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Züge voll wie nie: Das tun die ÖBB jetzt gegen Reise-Chaos

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Rekord-Fahrgastzahlen bei den ÖBB, die Züge sind oft übervoll: Am kommenden Pfingstwochenende stocken die ÖBB ihre Kapazitäten wieder auf. "Eine Reservierungspflicht kommt aber nicht", betont der Vorstand.

Die lang heraufbeschworene Wende ist plötzlich da: Die Österreicher stürmen die Züge. „Im April hatten wir im Fernverkehr ein Plus von 10 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2019“, sagt ÖBB-Personenverkehrsvorständin Sabine Stock: „Auf der Weststrecke waren es sogar 14 Prozent mehr.“

Mehr Fahrgäste als vor der Pandemie

Für den Mai seien die Zahlen noch besser: „Die Reiselust ist zurück und der Trend zum klimafreundlichen Bahnfahren enorm stark.“ So seien die Nightjets für den Sommer fast ausgebucht. 

Angeheizt werde der Bahn-Boom vom Erfolg des Klimatickets (bisher 160.000 verkauft). Auch die hohen Spritpreise bringen immer mehr Menschen von der Straße auf die Schiene: „Wir haben von Woche zu Woche größere Pendlerströme.“  Auch die Einführung des flächendeckenden Parkpickerls in Wien ist ein Mitgrund fürs verstärkte Bahnfahren. Hinzu kommen täglich rund 2.000 Passagiere aus der Ukraine, die mit den ÖBB gratis fahren können.

3,6 Millionen Passagiere an einem Wochenende

Der Ansturm auf die Eisenbahn sorgte aber zuletzt aber nicht nur für Freude. Denn es häuften sich Beschwerden über zu volle Züge und immer wieder mussten Passagiere an besonders starken Reisetagen ihren Wunschzug verlassen. Das vergangene verlängerte Wochenende war das bisher stärkste. Von Mittwochnachmittag bis Sonntag führen 3.6 Millionen Menschen mit ÖBB-Zügen. "Davon mussten 700 wegen Überfüllung in andere Verkehrsmittel umsteigen - das sind 0,02 Prozent", so Stock. Von 1.500 Zügen seien elf betroffen gewesen. Die Bahn hat etwa Busse bereitgestellt, um Passagiere, die aus vollen Zügen aussteigen mussten, ans Ziel zu bringen.

Eine absolute Zahl, ab wann ein Zug als überfüllt gilt, gibt es nicht. "Das steht im Ermessen der Zugbegleiter, die eine große Verantwortung für die Sicherheit tragen", sagt Stock.

Entlastungszüge und Busse

 "Die starken Reisetage bleiben eine Herausforderung", so der fürs Flottenmanagement zuständige ÖBB-Vorstand Klaus Garstenauer. Man habe insgesamt genug Kapazitäten, es gehe eher um "Lenkungsprobleme" an gewissen Tagen. Es werde alles getan, um solche Herausforderungen zu stemmen. Garstenauer: "Instandhaltungsarbeiten finden unter der Woche statt, damit an Wochenenden alle Züge zur Verfügung stehen. Wir setzen Entlastungszüge ein - am vergangenen Wochenende waren es 16 -, stellen außerdem zusätzliche Garnituren und Busse bereit.

Keine Reservierungspflicht

Eine Reservierungspflicht stehe aber nicht im Raum, betont Vorständin Stock. "Wir bleiben beim offenen System." Reservieren helfe natürlich, sei auch zu Pfingsten dringend empfohlen. Eine Platzreservierung kostet drei Euro, für Klimaticket-Besitzer gibt es günstigere Abos. 

Die Diskussion um überfüllte Züge habe die Reservierungen jedenfalls schon gesteigert. Früher waren es im Fernverkehr unter 10 Prozent der Fahrgäste, die einen Sitzplatz reserviert haben - das ist laut Stock jetzt um 12 Prozentpunkte gestiegen.

13.000 zusätzliche Plätze zu Pfingsten

Zu Pfingsten stocken die ÖBB die Kapazitäten um 13.000 Sitzplätze auf, stellen wieder zusätzliche Züge und auch Busse bereit.

Mittelfristig läuft ein großes Erweiterungsprogramm bei den ÖBB. Bis 2030 sollen die Kapazitäten im Fernverkehr um 30 Prozent gesteigert werden, im Nahverkehr um 20 Prozent. In die Aufstockung des Fuhrparks von neuen Railjets bis Cityjets werden 4,1 Milliarden Euro investiert.

Täglich 7,5 Mal um die Erde

Derzeit fahren die ÖBB 111 Millionen Zugkilometer pro Jahr, das ist 2.800 Mal jährlich oder 7,5 Mal am Tag um die Erde. Bis 2028 werden es laut Garstenauer mit 125 Millionen Zugkilometer um 12,5 Prozent mehr werden. Dafür wird der integrierte Taktfahrplan ausgebaut. 

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