42 Prozent des neuen Unternehmens 'T-Mobile' soll die deutsche Mutter in Bonn halten.
Erst vor fünf Monaten war die Mega-Fusion offiziell abgeblasen worden, nun kommt sie doch zustande: Die Telekom-Tochter T-Mobile US schluckt den US-Rivalen Sprint. Am Sonntagabend sei eine verbindliche Einigung erzielt worden, um beide Unternehmen zusammenzuführen, heißt es in einer Mitteilung an die Aktionäre, die die Telekom am Abend verbreitete.
Milliarden-Hochzeit
Es ist eine Milliarden-Hochzeit, die die Kräfteverhältnisse auf dem umkämpften amerikanischen Mobilfunkmarkt neu definieren könnte.
42 Prozent des neuen Unternehmens "T-Mobile" soll die deutsche Mutter in Bonn halten. Die japanische Sprint-Mutter Softbank hält 27 Prozent, 31 Prozent gehen an freie Aktionäre. Verwaltungsratschef des neuen Unternehmens wird Telekomchef Timotheus Höttges. Die Geschäfte wird der bisherige Chef von T-Mobile US, John Legere, fortführen. "Die Deutsche Telekom stärkt damit ihre Präsenz in den führenden Märkten der westlichen Welt", teilte Höttges am Abend mit.
Enorme Dimensionen
Der Deal hat enorme Dimensionen: Aufgrund der hohen Verschuldung ergibt sich laut der Unternehmen ein Gesamtwert von knapp 150 Milliarden Dollar (124,28 Mrd. Euro). Die Transaktion wird über einen Aktientausch abgewickelt. "Für jeweils 9,75 Sprint-Anteile erhalten deren Aktionäre im Gegenzug eine neue Aktie der T-Mobile US ohne bare Zuzahlung", heißt es in der Mitteilung. Die Zustimmung der Kartellbehörden steht noch aus.
Die Nummer drei (T-Mobile) und vier (Sprint) im US-Telefongeschäft haben gemeinsam nach eigenen Angaben rund 127 Millionen Kunden und einen kombinierten Jahresumsatz von mehr als 70 Milliarden Dollar. Jetzt wollen sie zusammen zum Angriff auf die Branchenführer Verizon und AT&T blasen. Damit könnte der dritte Versuch, mit dem innerhalb von vier Jahren eine Fusion ausgelotet wird, zum Erfolg führen. Sprint war beim Börsenschluss am Freitag rund 26 Milliarden Dollar schwer, das entspricht etwa 6,50 Dollar je Aktie.
Karteirechtliche Bedenken
Bereits 2014 wollten die Unternehmen zusammengehen, damals scheiterte das Vorhaben an kartellrechtlichen Bedenken. Im vergangenen Jahr dann fieberte die Börse erneut lange auf die große Hochzeit hin, letztlich konnte man sich aber nicht auf Preis und Besitzverhältnisse einigen. Nun endet ein Machtpoker, bei dem die Telekom sich dank des starken Wachstums ihrer US-Tochter in den letzten Jahren gut behauptet zu haben scheint. Die Bonner halten zwar nur 42 Prozent am fusionierten Konzern, haben aber mit 69 Prozent der Stimmrechte das Sagen.
Dieses Zugeständnis dürfte Masayoshi Son nicht leicht gefallen sein. Der Chef des japanischen Softbank-Konzerns, dem fast 85 Prozent an Sprint gehören, ist neben Telekom-Boss Tim Höttges der wichtigste Entscheider bei dem Mega-Deal. Der ehrgeizige um umtriebige Tech-Milliardär mit dem Spitznamen "Masa" hatte den Mobilfunker 2012 mit dem Ziel übernommen, den US-Markt aufzurollen. Rasch nahm er den - damals noch kleineren Rivalen - T-Mobile ins Visier.
Gegenwind
Seitdem hat sich das Blatt jedoch gewendet. Die US-Tochter des Bonner Telekom-Konzerns war die letzten Jahre auf der Überholspur, so dass Sprint sich jetzt mit der Rolle des Junior-Partners begnügen muss. Die Telekom erhält die stimmrechtliche Kontrolle an der fusionierten Gesellschaft, die der extrovertierte T-Mobile-Chef John Legere führen wird. Für den Paradiesvogel, der Anzüge und Krawatte verschmäht und auf Twitter die Konkurrenz angeht, erfüllt sich damit ein Traum.
Für Gegenwind könnten jedoch noch die Wettbewerbshüter sorgen, die die Fusionspläne schon einmal durchkreuzt hatten. Eigentlich hatte Softbank-Chef Son gehofft, dass sich der Wind in Sachen Fusionen und Übernahmen in den USA mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump drehen würde. Er war einer der ersten Konzernlenker die nach dessen Wahl zum Antrittsbesuch im New Yorker Trump Tower erschienen. Doch mittlerweile gilt Trump in kartellrechtlichen Fragen eher als Wundertüte - eine Fusion von AT&T mit Time Warner versucht seine Administration zum Beispiel derzeit vor Gericht zu verhindern.
Für die Telekom ist das Happy End in dieser Partnersuche zugleich auch ein Schlussstrich unter ein US-Abenteuer, das zeitweise einem teuren Missverständnis glich. Denn lange war die 2001 vom damaligen Telekom-Chef Ron Sommer für horrende 40 Milliarden Euro eingekaufte US-Sparte ein Sorgenkind. Neben lückenhafter Netzabdeckung beutelte den kleinen Mobilfunker etwa, dass man das beliebte iPhone von Apple nicht im Angebot hatte - die Kunden liefen in Scharen zur Konkurrenz. 2011 scheiterte ein Verkaufsversuch an den Platzhirsch AT&T.