Billig, schnell – und brandgefährlich: Produkte aus extrem günstigen Online-Shops wie Temu oder Shein stehen immer stärker in der Kritik.
Hinter den verlockenden Mini-Preisen steckt ein System, das laut NGOs und Medien auf extremen Arbeitsbedingungen beruht: In Zulieferbetrieben werde bis zu 75 Stunden pro Woche gearbeitet, bei niedrigen Löhnen und kaum vorhandenem Arbeitsschutz.
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- Gleichzeitig wächst weltweit der Berg an Textilmüll. Viele Teile landen nach wenigen Einsätzen im Container – die Kosten für Entsorgung und Reinigung tragen am Ende Umwelt, Kommunen und Steuerzahler. Auch auf Kundenseite verändert sich der Markt: Rabattaktionen wie Black Friday verlieren an Zugkraft, weil Billigportale aus Asien das ganze Jahr über Tiefpreise bieten.
Die Dimensionen sind enorm: Rund 400.000 Pakete täglich verschicken Temu und Shein laut Handelsverband HDE allein nach Deutschland. Kartons, Folien und Füllmaterial belasten die kommunalen Müllsysteme, viele Städte warnen bereits vor steigenden Entsorgungskosten. EU-weit kamen 2024 4,6 Milliarden Pakete unter 150 Euro an – 91 Prozent davon aus China. Genau dort liegt das Problem: Unter diesem Warenwert fallen keine Zölle an. Temu und Co. nutzen dieses Schlupfloch strategisch, indem sie unzählige Mini-Bestellungen einzeln verschicken. Die EU will diese Regelung im kommenden Jahr schließen.
Alarmierende Zustände
Doch das Preisargument verblasst spätestens beim Thema Sicherheit. Eine Untersuchung der Stiftung Warentest zeigt alarmierende Befunde: Von 162 getesteten Produkten – darunter Schmuck, Babyspielzeug und USB-Ladegeräte – erfüllten 110 nicht die EU-Sicherheitsvorgaben. Mehrere Artikel wurden sogar als gefährlich eingestuft. Bei einzelnen Halsketten lagen die Cadmiumwerte 8500-fach über dem Grenzwert. Spielzeug und Ladegeräte wiesen Mängel auf, bei denen Brandgefahr oder Stromschläge nicht ausgeschlossen werden konnten. Verbraucherschützer warnen deshalb ausdrücklich vor Risiko-Produkten aus diesen Billigshops.
Dazu kommen massive Datenschutzvorwürfe: Der US-Bundesstaat Arizona hat Temu diese Woche wegen Daten-Diebstahls verklagt. Generalstaatsanwältin Kris Mayes wirft der App vor, ohne Zustimmung der Nutzer eine „schockierende Menge“ sensibler Daten zu sammeln – von GPS-Standorten bis zu vollständigen Listen anderer installierter Apps. „Die App kann überall registrieren, wohin Sie gehen – zur Arztpraxis, zur Bibliothek, zu politischen Veranstaltungen oder in die Häuser Ihrer Freunde“, so Mayes.