Durch Rekord-Finanzierungsrunden von Bitpanda und GoStudent verbesserte sich Österreich von Rang 16 auf Rang 11.
Die Rekord-Finanzierungsrunden der Krypto-Handelsplattform Bitpanda und der Online-Nachhilfefirma GoStudent haben das Finanzierungsvolumen für Start-ups hierzulande im Vorjahr nach oben schnellen lassen. Österreich verbessert sich durch einen Anstieg von 212 Mio. Euro (2020) auf 1,24 Mrd. Euro (2021) im Europa-Ranking von Rang 16 auf Rang 11, geht aus einer aktuellen Erhebung der Prüfungsgesellschaft EY hervor.
Rund die Hälfte der Start-up-Investments in Österreich entfiel im vergangenen Jahr auf Bitpanda (367 Mio. Euro) und GoStudent (275 Mio. Euro).
Nicht so gut lief es aber bei der Anzahl der Finanzierungsrunden die von 145 im Jahr 2020 auf 130 im Jahr 2021 zurückging. Als einzigem der Top-15-Länder sank die Zahl der Finanzierungsrunden hierzulande und Österreich rutschte damit um 5 Plätze auf Platz 15 ab.
Rückgang hat mehrere Gründe
Für den Rückgang der Finanzierungsrunden gibt es mehrere Gründe: "Das hängt einerseits mit einem sprunghaften Anstieg 2020 zusammen, wo auch bedingt durch den Ausbruch der Pandemie und die Unsicherheit manche liquiditätssichernde Finanzierungsrunden getätigt wurden", so der Start-up-Experte bei EY Österreich, Florian Haas, am Freitag in einer Aussendung. 2021 seien in Österreich "vor allem größere Runden mit Fokus auf Skalierung abgeschlossen" worden und bei Frühphasen-Investment, in dem Österreich traditionell eigentlich sehr gut aufgestellt war, habe es weniger Aktivität gegeben. "So erfreulich es ist, dass die Finanzierungsrunden in Österreich größer werden, so wichtig ist auch, dass es weiterhin auch abseits der Förderprogramme von FFG und AWS genügend Anschubfinanzierungen für heimische Start-ups gibt", sagte Haas.
Das meiste Risikokapital in Europa bekamen britische Start-ups mit 31,4 Mrd. Euro. Es folgte Deutschland mit 17,4 Mrd. Euro (plus 229 Prozent) und einem starken Zuwachs auch bei der Zahl der Finanzierungsrunden vor Frankreich (11,6 Mrd. Euro).
Deutschlands Gründermetropole Berlin schaffte es mit einem Finanzierungsvolumen von knapp 10,5 Mrd. Euro auf Platz 2 vor Paris (9,3 Mrd. Euro). Unangefochten blieb London, wo Start-ups 20,3 Mrd. Euro von Investoren einsammelten. München lag auf Rang vier (4 Mrd. Euro) und Wien auf Platz 13 (1 Mrd. Euro).
Briten an der Spitze
Bei den größten Deals in Europa lag demnach die britische Tiermedizin-Gruppe IVC Evidensia vorn mit einer Finanzierung von knapp 3,5 Milliarden Euro. Es folgten das schwedische Batterie Start-up Northvolt (2,28 Mrd. Euro) und die britische Constellation Automotive Group (1,15 Mrd. Euro). Auf Rang vier und fünf kamen der Berliner Lieferdienst Gorillas mit einer Geldspritze von 861 Millionen Euro und der Münchner Software-Entwickler Celonis (830 Mio. Euro). In den Top Ten fanden sich zudem die von Wiener gegründete Smartphone-Bank N26 und der Online-Broker Trade Republic (beide Berlin) sowie der Elektro-Ladesäulen-Betreiber Ionity (München).
Insgesamt gab es beim Finanzierungsvolumen in Europa mehr als eine Verdopplung (+141 Prozent) zum Vorjahr auf 88 Milliarden Euro. Nach einem Dämpfer in der Pandemie sitzt das Geld bei Investoren wieder locker, zudem ist nach Jahren der Niedrigzinsen viel Liquidität im Markt. EY sieht einen "enormen Anlagedruck" bei Investoren.
Start-ups sind auf Investoren wie Wagniskapitalfonds oder Konzerne angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Wachstumsfirmen profitieren mit ihren technologiegetriebenen Geschäften davon, dass die Digitalisierung in der Pandemie einen Schub bekommen hat - etwa bei Online-Shopping, Finanzgeschäften oder Essenslieferungen.
Jedoch zieht es erfolgreiche Start-ups oft zu Börsengängen in die USA, etwa an die Technologiebörse Nasdaq. In den Vereinigten Staaten ist die Wagniskapitalbranche mit vielen großen risikofreudigen Geldgebern deutlich ausgeprägter als in Europa.