Die österreichische Regierung will bis Ende Juni rund fünf Millionen Menschen erstimpfen. Diese Zahl wird mit der gesteigerten Impfbereitschaft erklärt und dass nun auch Schwangere immunisiert werden können.
Anfang April hat Bundeskanzler Sebastian Kurz versichert, dass alle impfwilligen Österreicher bis Ende Juni die Erstimpfung erhalten sollen. Nunmehr spricht die Regierung von fünf Millionen Erstimpfungen bis Monatsende. Dies wurde damit begründet, dass die Impfbereitschaft gestiegen sowie die Altersgruppe der impfbaren Bevölkerung auf zwölf Jahre gesenkt wurde und nun auch Schwangere immunisiert werden können.
"Impfstoff ist ausreichend vorhanden"
Dass alle, die sich impfen lassen wollen, die Immunisierung noch im Juni erhalten sollen, wird sich in den meisten Bundesländern nicht ausgehen, ergab zuvor ein Rundruf der APA. In Ober- und Niederösterreich sowie Vorarlberg sind die Impfungen bereits für alle Altersgruppen offen. Einzig Niederösterreich und Salzburg versichern, dass alle bereits angemeldeten Personen bis Ende Juni die erste Immunisierung erhalten sollen. Bis Ende Juni sollen fünf Millionen Menschen den Erststich erhalten, bekräftigten Kurz und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein bei einer Pressekonferenz am Dienstag. "Impfstoff ist ausreichend vorhanden", es werde nun "alles nach Zeitplan abgearbeitet", meinte Kurz.
Bisher 3,63 Mio. Österreicher
Bisher wurden 3,63 Millionen Österreicher geimpft. Um die fünf Millionen bis Monatsende erreichen zu können, fehlen somit noch 1,37 Millionen Menschen. Das bedeutet, dass täglich mehr als 45.600 Erstimpfungen durchgeführt werden müssen. Durchschnittlich haben die Bundesländer vorige Woche gut 35.000 Erstimpfungen pro Tag verabreicht (inklusive Johnson & Johnson). Derzeit werden wieder mehr Zweitimpfungen fällig, womit weniger Impfstoff für Erstimpfungen bleibt.
500.000 Menschen mehr
Kurz betonte bei der Pressekonferenz, dass man zunächst damit gerechnet habe, dass sich eben fünf Millionen Menschen gegen das Coronavirus impfen lassen wollen. "Mittlerweile gehen wir davon aus, dass sich rund 500.000 Menschen mehr impfen lassen", sagte er. Diese sollen "zügig im Juli" geimpft werden. Mit dem Vakzine von Biontech/Pfizer können auch Kinder ab zwölf Jahren immunisiert werden. Somit könnten mehr als 7,90 Millionen Österreicher geimpft werden. Die 5,5 Millionen Menschen würden eine Durchimpfungsquote von 69,6 Prozent ergeben.
Auch Kinder und Jugendliche
Mückstein kündigte an, dass im Juli und August auch Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren geimpft werden, bevor im September wieder die Schule beginnt. Bis Ende Juli soll Österreich sieben Millionen Impfdosen erhalten. Damit wäre sichergestellt, "dass jeder, der eine Impfung will, auch eine bekommt", bekräftigte der Gesundheitsminister. Einmal mehr sagte Kurz, dass die Impfung für alle geöffnet sei, die sich impfen lassen wollen. Er selbst ist noch ungeimpft und wartet auf die Immunisierung mit AstraZeneca. Nunmehr sei der öffentliche Dienst an der Reihe, "es kann auch bei mir nicht mehr lange dauern", sagte Kurz "in freudiger Erwartung, dass es bald so sein wird".
"Verschleierungstaktik"
SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher sprach nach der Pressekonferenz von einer Fortführung der "Verschleierungstaktik". "Längst ist bekannt, dass die türkis-grüne Regierung es bei der Impfstoffbeschaffung ordentlich vergeigt und aufgrund eines Kostendeckels das Kontingent nicht vollkommen ausgeschöpft hat. Sich jetzt hinzustellen und so zu tun, als könnten die Impfwilligen deshalb nicht alle bis Ende Juni den Erststich erhalten, weil die Impfbereitschaft gestiegen sei, ist unehrlich und reiht sich nahtlos in die PR-Schmähs des Kanzlers ein", kritisierte Kucher und forderte Kurz und Mückstein auf, ihre Fehler einzugestehen und nicht weiter leere Versprechungen zu machen.
NEOS: "Ein Versprechen nach dem anderen gebrochen"
Auch die NEOS zeigten sich "wenig überrascht", dass nicht jeder Impfwillige bis Ende Juni den Erststich erhalten wird. "Seit Beginn der Pandemie hat diese Bundesregierung ein Versprechen nach dem anderen gebrochen", konstatierte NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker und stellte die Frage, welches Versprechen als nächstes platzen wird.
