Der Selbstversuch zeigt: Wer nach Urlauben in "Risikoländern" wie Spanien wieder einreist, erlebt das totale Behörden-Chaos. Daten werden nicht weitergeleitet, Infizierte könnten untertauchen.
Wien-Schwechat, Ankunft des Ryanair-Flugs aus Valencia: Wenige Meter nach dem Ausstieg haben Bundesheer-Angehörige eine Barriere aufgebaut - jeder der etwa 150 Passagiere muss vor dem Passieren der Sperre eines der auf einem kleinen Tischchen gestapelten Formulare ausfüllen - eine Drängelei um die Blätter und die wenigen Kugelschreiber folgt. Abstandsregel? Aus unerklärlichen Gründen außer Kraft gesetzt.
Die Bundesheer-Soldaten können den Passagieren dann auch nicht konkret mitteilen, wohin diese ihre Testergebnisse oder die Meldung vom Antritt der Heimquarantäne schicken sollen: "An den Magistrat." Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Anschrift? Keine Auskunft. Zitat: "Diese Information wurde uns bei der Befehlsausgabe nicht mitgeteilt."
Nächste Groteske: Auf dem Formular ist zu lesen, dass die Passagiere "binnen 48 Stunden" ein Testergebnis abzugeben hätten. Machen sie den Test nicht gleich am Flughafen (dauert 24 Stunden und kostet 120 Euro), ist diese Vorgabe aktuell in Wien nicht einzuhalten - jedes Labor benötigt aktuell mindestens 48 Stunden.
Das scheint aber ohnehin alles egal zu sein, denn die Wiener Gesundheitsbehörden erfahren gar nichts oder extrem verspätet von den Wienern, die aus Spanien am Flughafen Schwechat angekommen ist - die Datenübertragung vom Zettel, den die Bundesheer-Soldaten eingesammelt haben, an die Hauptwohnsitz-Behörde funktioniert nämlich nicht oder kaum. Ein Sprecher des Magistrats der Stadt Wien sagt dazu 36 Stunden nach der Landung in Schwechat: "Wir haben ihren Namen gecheckt - wir haben keine Information erhalten. Sie sind als Passagier, der aus einem Corona-Risikogebiet gekommen ist, nicht existent." Das sei leider auch üblich: "Wir bekommen auch viele Meldungen viel zu spät, oft 14 Tage nach der erfolgten Rückreise, wenn die Zeit der Heimquarantäne schon vorbei ist."
Dieses Informations-Chaos ist gefährlich, und zwar für ziemlich viele Österreicher: So könnten nicht kontrollierte Corona-Infizierte einfach an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, mit den Öffis fahren, auf jede Heimqurantäne oder auf eine Testung pfeifen - und so die Viren weiterverbreiten.
Der Autor dieses Berichts hat sich übrigens gleich am Airport testen lassen - alles gut, der Test war negativ.