Großaktionär drängt Kuka-Spitze zum Rücktritt

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Nach monatelangem Machtkampf beim deutschen Roboterbauer Kuka hat Großaktionär Grenzebach die Führungsriege aus dem Konzern gedrängt. Vorstandschef Horst Kayser und Finanzchef Matthias Rapp legen ihre Ämter Ende September nieder, wie der Augsburger Konzern mitteilte. Bis dahin sollten Nachfolger gefunden werden.

Auch im Aufsichtsrat dreht sich das Personalkarussell: Gleich vier Mitglieder des Kontrollgremiums legten ihre Mandate zum 18. September nieder, darunter der Vorsitzende Rolf Bartke.

Der schwäbische Mittelständler Grenzebach, der 29,2 Prozent der Anteile an Kuka hält, hatte seit seinem Einstieg im Dezember das Top-Management mit Vorwürfen und Drohungen bekämpft. Der Großaktionär warf der Kuka-Führung vor, den Roboter- und Anlagenbauer zu spät und zu langsam von der kriselnden Autoindustrie abgekoppelt und Wachstumsfelder wie Medizin- oder Solartechnik erschlossen zu haben.

Grenzebach verlangte eine außerordentliche Hauptversammlung, um die Führungsriege zu kippen. Nach den Rücktrittsankündigungen bei der Aufsichtsratssitzung wurde er zurückgezogen. Nun sollen vier den Großaktionären genehme Aufsichtsratsmitglieder per Gericht bestellt werden, darunter der US-Investor Guy Wyser-Pratte selbst, der knapp 10 Prozent der Anteile hält. Den Vorsitz soll der Grenzebach-Vertraute Till Reuter übernehmen, der bereits dem Kontrollgremium angehört. Dort sitzt auch Grenzebach-Chef Bernd Minning.

Kritik an "ungeheuerlichem Vorgang"

Der bisherige Kuka-Aufsichtsrat und SAF-Holland-Chef Reiner Beutel kritisierte das Verhalten von Grenzebach als "unzuverlässig und sehr unprofessionell". "Es ist ein ungeheuerlicher Vorgang, dass Grenzebach als Minderheitsaktionär in massiver Form die Kontrolle beansprucht", sagte Beutel zu Reuters. "Das ist mit dem Aktienrecht und guter Corporate Governance nicht vereinbar." Der Antrag auf eine außerordentliche Hauptversammlung sei für ihn nicht nachvollziehbar gewesen. "Ich kann diesen Weg nicht mehr mittragen." Beutel galt im Kuka-Aufsichtsrat als Vertreter von Wyser-Pratte.

Der US-Investor hatte allerdings zuletzt Grenzebach unterstützt und sich dessen Kritik angeschlossen. In der Vergangenheit hatte der streitlustige Wyser-Pratte bei Kukas Vorgängerfirma IWKA einen drastischen Konzernumbau samt Verkauf der Verpackungstechnik erzwungen. Zwei Vorstandschefs wurden gefeuert, in der Folge verließen weitere Führungskräfte den Konzern.

Kayser war am 1. Oktober 2008 als Kuka-Chef angetreten. Zuvor war der 48 Jahre alte Wirtschaftsingenieur bei Siemens, unter anderem als Chefstratege. Der 42-jährige Rapp kam 2007 von Merz zu Kuka, wo er erst bei der Anlagensparte Systems tätig war, ehe er am 1. Juli 2008 zum Konzernfinanzvorstand aufstieg.

Nach jahrelangen internen Querelen hatte sich Kuka Ende vergangenen Jahres auf die Suche nach einem freundlichen Ankeraktionär gemacht und Grenzebach selbst an Bord geholt. Der Mittelständler erhöhte seinen Anteil aber stark und überraschte damit auch Kuka.

Die bisherigen Geschäftspartner gerieten immer wieder aneinander, etwa über die Besetzung von Aufsichtsratsposten oder wegen strategischer Fragen. Für Ärger sorgten auch die Ermittlungen gegen den Ex-Roboterchef Bernd Liepert, den Kuka wegen des Verdachts auf Untreue angezeigt hatte. Dabei geriet auch Grenzebach ins Visier der Fahnder. Nach seinem Rauswurf bei Kuka berät Liepert jetzt den Mittelständler.

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