"Adhäsione Abdomen": Unter abdominale Adhäsionen versteht man Verklebungen oder Verwachsungen zwischen Organen, die normalerweise nicht miteinander verbunden sind.
Die amerikanische Sängerin und Songwriterin Lisa Marie Presley verstarb völlig unerwartet am 12. Jänner 2023 im Alter von nur 54 Jahren. Laut dem Obduktionsbericht, der nun veröffentlicht wurde, erlitt sie einen Dünndarmverschluss aufgrund einer gewichtsreduzierenden Operation. Zwar lag der Eingriff bereits einige Jahre zurück, doch in dessen Folge habe sich Narbengewebe - sogenannte abdominale Adhäsionen - gebildet. Sie verursachten den Dünndarmverschluss, der letztendlich zum Herzstillstand geführt hat.
Adhäsionen sind Verklebungen zwischen Organen, die normalerweise nicht miteinander verbunden sind. Laut Prim. Dr. Johannes K. Stopfer, Vorstand der chirurgischen Abteilungen am Evangelischen Krankenhaus, treten sie bei jedem Zweiten nach Eingriffen im Bauchraum auf (weitere Ursachen finden Sie auf Seite 15 und im Infokasten links). "Jahrelang können sie unbemerkt bleiben und keinerlei Beschwerden verursachen, doch irgendwann treten plötzlich unbestimmte Bauchschmerzen, ein Druckgefühl im Bauch, Rückenschmerzen oder starke Stuhlprobleme auf, die darauf hinweisen", so der Arzt. In dem Fall müssen Betroffene sofort einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
Tragischer Tod
Wie in US-Medien berichtet, klagte Lisa Marie Presley seit Monaten über starke Bauchschmerzen, Erbrechen und Übelkeit, begab sich aber nicht in ärztliche Behandlung.
Minimalinvasive Technik hilft
"Innere Verwachsungen im Abdomen kann man durch einen gezielten, minimalinvasiven Eingriff in Präzisionsarbeit lösen", expliziert Prim. Stopfer. Das heißt, über einen kleinen Einschnitt wird ein Endoskop mit kleinster Kamera in den Bauchraum eingeführt, über einen zweiten Minischnitt werden die OP-Instrumente eingebracht, womit die Verwachsungen durchtrennt werden. Doch viele Patient:innen sind skeptisch, da eine Operation im Bauchraum die Verwachsungen in erster Linie ausgelöst hat. Prim. Stopfer beruhigt: "Da das Problem so viele Menschen betrifft, gewinnen wir Chirurgen auch immer mehr Erfahrung in puncto Lösung der Verklebungen."
Die wichtigsten Fakten im Überblick
Verklebungen im Bauchraum: Die wichtigsten Informationen über Ursache und Diagnose von abdominalen Adhäsionen.
Definition
Verklebungen oder Verwachsungen zwischen Organen im Bauchraum, die normalerweise nicht miteinander verbunden sind, bezeichnet man als abdominale Adhäsionen.
Ursache
Häufig werden abdominale Adhäsionen durch Operationen im Bauchraum verursacht. Verklebungen zwischen den Organen können aber auch die Folge von Bestrahlungen, Endometriose oder Entzündungen sein. Frauen sind insgesamt häufiger betroffen als Männer. Der Körper produziert laut Prim. Stopfer, Vorstand der chirurgischen Abteilungen am Evangelischen Krankenhaus, zunächst eine klebrige Substanz (Fibrin siehe Kasten rechts) um die innere Wunde. Die Verklebungen lösen sich üblicherweise binnen weniger Tage nach einer Operation oder Entzündung von selbst auf. Geschieht dies wie bei jedem Zweiten nicht, können dem Arzt zufolge feste Verwachsungen aus Bindegewebe entstehen.
Symptome
Adhäsionen können jahrelang keinerlei Beschwerden verursachen und unbemerkt bleiben. Irgendwann können sich dann plötzlich unbestimmte Bauchschmerzen, ein Druckgefühl im Bauch, Rückenschmerzen oder starke Stuhlprobleme äußern. Zwanzig bis vierzig Prozent der Fälle von weiblicher Unfruchtbarkeit sind auf Adhäsionen zurückzuführen.
Diagnose
Verwachsungen im Bauchraum gehören zu den schwer zu diagnostizierenden Erkrankungen. Wie Prim. Stopfer erläutert, gibt es keine spezifische Untersuchungsmethode, mit der man sie im Bauchraum exakt identifizieren kann. Anhaltspunkte können aber Ultraschalluntersuchungen, Darmspiegelungen und ein Computertomogramm (CT) geben. Die Diagnose erfolgt auch zumeist nach dem Ausschlussverfahren. Das heißt, es werden Schritt für Schritt alle Diagnosen mit den gleichen Krankheitszeichen geprüft und ausgeschlossen. Bleibt nur noch die Diagnose "Adhäsion" übrig, kann deren Ausmaß durch einen minimalinvasiven Eingriff festgestellt und auch behoben werden. Denn von alleine gehen Verwachsungen nicht weg. Im Gegensatz zu verklebten Faszien im muskulären Bereich könne man die narbigen Verklebungen im Bauchraum nicht mit speziellen Massagen und Osteopathie beweglicher machen. Verwachsungen aufgrund früherer Entzündungen oder ehemaliger großer Bauchoperationen dürfen Prim. Stopfer zufolge heute kein Grund mehr sein, auf nötige Eingriffe oder wichtige Vorsorgeuntersuchungen (z. B. Darmspiegelung) zu verzichten.
Therapie
Wie Adhäsionen behandelt werden, erklärt Prim:
Fibrin
Protein: Wie ein Superkleber verschließt diese klebrige Substanz nach Operationen die innere Wunde und bleibt manchmal auch am benachbarten Gewebe haften. Bei jedem zweiten Menschen baut sich Fibrin nicht ab und Verwachsungen aus Bindegewebe entstehen. Wie Adhäsionen nach einer Operation verhindert werden, weiß man heute noch nicht. Bei minimalinvasiven operativen Eingriffen entstehen sie meist nicht.