Vauxhall: Opels britische Schwester plagt Zukunftsangst

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Wo Opel drin ist, steht nicht immer Opel drauf. In Großbritannien heißen die nahezu baugleichen Fahrzeuge nämlich Vauxhall, benannt nach der Hütte eines Londoner Söldners aus dem 13. Jahrhundert. Mit dem Absatz der Vauxhall-Modelle sind die Autobauer auf der Insel erfolgreicher als ihre Rüsselsheimer Kollegen auf dem deutschen Markt.

Dabei sehen die Autos von Opel und Vauxhall fast wie eineiige Zwillinge aus. Nur das Lenkrad befindet sich bei Vauxhall auf der rechten Seite und statt eines Opel-Blitzes ziert ein Greif den Kühlergrill. Wie in einer großen Familie leidet Vauxhall ebenso wie die Schwester Opel am Niedergang der bisherigen US-Mutter General Motors (GM).

Warten auf Entscheidung über Verkauf des GM-Europageschäfts

Und so warten wie die Opelaner in Deutschland auch die Autobauer in Großbritannien auf die Entscheidung, wer den Zuschlag für das GM-Europageschäft erhält. Bei dem Übernahmepoker stehen auf britischer Seite zwei Fabriken mit 4.729 Stellen auf dem Spiel. Dem Werk Ellesmere Port, wo im Herbst der neue Astra vom Band laufen soll, droht die Schließung; Luton bangt ebenfalls um seine Jobs. Die Branche befürchtet das Ende einer weiteren Traditionsmarke, wobei gerade der Astra auf der Insel als zuverlässiger Fahrschul- und Streifenwagen gilt.

MG, Rover, Jaguar, Lotus und auch Vauxhall: Keiner der einst britischen Autofabrikanten ist mehr in britischer Hand. Nachdem GM 1925 Vauxhall gekauft hatte, fuhr das Zweilitermodell Cadet solide Profite ein. Mit dem Start der Serienproduktion im 1960 eröffneten Werk Ellesmere Port setzte zunächst die Talfahrt ein. Vauxhall haftete das Image an, rostige Karossen zu bauen. Mit Beginn der 1970er Jahre schraubten die Vauxhall-Mechaniker zunehmend Rüsselsheimer Ideen zusammen. "Nachdem die Crestas und Wyverns ausrangiert wurden, waren die Vauxhall-Karren in Wirklichkeit Opels", sagte Autohistoriker Eric Dymock der BBC. "Bei der Premiere des neuen Viva wusste jeder, es ist ein Opel Kadett."

Opel und Vauxhall einst Konkurrenten

Opel und Vauxhall jagten sich im Königreich zunächst gegenseitig die Kunden ab. Der Vauxhall Nova war baugleich mit dem Opel Corsa, der Vauxhall Senator war der Opel Omega. 1988 verschwand Opel vom britischen Automarkt. Vauxhalls Marktanteil stieg jedoch dank der Modelle aus Rüsselsheim stetig. Die Opel-Kopie war im vergangenen Jahr mit 14,0 Prozent Marktanteil (2007: 13,7 Prozent) die Nummer Zwei hinter Ford. Auf dem deutschen Markt verschlechterte sich das Opel-Original laut Kraftfahrtbundesamt auf einen Marktanteil von 8,3 Prozent (2007: 9,0 Prozent) und den vierten Platz - hinter Volkswagen, Daimler und BMW.

Wegen seiner Marktanteile gibt sich Vauxhall beim Übernahmepoker nicht geschlagen. Das Unternehmen hofft angesichts des drohenden Stellenabbaus in den europäischen GM-Werken, dank staatlicher Subventionen bessere Karten zu haben. Die Regierung hatte mit den beiden Bietern Magna und RHJ International (RHJI) bereits hinter verschlossenen Türen um jeden Job gefeilscht. "Ich warte ungeduldig auf eine Lösung", sagte Wirtschaftsminister Peter Mandelson vor einem möglichen Showdown in den kommenden Tagen.

Beide Bieter hätten signalisiert, das Werk Ellesmere Port zu behalten. "Es hat eine glorreiche Vergangenheit und eine blühende Zukunft." Wie viel Geld die Regierung gibt, hängt davon ab, wie viele Jobs der neue Besitzer für wie lange garantiert. Der Minister versprüht gerade jetzt Optimismus, wo die Abwrackprämie der Industrie wieder Fahrt gibt. Dafür stehen 300 Mio. Pfund (348 Mio. Euro) bereit. Die Prämie kurbelt nach Angaben des Automobilverbandes SMMT besonders die Nachfrage nach spritsparenden Fahrzeugen wie dem Vauxhall Corsa an.

Nur noch 178.000 Briten arbeiten im Fahrzeugbau

Trotz aller Flexibilität haben nur noch 178.000 Briten Arbeit im Fahrzeugbau, vor zehn Jahren waren es noch 100.000 mehr. An jedem Job hängen drei weitere Arbeitsplätze, etwa in der Werbeindustrie. Die Aussichten sind alles andere als rosig: Die Autoproduktion halbierte sich im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Der neue Opel-Besitzer wird den deutschen Markennamen wohl kaum wieder auf der Insel einführen. Opel möchte man eine Automarke im Englischen nicht nennen. Zu ähnlich klingt das Adjektiv "opal", was matt, milchig oder trübe heißen kann. Mit solch einem Gefühl lassen sich kaum Käufer finden und zum Fahren begeistern.

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