SkyEurope ist am Ende

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Die slowakisch-österreichische Billigairline SkyEurope gibt auf. Der Restrukturierungstreuhhänder stellte Konkursantrag für die operative Tochter SkyEurope Airlines a.s., wie das Unternehmen in der Nacht auf Dienstag (1. September) mitteilte. Der Grund dafür sei, dass "keine vorübergehende Überbrückungsfinanzierung zur Aufrechterhaltung des operativen Betriebes abgeschlossen werden konnte". Der Flugbetrieb der seit Juni unter Gläubigerschutz stehenden Airline wurde mit sofortiger Wirkung eingestellt. Tausende Kunden sitzen im Ausland fest.

Bereits am Montagnachmittag hatte sich das Aus der Billigairline abgezeichnet. Nach Wien hatte auch der Flughafen Prag einen Abfertigungsstopp für Dienstag angekündigt, sollten die offenen Forderungen nicht sofort beglichen werden. Am Abend hatte es dann geheißen, dass auch alle Flüge ab Bratislava gestrichen würden.

Der Flughafen Wien hatte bereits Mitte August die SkyEurope-Abfertigung wegen offener Rechnungen gestoppt. Die Airline hatte die Passagiere daraufhin mit Bussen nach Bratislava gebracht und die Flüge von dort gestartet.

Die Fluglinie erklärte das Aus damit, dass der Versuch, eine Überbrückungsfinanzierung zu erhalten, im letzten Moment gescheitert sei. Daraufhin habe der für das Gläubigerschutzverfahren zuständige Treuhänder festgestellt, dass der Fortbetrieb nicht mehr möglich sei. Dies sei nach den "letzten Lieferantenaktionen, zurückgehenden Buchungen und Umsatzeinbrüchen" klar geworden. SkyEurope bedauere die daraus entstehenden Unannehmlichkeiten für die Reisenden, sagte Unternehmenssprecher Ronald Schranz gegenüber der APA. Um Passagiere, die auf ihren Abflug warteten, werde man sich kümmern und sie soweit wie möglich informieren.

Der Sprecher räumte allerdings ein, dass SkyEurope-Kunden, die sich bereits im Ausland befinden, sich selbst um alternative Rückreisemöglichkeiten kümmern müssen. Genaue Zahlen konnte er nicht nennen, es handle sich jedoch um "mehrere Tausend" Menschen.

Die seit Jahren unter chronischem Geldmangel leidende Billigairline hatte im Juni Insolvenz angemeldet und war seither unter Gläubigerschutz nach slowakischem Recht gestanden. Einer der Aktionäre von SkyEurope, die in Holland registrierte Focus Equity des Geschäftsmanns Alon Shklarek, hatte SkyEurope auch schon eine Finanzspitze bis zu 16,5 Mio. Euro in Aussicht gestellt, allerdings nur für den Fall, dass das in der Slowakei laufende Sanierungsverfahren erfolgreich abgeschlossen wird. Zuletzt hatten sogar die Mitarbeiter einer Stundung ihrer Juli-Gehälter zugestimmt um das Unternehmen vor dem Aus zu bewahren.

Die Aktie der SkyEurope ist vom Handel an der Wiener Börse ausgesetzt. "Von Börsebeginn bis auf weiteres" werde der Handel mit den Aktien der SkyEurope Holding AG ausgesetzt, teilte die Wiener Börse Dienstag früh in einer Aussendung mit. Die Orders werden für erloschen erklärt.

Der SkyEurope-Restrukturierungstreuhänder hatte gestern einen Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens gestellt, da keine Überbrückungsfinanzierung zur Aufrechterhaltung des operativen Betriebes abgeschlossen werden konnte. Alle Flüge der SkyEurope wurden eingestellt. Die Airline hatte schon im Juni Insolvenz angemeldet und war seither unter Gläubigerschutz nach slowakischem Recht gestanden.

AUA und Niki bieten gestrandeten Passagieren Heimholung an

Rückflugmöglichkeiten gelten für jene elf Destinationen, die sich mit jenen der AUA überschneiden, und je nach verfügbarem Platz in den Maschinen, erläuterte AUA-Sprecherin Pia Stradiot gegenüber der APA. "Wir gehen von mindestens Hunderten Betroffenen aus", sagte Stradiot, darunter viele Eltern mit schulpflichtigen Kindern.

Die AUA könne ihre Maschinen auffüllen, wenn eine Maschine ausgebucht sei komme die nächste in Frage. Eigene Sonderflüge mit AUA-Maschinen zur Heimholung gestrandeter SkyEurope-Passagiere werden zunächst nicht eingerichtet. "Es ist Hochsaison, alle Maschinen sind im Einsatz", erläuterte die Sprecherin.

