Griechische Industrie-Produktion brach ein

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Griechenlands Industrie hat im Februar einen herben Rückschlag erlitten. Binnen Jahresfrist brach die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe um 9,2 % ein, wie das Statistikamt in Athen am Freitag mitteilte. Noch im Jänner lag das Minus lediglich bei 2,5 %. Allein die Industriefirmen stellten 7,6 % weniger her als im Februar 2009, noch im Jänner lag der Rückgang nur bei 0,6 %.

Die griechische Industrie bekommt das Sparprogramm der Regierung in Athen schmerzlich zu spüren. Auch im März gab die Binnennachfrage deutlich nach, wie aus der jüngsten Umfrage des Markit-Instituts hervorgeht. Die Firmen machten die Sparmaßnahmen wie etwa die höhere Mehrwertsteuer für die Geschäftseinbußen verantwortlich.

Griechenland kämpft gegen die Überschuldung und will allein in diesem Jahr sein Haushaltsdefizit um vier Prozentpunkte reduzieren. Das belastet die Konjunktur: Die Notenbank in Athen geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 2 % sinkt. Die griechische Wirtschaft ist stark von Dienstleistungen abhängig: Das Verarbeitende Gewerbe macht nur etwa 15 % der Wirtschaftsleistung aus.

Schwellenländer-Fonds wollen keine Griechen-Anleihen

Schwellenländer-Fonds haben einem Investor zufolge kein Interesse an griechischen Staatsanleihen. Die Anleger seien zwar grundsätzlich immer an Risiko und hohen Zinsen interessiert, sagte der auf Emerging Markets spezialisierte Hedgefonds-Manager Eric Fine am Donnerstag zu Reuters. Sie seien aber auch gewohnt, genau hinzusehen und zu erkennen, wo die nächste Krise im Anmarsch sei. "Es sieht schlichtweg nicht wie eine nachhaltige Situation für uns aus", sagte der Manager der Investmentgesellschaft Van Eck Global.

Griechenland will in den kommenden beiden Monaten eine Dollar-Anleihe auf den Markt bringen und in den USA um Investoren werben, nachdem europäische und asiatische Anleger zuletzt weniger Interesse zeigten. Erstmals will sich das Eurozonen-Mitglied dabei als Schwellenland vermarkten. Doch dieser Schuss dürfte wohl nach hinten losgehen, sagte Fine, selbst wenn Griechenland hohe Renditen anbiete.

Die Regierung in Athen will seine Schuldenprobleme aus eigener Kraft lösen und zeigte sich zuletzt zuversichtlich, genügend Investoren am Markt zu finden. An den Märkten stößt sie damit jedoch zunehmend auf Skepsis. "Die Idee, dass Griechenland Geld am privaten Kapitalmarkt aufnehmen kann, wird gerade von den Märkten verworfen", sagte Fine.

Die Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen hatten am Donnerstag Rekordwerte erreicht, auch die Versicherung gegen den Ausfall der Bonds verteuerte sich deutlich. Nach Angaben des Finanzdatendienstleisters Markit ist es nur für Venezuela, Argentinien, Pakistan und der Ukraine noch teurer, sich gegen einen Staatsbankrott abzusichern.

Entspannung könnte nur dann in den Markt kommen, wenn Griechenland formal die EU und den IWF um Hilfe bitte, sagte Fine. Allerdings wäre der Börsenaufschwung wohl kurzlebig: Sobald Griechenland Hilfe bekomme, gehe die Spekulation los, welches andere Euro-Land ebenfalls Unterstützung benötige - "Spanien, Portugal, aber ich würde auch Italien und Belgien dazuzählen", sagte der Investor.

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