Billiges Geld:

US-Notenbank Fed senkt Leitzins

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Angesichts der negativen Vorzeichen für die Weltwirtschaft hat die US-Notenbank den Leitzins um 0,25 Punkte auf 1,5 bis 1,75 Prozent gesenkt.

Washington. Um einen Konjunktureinbruch zu verhindern, hat die US-Notenbank ihren Leitzins erneut um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Nach der dritten Zinssenkung in Folge seit Juli liegt der Leitzins damit nun im Korridor von 1,5 bis 1,75 Prozent, wie die Federal Reserve am Mittwoch in Washington mitteilte.

Die Zentralbank gehe von anhaltendem Wirtschaftswachstum aus, "aber es bestehen bei dieser Prognose weiter Unsicherheiten", hieß es mit Blick auf das global schwächere Wachstum. Der Inflationsdruck sei derzeit gering.
 
Die US-Wirtschaft befindet sich weiterhin auf Wachstumskurs. Die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr, doch die Warnsignale einer bevorstehenden Abkühlung mehren sich. Der Handelskrieg mit China lastet auf der US-Konjunktur, genauso wie geringere Investitionen der Privatwirtschaft und eine Flaute im verarbeitenden Gewerbe. Die Fed bemüht sich mit ihrer Geldpolitik, das nunmehr seit einem Jahrzehnt anhaltende Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten. Die Notenbank hatte daher nach Jahren stagnierender oder steigender Zinsen im Juli die Kehrtwende eingeleitet.
 

Reaktion der Märkte dürfte sich in Grenzen halten

Die jüngste Zinssenkung war allgemein erwartet worden, die Reaktion der Märkte dürfte sich daher in Grenzen halten. Mit Spannung erwarteten Investoren jedoch den weiteren Ausblick der Notenbanker: Wird die Fed zusätzliche Zinssenkungen andeuten? Oder wird die Zentralbank erstmal eine abwartende Stellung einnehmen? Investoren erhofften sich mehr Klarheit von Notenbankchef Jerome Powell, der am Mittwoch vor die Presse treten wollte.
 
Der Leitzins, die sogenannte Federal Funds Rate, ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld leihen. Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, weswegen Firmen leichter investieren können und viele Bürger weniger für den Schuldendienst ausgeben müssen - sie haben so mehr Einkommen zur Verfügung.
 
Die US-Wirtschaft konnte ihr Wachstumstempo im Sommer dank eines robusten Privatkonsums in etwa halten. Die weltgrößte Volkswirtschaft wuchs im dritten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 1,9 Prozent, wie Zahlen vom Mittwoch zeigten. Das war nur geringfügig weniger als das Wachstum von 2,0 Prozent, das im zweiten Vierteljahr erzielt wurde. Anders als in Europa werden Wachstumszahlen in den USA auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben damit an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Wachstumstempo ein Jahr lang anhielte. Die Wachstumszahlen aus den beiden großen Wirtschaftsräumen sind daher nicht unmittelbar miteinander vergleichbar.
 

Fed signalisiert mögliche Pause

Angesichts von Konjunktursorgen senkt die US-Notenbank den Leitzins zum dritten Mal in Folge und signalisiert zugleich Bereitschaft für eine Pause. Sie kappte den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch um einen weiteren Viertelpunkt - auf die neue Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Vorausgegangen waren Lockerungen im September und Juli.
 
US-Notenbankchef Jerome Powell hatte die Märkte auf die jüngste Senkung vorbereitet. Zugleich änderte die Fed im Begleittext zum Zinsbeschluss nun eine Passage, mit der sie bisher ihre Bereitschaft für weitere Senkungen signalisiert hatte.
 
Darin hatte sie zuvor angekündigt, angemessen zu handeln, um das Wirtschaftswachstum zu stützen. Nun heißt es in der geänderten Passage lediglich, sie werde die Konjunkturdaten beobachten und beurteilen, wie der "angemessene Pfad" für den Zins aussehen solle. "Das bedeutet für uns, das es keinen Automatismus für Zinssenkungen gibt", so Chefvolkswirt Uwe Burkert von der Landesbank Baden-Wuerttemberg.
 
Die Fed hatte die lockerere Geldpolitik vor dem Hintergrund der vom Zollkonflikt mit China ausgehenden Gefahren für die Konjunktur eingeleitet. Die USA und China haben in ihrem seit mehr als einem Jahr schwelenden Handelsstreit jedoch Mitte Oktober einen Durchbruch erzielt und sich in Teilen geeinigt. Das US-Wirtschaftswachstum hat sich im Sommer nur minimal auf eine Rate von aufs Jahr hochgerechnet 1,9 Prozent verringert. Als Warnsignal gilt jedoch, dass die Investitionen so stark einbrachen wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr.
 
Die US-Börsen haben sich nach der Zinssenkung auf eine Achterbahnfahrt begeben. Nachdem die Wall Street zunächst ihre Kursverluste ausgeweitet hatte, drehten alle drei Marktindizes im weiteren Verlauf ins Plus.
 
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