Unter Druck

Wohnbauförderung im Burgenland: Darlehenverkauf gefährdet leistbares Wohnen und regionale Wirtschaft

Der geplante Verkauf von Wohnbauförderungsdarlehen in Höhe von 700 Mio. Euro stellt die Zukunft des leistbaren Wohnens im Burgenland massiv infrage. Während weiterhin Beiträge eingehoben werden, bleiben Investitionen in den geförderten Neubau aus – mit gefährlichen Folgen für Mietpreise. 

Der geplante Verkauf der Wohnbauförderungsdarlehen in der Höhe von 700 Millionen Euro destabilisiert nach Ansicht der ARGE Eigenheim das System des leistbaren Wohnens. Damit werde nicht nur die aktuelle Wohnsituation vieler Burgenländerinnen und Burgenländer gefährdet, sondern auch die Chancen kommender Generationen auf bezahlbaren Wohnraum geschmälert.
Seit 2022 wurden im Burgenland keine Wohnbauförderungsmittel mehr für den Neubau an gemeinnützige Bauträger vergeben. Diese Entscheidung zeigt massive Auswirkungen auf Wirtschaft, Arbeitsplätze und Wohnmarkt.

Beiträge werden eingehoben – aber nicht investiert 
Über ihre Wohnbauförderungsbeiträge leisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Burgenland Jahr für Jahr einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von leistbarem Wohnraum. Doch obwohl diese Beiträge – ein Prozent der Löhne und Gehälter – weiterhin eingehoben werden, fließen sie nicht in den vorgesehenen Zweck.
Statt dringend notwendiger Investitionen in geförderten Neubau kommt es zu einem Investitionsstopp, der sowohl die Wohnkosten als auch die regionale Wertschöpfung negativ beeinflusst.

„So Wohnt Burgenland GmbH“: Eigenbau reicht nicht aus 
Mit der 2023 gegründeten „So Wohnt Burgenland GmbH“ steigt das Land selbst in den Wohnbau ein. Doch die bisherigen Ergebnisse bleiben bescheiden: Lediglich sechs Reihenhäuser in Pinkafeld wurden fertiggestellt – ein Bauvolumen, das die ausgefallenen Leistungen gemeinnütziger Bauträger bei weitem nicht ersetzen kann. Die geringe Bautätigkeit hinterlässt eine Lücke am Markt und verstärkt die wirtschaftlichen Einbußen in der Region.

Gemeinnützige Bauträger ausgeschlossen: Kritik an Rückkaufplänen 
Besonders kritisch bewertet die ARGE Eigenheim die Pläne des Landes, den Rückkauf der Wohnbauförderungsdarlehen ausschließlich Häuslbauern zu ermöglichen. Gemeinnützige Bauvereinigungen, die langfristig stabile Mietpreise garantieren und den Großteil des leistbaren Wohnraums schaffen, bleiben außen vor. 
Ein begünstigter vorzeitiger Rückkauf durch diese Organisationen wäre nach Ansicht der ARGE logisch und notwendig – schließlich haben sie die Darlehen zur Schaffung leistbarer Wohnungen aufgenommen und tragen Verantwortung für stabile Mieten. Der Ausschluss verschärft bestehende Ungleichgewichte und nimmt den Bauträgern wichtige Planungssicherheit.

ARGE Eigenheim-Obfrau Isabella Stickler

ARGE Eigenheim-Obfrau Isabella Stickler

© ARGE Eigenheim

„Eingehoben, aber nicht investiert“: ARGE warnt vor wirtschaftlichen Schäden 
ARGE-Obfrau Isabella Stickler zeigt sich irritiert vom Vorgehen des Landes: „Seit 2022 wurde die Wohnbauförderung de facto eingefroren. Das ist eine Schwächung der regionalen Wirtschaft, die tausende Arbeitsplätze gefährdet. Die Menschen zahlen ihre Beiträge für leistbaren Wohnraum – und genau dafür müssen sie auch eingesetzt werden.“ Der Ausfall der Investitionen entzoge der Region dringend benötigte Wertschöpfung und verschärfe den Druck auf den Wohnungsmarkt.

Warum geförderter Wohnbau unverzichtbar ist 
Direkter Nutzen für die Bevölkerung. Investitionen in den geförderten Wohnbau wirken nicht nur sozial, sondern sind ein entscheidender Wirtschaftsmotor:

Geförderte Neubauwohnungen schaffen preisgünstigen Wohnraum und wirken preisdämpfend auf den gesamten Mietwohnungsmarkt, sie senken damit direkt und indirekt die Wohnkosten der Burgenländerinnen und Burgenländer.

Laut WIFO kann ein höherer Anteil gemeinnütziger Wohnbauprojekte die Mieten in Regionen mit angespanntem Markt deutlich stabilisieren.

Negative Folgen bei Nicht-Investition in geförderten Wohnbau:

Werden die Wohnbaudarlehen verkauft, verlieren Haushalte diese Entlastung, Mieten steigen, und leistbares Wohnen wird noch knapper.

Weniger regionale Wertschöpfung: Geförderter Wohnbau sichert Aufträge für Bauunternehmen, Handwerk und Zulieferer.

Arbeitsplätze gehen verloren: Der gemeinnützige Wohnbau schafft und sichert Jobs in Bau, Gewerken und Dienstleistung. Er sichert somit tausende Arbeits- und Ausbildungsplätze.

Steigende Kosten für Gemeinden: Fehlender Wohnbau verschärft sozialen Druck und Pendlerbewegungen.

 Verlust des revolvierenden Systems: Verkauf von Wohnbaudarlehen entzieht dem System Rückflüsse für neue Projekte.

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