Das Package koste für den Rückflug pauschal 150 Euro inklusive aller Gebühren und Taxen. Bei den elf überlappenden Destinationen handelt es sich um Amsterdam, Athen, Barcelona, Brüssel, Bukarest, Dubrovnik, Larnaka, Nizza, Paris, Sofia und Split.

Gestrandete Passagiere könnten sich an AUA-Verkaufsstellen beim CAT oder am Flughafen Wien werden sowie im Ausland an die AUA-Büros vor Ort. Über die AUA-Buchungszentrale (Tel. 05 1766 1000) könne täglich von 8 bis 20 Uhr telefonisch gebucht werden.

FlyNiki will die Passagiere um 99 Euro nach Hause zu bringen, erklärte Niki Lauda, Chef des SkyEurope-Mitbewerbers FlyNiki, der APA. "Das Angebot gilt ab sofort bis Mitte September, alle Airports sind bereits informiert", so Lauda. Das Angebot gelte je nach Platzverfügbarkeit, die Passagiere müssten lediglich ihr SkyEurope-Ticket vorweisen.

Auch die deutsche Fluggesellschaft AirBerlin bereite ein ähnliches Angebot vor, sagte Lauda. Wer etwa aus Lissabon zurück nach Wien wolle, müsse über das Drehkreuz von Air Berlin in Palma reisen. Air Berlin ist mit 24 Prozent an der Fluglinie FlyNiki beteiligt.

Lauda muss nun bei seinen Überlegungen, welche Flüge man im kommenden Jahr anbieten wird, auch die bisher von SkyEurope angebotenen Verbindungen berücksichtigen. "Wir sind gerade am Rechnen und Überlegen", auch wegen der AUA-Übernahme durch Lufthansa, sagte Lauda.

Das Scheitern von SkyEurope hat nach Laudas Ansicht nichts mit der aktuellen Wirtschaftskrise oder sonstigen Rahmenbedingungen zu tun, sondern "das Konzept von SkyEurope war von Anfang an falsch". Der slowakische Billigflieger habe sich die für den Geschäftserfolg nötige kritische Größe mit sehr viel Geld erkaufen wollen und habe deshalb immer mehr Sitzplätze immer billiger angeboten, ohne jemals Gewinne zu schreiben. "Die haben bis heute insgesamt knapp 200 Millionen Euro versenkt."

FlyNiki gehe es hingegen sehr gut, "das heurige Jahr wird sicher besser als das letzte", so Lauda. Wenn man in kleinen Schritten wachse so wie FlyNiki, "dann funktioniert das, auch in Krisenzeiten".

Fluggäste auf sich selbst gestellt

Tausende Passagiere müssten sich selbst um ihre Rückflüge kümmern, bedauert SkyEurope-Sprecher Roland Schranz gegenüber der APA. Andere Fluglinien hätten in derartigen Fällen eigene Interessen, die Passagiere zurückzuführen. "Eine im Konkurs befindliche Airline kann keine Deals schließen", so Schranz. Wie viele Passagiere akut von der Insolvenz betroffen seien, konnte der SkyEurope-Sprecher zunächst nicht sagen.

Jenen Kunden von SkyEurope, die ihre Flüge mit Kreditkarte bezahlt haben, aber den Flug nicht in Anspruch nehmen können, rät Schranz, sich bei der Bank, die die Kreditkarten ausgegeben hat, um Rückbuchungen zu bemühen. "Das bezahlte Geld wird der Airline erst nach Durchführung des Fluges ausbezahlt und befindet sich daher noch bei den Banken", so Schranz.

Das Aus für die Fluglinie sei trotz der angespannten Finanzlage "ziemlich überraschend" gekommen. Gestern, Montag, hätten sich die Ereignisse überschlagen, nachdem im letzten Moment die kurzfristige Überbrückungsfinanzierung nicht aufgestellt werden konnte. Dass es sich dabei um 5 Mio. Euro handeln soll, konnte Schranz nicht bestätigen. Dazu kam, dass Kerosin-Lieferanten und Flughäfen ihre Leistungen einstellten, schildert Schranz.

Der Konkursantrag wurde vom Restrukturierungsverwalter Jozef Griscik in der Slowakei gestellt, der damit "über Nacht zum Konkursverwalter wurde". Nach Angaben von Schranz wurden die gestundeten Mitarbeiterlöhne für Juli beglichen.

Hundstorfer fordert Konkurs-Absicherung

Konsumentenschutzminister Rudolf Hundstorfer (S) hat angesichts der SkyEurope-Pleite seine Forderung nach einer Konkurs-Absicherung für Fluglinien bekräftigt. Hundstorfer will, dass Fluglinien ähnlich wie die Veranstalter von Pauschalreisen dazu verpflichtet werden, Insolvenzabsicherungen abzuschließen, damit Konsumenten im Konkursfall entschädigt werden.

