Der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto hat China aufgefordert, endlich Beweise gegen seine vor einem Monat unter dem Vorwurf der Wirtschaftsspionage festgenommenen Mitarbeiter vorzulegen. Bisher sei das Unternehmen auch noch nicht über die konkreten Anschuldigungen informiert worden, sagte der Chef von Rio Tintos Eisenerz-Sparte, Sam Walsh.
Bei den Festgenommenen handelt es sich um drei chinesische Rio-Tinto-Mitarbeiter und den Eisenerz-Vertriebschef in China, Stern Hu. Die chinesischen Behörden werfen ihnen vor, sich Zugang zu Staatsgeheimnissen über die Preisverhandlungen für Eisenerz verschafft zu haben.
Unterdessen nahm die chinesische Behörde zum Schutz von Staatsgeheimnissen einen Artikel von ihrer Internetseite, in dem Rio Tinto am Wochenende vorgeworfen wurde, seit sechs Jahren den chinesischen Stahlsektor ausspioniert zu haben. Chinesische Firmen hätten deswegen rund 100 Mrd. Dollar (70,4 Mrd. Euro) zu viel für Eisenerz gezahlt, und Rio Tinto hätte davon am meisten profitiert.
Die australische Regierung wies die Vorwürfe gegen Rio Tinto als haltlos zurück. "Da der Artikel von der Internetseite genommen wurde, ist es nun ganz klar, dass es sich um die Meinung des Autors und nicht um eine offizielle Anschuldigung gehandelt hat", sagte Außenminister Stephen Smith. Auch in der chinesischen Zeitung "21st Century Business Herald" wurde der Autor mit den Worten zitiert, dass es sich lediglich um eine Meinungsäußerung gehandelt habe.
Der Tonfall zwischen beiden Regierungen blieb dennoch gereizt. Smith übermittelte der chinesischen Botschaft einen indirekten Tadel. Ein Berater der Botschaft hatte den National Press Club aufgefordert, eine Einladung an die Spitzenvertreterin der Exil-Uiguren, Rebiya Kadeer, zurückzunehmen.
China macht sie für die Unruhen in der Provinz Xinjiang verantwortlich, bei der im Juli fast 200 Menschen getötet und mehr als 1.600 verletzt wurden. "Botschaften, Diplomaten und Funktionäre sind befugt ihre Meinungen in der australischen Gesellschaft zu vertreten, aber wenn sie dies tun, dann müssen sie dies angemessen tun", sagte Smith.