Deutscher Aufschwung steht auf tönernen Füßen

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Trotz der besseren Stimmung in den Unternehmen steht der Aufschwung auf wackligen Füßen. Wirtschaftsminister Brüderle und Bundesbankchef Weber stellen sich auf eine Durststrecke bis zum Frühjahr ein und hoffen, dass die deutsche Konjunktur nach der Winterpause wieder durchstartet. Spätestens ab Sommer dürfte aber nicht mehr das Wetter, sondern die Substanz der Erholung die Debatte bestimmen. Wenn die staatlichen Konjunkturprogramme auslaufen und die Zentralbanken weltweit von ihrer Politik des billigen Geldes abrücken, sehen Experten schwere Zeiten heraufziehen. Eine Delle, oder gar ein Rückfall in die Rezession scheint mittelfristig nicht mehr ausgeschlossen.

"Es ist offensichtlich, dass dieser Aufschwung auf keinem soliden Fundament steht", meint der Chef des Kieler Instituts für Wirtschaftsforschung (IfW), Dennis Snower, und nennt drei Gründe: "Weil Deutschland weiter so stark vom Export abhängt, weil die nach der Rezession steigende Arbeitslosigkeit den Konsum belasten wird und weil die Weltwirtschaft nach der Krise auf absehbare Zeit langsamer wachsen wird als vor der Krise."

Der IWF sieht dies ähnlich und sagt Deutschland 2010 nur ein Plus beim BIP von 1,5 % vorher. Die Exportwirtschaft werde durch das gedämpfte Wachstum der Euro-Zone und die Zurückhaltung der US-Verbraucher beeinträchtigt. Laut Wirtschaftsverband DIHK ist davon zurzeit nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Aussichten für das Auslandsgeschäft hellten sich jüngst noch einmal deutlich auf. Der Verband hält nun ein Wachstum von 2,3 % für realistisch.

Alles nur Zweckoptimismus?

Das sei "Zweckoptimismus", betont das Münchner Ifo-Institut, das monatlich den Geschäftsklimaindex veröffentlicht und damit auch nahe am Puls der Wirtschaft ist. Das viel beachtete Ifo-Stimmungsbarometer ist im Januar zwar den 10. Monat in Folge gestiegen, doch könnte in den nächsten Monaten hauptsächlich die bessere Lagebeurteilung für Auftrieb sorgen. "Die Konjunkturerwartungen sind weitgehend ausgereizt", sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Er geht davon aus, dass sich das Wachstum ab dem Frühjahr verlangsamt. Der Chef des Mannheimer ZEW, Wolfgang Franz, rechnet gar mit einer "Wellblechkonjunktur" - einem längeren Auf und Ab.

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Einst florierende Märkte wie die USA und Osteuropa, aber auch Spanien und Großbritannien bieten den deutschen Exporteuren längst nicht mehr dieselben Absatzchancen wie vor der Krise. Besondere Hoffnungen richten sich daher auf China, das die Weltwirtschaft als Zugpferd aus der Krise führen soll. Doch die Hoffnungen könnten trügen.

Die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft, die dank ihrer Konjunkturpakete robust zulegt, dürfte mit ihrer Wachstumsstrategie an Grenzen stoßen, warnt der Konjunkturchef des Ifo-Instituts, Kai Carstensen: "Man kann die Konjunktur nicht dauerhaft über staatliche Programme stützen." Die Pekinger Politik des billigen Geldes berge zudem Gefahrenpotenzial: "Insbesondere der Immobilienbereich in den Metropolen ist hochgradig blasenbehafet."

Hoffen auf ein stabiles China

Die deutschen Exporteure können nur hoffen, dass China Kurs hält. Sie lecken noch immer ihre Wunden, die die globale Krise geschlagen hat. Für 2010 peilen die Außenhändler ein Umsatzplus von bis zu 10 % an, damit wäre aber erst gut die Hälfte des schweren Einbruchs von 2009 wettgemacht.

Ob der Export die heimische Wirtschaft zu einem selbsttragenden Aufschwung führen kann, ist aber fraglich. Für das nächste Jahr fürchtet der Chef des gewerkschaftsnahen Instituts IMK, Gustav Horn, sogar den Rückfall in die Rezession: "Wenn die Politik kein neues Konjunkturprogramm auflegt, werden wir 2011 ein Problem haben."

Nach Ansicht von IfW-Chef Snower wird die Regierung schon in die Bredouille geraten, wenn es zu einer Delle kommen sollte: "Dann wird es sehr schwierig werden darauf zu reagieren, weil wir eigentlich bereits unser ganzes finanz- und geldpolitisches Pulver verschossen haben."

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