Die im konkreten Fall Betroffenen wies sein Ressort auf APA-Nachfrage auf die Beratungsstellen hin. Als Anlaufstelle nannte man den Verein für Konsumenteninformation (VKI) und die Homepage www.verbraucherrecht.at, die gerade aktualisiert wird.

Durch den Konkursfall haben die Behörden grundsätzlich keine Zuständigkeit, Gestrandete können daher nicht mit einer Rückholung durch die Republik rechnen. Die AUA hat den Betroffenen eine "Heimholung" um 150 Euro pro Ticket für überlappende Destinationen angeboten.

Konsumenten haben Chance auf - teilweisen - Ersatz

Der VKI sieht nach dem Konkurs der slowakisch-österreichischen Billigairline SkyEurope nur eine kleine Chance für eine Kostenerstattung für Passagiere. Besitzer von erst kürzlich gebuchten und mit Kreditkarte bezahlten Flugtickets, könnten auf die Kulanz des Kartenunternehmens hoffen, sofern die Zahlung noch nicht weitergeleitet sei, sagte der Leiter der Rechtsabteilung des VKI, Peter Kolba, am Dienstag zur APA. Alle anderen Kunden könnten ihre Forderungen gegen die Airline - inklusive Schadenersatzansprüchen - nur im slowakischen Konkursverfahren anmelden, und eine Erstattung hoffen, wenn auch nur zum Teil.

Einfacher sei die Situation für Urlauber, die nicht auf eigene Faust unterwegs sind. Wer den SkyEurope Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht hat, der kann sich an den Reiseveranstalter wenden, so Kolba. Dieser hat dafür zu sorgen, dass die vertraglich vereinbarte Beförderung stattfindet. Auch allfällige Geldansprüche sind gegen den Veranstalter zu richten.

Alle anderen SkyEurope-Kunden können sich nur im Rahmen des Konkursverfahrens um die Eintreibung ihrer Forderungen kümmern. Grundsätzlich haben Passagiere, deren Flüge abgesagt werden, laut EU-Fluggastrechte-Verordnung Anspruch auf Rückerstattung des Flugpreises sowie auf Zahlung einer Ausgleichsleistung - abhängig von der Flugentfernung zwischen 250 und 600 Euro.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es für SkyEurope-Kunden, die erst kürzlich ihren Flug gebucht haben und mit Kreditkarte bezahlt haben. Sollte die Zahlung noch nicht weitergeleitet sein, könnten sie auf die Rückzahlung hoffen. Einen Rechtsanspruch gibt es darauf nach Angaben des VKI nicht, allerdings zeigten sich die meisten Kartenunternehmen erfahrungsgemäß kulant.

Der heimische Kreditkarten-Abwickler Paylife (Visa, Mastercard) hat am Dienstag in einer Stellungnahme bereits erklärt, dass die Kunden ihre bezahlten Tickets refundiert bekommen, wenn der Flug nicht mehr angetreten werden kann. "Da die Fluglinie SkyEurope nachweislich den Betrieb eingestellt hat, kümmert sich PayLife für ihre Kunden um die Rückabwicklung" heißt es. Informationen zur Refundierung gebe es auf www.paylife.at und www.kreditkarte.at.

Wer wegen des "Grounding" der SkyEurope sich extra ein Rückflugticket kaufen oder weitere Übernachtungen zahlen muss, kann natürlich auch diese Kosten in der Slowakei anmelden, so Kolba. Der VKI arbeite derzeit an einem entsprechenden Formular und werde Betroffene laufend über das Verfahren auf seiner Web-Site www.verbraucherrecht.at informieren. Ein zusätzliches Problem für Kleingläubiger ist, dass sie nicht informiert werden, wenn sie keinen Zustellbefugten in der Slowakei, also etwa einen Anwalt, namhaft machen können. Mit einer Erstattung der Forderungen könne - wie immer in Konkursverfahren - jedenfalls nur zum Teil gerechnet werden.

Der VKI fordert - ebenso wie der ÖAMTC - daher eine Ausweitung der bisher nur für Reiseveranstalter zwingend vorgesehenen Insolvenzabsicherung. Im Rahmen einer Pauschalreise sei man auch gegen Probleme, wie sie jetzt viele Sky Europe Passagiere erleben, abgesichert, sagt Kolba. Pauschalreisende haben Anspruch auf die Organisation Ihrer Rückreise in die Heimat durch einen Abwickler und bekommen Reisepreise bei der Insolvenz eines Veranstalters in voller Höhe ersetzt. Das müsse die Europäische Union auch für Nur-Flug-Buchungen vorsehen.

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