Stahlbranche steht vor schwierigem Jahr

Teilen

Die Stahlbranche rechnet trotz einer sich abzeichnenden Erholung der Nachfrage mit einem schwierigen Jahr 2010. Hoffnung auf einen selbsttragenden Aufschwung gibt es erst für 2011. Angesichts derzeit steigender Rohstoffpreise warnte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff, vor Rohstoffkostensteigerungen, die von der Stahlindustrie nicht getragen werden könnten.

"Die Preise für Eisenerz und Kokskohle haben sich wieder weit von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten entfernt", sagte er bei der "Handelsblatt"-Jahrestagung "Stahlmarkt 2010". Für die Stahlunternehmen drohten zusätzliche Belastungen in Milliardenhöhe.

Schon im Krisenjahr 2009 hätten die langfristigen Rohstoffpreise ein Drittel über dem Niveau von 2007 gelegen, erklärte Kerkhoff. Die schwache Konjunktur hätte dagegen seiner Ansicht nach Preisreduzierungen dringend erfordert. "Stattdessen sehen wir eine starke Bewegung nach oben." Nach Einschätzung des Vorstandschefs des Stahlhändlers Klöckner & Co (KlöCo), Gisbert Rühl, sind die Eisenerzpreise in den vergangenen Monaten um bis zu 80 % gestiegen, Kokskohle koste rund 40 % mehr als auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise.

"Kalkulation immer schwieriger"

Die großen Bergbaukonzerne verlangten angesichts steigender Preise auf den kurzfristigen Spotmärkten eine Abkehr von dem seit Jahren praktizierten System fester Preise über ein längeren Zeitraum, sagte Kerkhoff. "Das macht eine Kalkulation immer schwieriger." Nach Ansicht des KlöCo-Chefs Rühl werden vor diesem Hintergrund die Stahlpreise im zweiten Quartal deutlich ansteigen.

Kerkhoff forderte von den Wettbewerbsbehörden, die geplante Zusammenlegung der Erzaktivitäten der beiden Rohstoffgiganten Rio Tinto und BHP Billiton in Australien zu untersagen, um deren Marktmacht nicht noch größer werden zu lassen. Rio Tinto und BHP Billiton sowie die brasilianische Vale haben einen Weltmarktanteil von 70 %.

Trotzdem sieht der Stahlverband nach den verheerenden Einbrüchen in der Krise das Schlimmste für die Branche überstanden. Auch dank staatlicher Konjunkturprogramme habe die Branche schneller aus dem Tal herausgefunden, als viele das erwartet hätten, sagte Kerkhoff. Zudem hätten die Stahlhersteller auf die Krise reagiert und ihre Produktion gedrosselt.

Im Jänner war die globale Stahlproduktion um ein Viertel gestiegen. In Deutschland wuchs sie im Vergleich zum Jänner vergangenen Jahres um 27,7 %. Der Stahlmarkt war mit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise im Spätsommer 2008 praktisch über Nacht eingebrochen. Diese Entwicklung hatte sich bis Ende des ersten Halbjahres 2009 fortgesetzt. Seitdem sieht sich die Branche auf Erholungskurs.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.