Der Übertragungsnetzbetreiber APG (Austrian Power Grid) habe zur Netzstabilisierung außerdem die Abrufe des Kraftwerks Theiß erhöht.
Der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger belief sich auf rund 2,28 Mrd. Euro, nach 1,06 Mrd. Euro im Vorjahr. Hier hätten vor allem die analog zu den Umsatzerlösen massiv gestiegenen Energiebeschaffungskosten in Südosteuropa, der höhere Primärenergieaufwand für das häufiger eingesetzte Kraftwerk Theiß sowie die höheren Beschaffungskosten der EVN Wärme durchgeschlagen.
Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) sank um 9,8 Prozent auf 754,8 Mio. Euro, das operative Ergebnis (EBIT) ging um 14,2 Prozent zurück und betrug 331,6 Mio. Euro. Das Finanzergebnis verringerte sich trotz einer höheren Dividende des Energieversorgers Verbund AG, an dem die EVN beteiligt ist, um 52,5 Prozent auf minus 30,5 Mio. Euro. Die Dividende soll sich dennoch mit 0,52 Euro je Aktie auf Vorjahresniveau bewegen. Die Nettoverschuldung erhöhte sich um 53,0 Prozent auf rund 1,25 Mrd. Euro.
Für das Geschäftsjahr 2022/23 rechnet der Energieversorger, unter Annahme stabiler Rahmenbedingungen, mit einem Konzernergebnis in der Höhe des Vorjahres, und damit in einer Bandbreite von etwa 190 Mio. bis 250 Mio. Euro. Auch bei der Dividende peilt das Unternehmen das Vorjahresniveau von 0,52 Euro je Aktie an, Aktionärinnen und Aktionäre sollen an zusätzlichen Ergebnissteigerungen in angemessener Höhe beteiligt werden. Die Investitionen sollen trotz der der schwierigen volks- und energiewirtschaftlichen Lage weiterhin rund 500 Mio. Euro pro Jahr erreichen.