Bis Ende Juni 60 Prozent impfen
Ein Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) betonte, dass nicht davon auszugehen sei, dass alle Personen, die dies möchten, mit Ende Juni den ersten Stich erhalten. Das Ziel sei jedenfalls, mit Ende Juni bis zu 60 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben. Mitte Juli wird - je nach Verfügbarkeit der Vakzine - mit 70 Prozent gerechnet, 80 Prozent sollen es dann im Lauf des August sein. Da würde dann auch von den Kindern ab zwölf Jahren schon ein sehr großer Teil mit dabei sein, hieß es. Vorerst wird in Wien jedenfalls weiterhin priorisiert - also nach Alter bzw. nach Risiko- und Berufsgruppe. Eine sofortige Freigabe der Termine für alle sei derzeit nicht geplant.
In Salzburg für alle ab 12 Jahren
In Niederösterreich sollen nach Angaben von LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP) und Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) bis Ende Juni alle Personen, die sich für die Corona-Schutzimpfung angemeldet haben, den ersten Stich erhalten. Die Termine waren im Bundesland vom 10. Mai an für alle Menschen ab 16 Jahren verfügbar. In Salzburg sollen bis Ende Juni all jene Impfwilligen den ersten Stich erhalten haben, die sich bis 26. Mai dazu angemeldet haben. Wer sich erst danach für die Impfung entschieden hat bzw. entscheiden wird, kommt dann ab Juli an die Reihe, sagte Gesundheitsreferent LHStv. Christian Stöckl. Da sich wohl auch danach immer wieder noch Menschen zur Immunisierung entschließen werden, sei ein abschließendes Datum nicht zu nennen. Seit heute können sich alle Salzburgerinnen und Salzburger ab zwölf Jahren zur Impfung anmelden.
Keine Priorisierung in Oberösterreich
In Oberösterreich sind die Impfungen seit 29. Mai für alle offen, es gibt keine Priorisierungen mehr. Zurzeit gibt es Impfangebote bis zur Woche vom 19. bis 25. Juli. Mit diesem Angebot sollte der Bedarf an Impfterminen derzeit - für die Anmeldungen ab 29. Mai - abgedeckt sein, hieß es aus dem Krisenstab. In Vorarlberg wurde die Impfpriorisierung nach Alter, Risiko oder Berufsgruppen schon vor drei Wochen aufgehoben. In der Steiermark sind in der vergangenen Woche rund 140.000 Impftermine für die erste Dosis an all jene vergeben worden, die bis vor einer Woche beim Land Steiermark angemeldet waren. Sie haben je nach Alter Termine bis zum 7. Juli erhalten. Diese Impfwilligen können ihre Termine im Notfall verschieben oder stornieren, falls sie schon wo anders eine Immunisierung erhalten haben. Die dadurch frei gewordenen Dosen werden dann je nach Alter an jene vergeben, die sich seit Dienstag vergangener Woche neu angemeldet haben oder sich erst in den kommenden Tagen oder Wochen anmelden. Eine völlig frei wählbare Buchung von Terminen wird erst dann möglich sein, wenn Vakzine nicht mehr in begrenzten Tranchen ankommen, sondern in ausreichender Menge lagernd seien, hieß es seitens des Landes Steiermark.
"Allen impfwilligen Personen ein Angebot machen"
Im Burgenland werde es sich "eher nicht" ausgehen, dass bis Ende Juni alle Impfwilligen die erste Impfung erhalten haben, hieß es vonseiten des Koordinationsstabs Coronavirus. Dafür würden die vorhandenen Impfstoffmengen nicht ausreichen. Derzeit gehe man davon aus, dass bis Mitte Juli jeder, der vorgemerkt ist, auch geimpft werden kann. In Kärnten kommen regelmäßig neue Anmeldungen auf der Impfplattform hinzu, sodass stets in etwa 50.000 Personen auf eine Impfung warten. "Es gibt nach wie vor mehr Impfwillige als Impfstoff", sagte Gerd Kurath vom Landespressedienst am Montag in einer Videokonferenz mit Journalisten. Eingeladen und geplant werde weiter von Woche zu Woche, da sich die Rahmenbedingungen ja immer wieder ändern. Bei der Vergabe von Impfterminen wird in Kärnten nur mehr nach Alter gereiht. Auch das Land Tirol wollte sich gegenüber der APA nicht genau festlegen, bis wann alle Impfwilligen ihre erste Dosis erhalten werden. Nachdem man bei den gelieferten Impfstoffmengen vom Bund abhängig sei, werde "von Woche zu Woche" geplant. "Ziel ist es, allen impfwilligen Personen ehestmöglich ein Impfangebot zu machen", hieß es.