Ungeachtet der griechischen Schuldenkrise will Estland zum kommenden Jahreswechsel der Eurozone beitreten. "Wenn wir von den Zahlen sprechen, ist das absolut realistisch", sagte der estnische Finanzminister Jürgen Ligi.
Für eine kleine, unbekannte Volkswirtschaft sei es wichtig, der Euro-Währung anzugehören, um ausländische Investoren anzuziehen, sagte der Minister. Die EU-Institutionen werden im Frühjahr den Anwärter aus dem Baltikum beurteilen. EU-Währungskommissar Olli Rehn hatte im vergangenen Monat gesagt, Estland habe gute Aussichten, vom kommenden Jahr an als 17. Mitglied der Eurozone anzugehören. Andere Kandidaten für einen raschen Beitritt gibt es derzeit nicht.
Der Euro wird derzeit von der griechischen Schuldenkrise belastet. Die EU-Institutionen haben Athen unter eine beispiellose Überwachung gestellt, um das Debakel in den Griff zu bekommen. Wegen des Skandals soll die europäische Statistikbehörde Eurostat mehr Durchgriffsrechte bei der Kontrolle nationaler Budgetzahlen erhalten.
"Wir haben keine unabhängige Geldpolitik; das ist für ein Land mit 1,3 Mio. Menschen nicht möglich. Deshalb haben wir alle Nachteile, nicht den Euro zu haben, und keine der Vorteile", sagte Ligi und sicherte Stabilität zu. "Die Prognosen sagen vorher, dass wir die (Euro-)Kriterien im laufenden Jahr und in die Folgejahren erfüllen werden."
Laut EU-Kommission kam Estland im vergangenen Jahr auf eine Neuverschuldung von 3 % vom BIP - das Land hätte damit die Maastrichter Defizitgrenze gerade noch eingehalten. Die gesamtstaatliche Verschuldung lag demnach mit 7,4 % extrem niedrig. Schuldensünder Griechenland kam auf 112,6 % - erlaubt sind höchstens 60 %.