Die häufigste Erkrankung im Urlaub: Magen-Darm-Beschwerden. Denn unser längstes Organ ist ein Gewohnheitstier, das Veränderungen - wie eine Reise - nur schwer verdaut. Mit diesen einfachen Tipps bleibt Ihre Mitte in Balance.
Was der Darm nicht kennt, das schmeckt ihm nicht. Tatsächlich ist kaum ein physiologischer Vorgang so stark von Gewohnheit abhängig wie die Verdauung. Oftmals reicht eine kleine Umstellung, um Aufruhr zu erzeugen. Umso höher ist dieses Risiko auf Reisen: Die Veränderungen beginnen häufig schon vor Reiseantritt. Der Organismus spürt den Stress. Es folgt eine mitunter lange Anreise in die Urlaubsdestination, ein veränderter Tagesrhythmus und schließlich auch ungewohnte klimatische Bedingungen sowie häufig Flüssigkeits- und Bewegungsmangel. Trifft das Gewohnheitsorgan dann noch auf unbekannte Keime und Bakterien, die sich im Ausland vor allem im Wasser tummeln, kommt es häufig zu unangenehmen Beschwerden (Aufgeblähtheit, Verstopfung) bis hin zu schwerwiegende Erkrankungen (Reisediarrhö/ Reisedurchfall).
Boil it, cook it, peel it or forget it
Je schlechter die Qualität des Leitungswassers im Urlaubsland ist, desto höher ist das Risiko, an Durchfall zu erkranken. Unverträglich ist jedoch nicht nur das Wasser per se, sondern auch Lebensmittel wie Obst und Salat, die mit dem Wasser gereinigt wurden. Auch im cremigen Speiseeis kann sich Leitungswasser befinden. Wurden die Eiswürfel mit Leitungswasser hergestellt (Anm.: am besten immer nachfragen), gilt es auch, diese zu meiden. Ein weiteres Problem ist die mitunter nicht streng eingehaltene Kühlkette bei verderblichen Waren wie Fleisch, Fisch und Milchprodukten.
Die Eselsbrücke "Koch es, brat es, schäl es oder vergiss es" ist eine hilfreiche Devise für sicheres Essverhalten im Urlaub. Wer sich daran hält, vermeidet alle "riskanten" Lebensmittel, dazu zählen: Obst und Gemüse, das nicht geschält wurde, beziehungsweise generell rohes Gemüse, rohes Fleisch und Fleischprodukte (Beef Tatar) und roher Fisch (Sushi). Und wie bereits erwähnt: Auch Leitungswasser und sämtliche Speisen, die damit in Berührung kommen, sind tabu.
Nebst Einhaltung dieser "Regeln" ist es wichtig, auch möglichst gut vorbereitet zu sein. Schon gewusst? Die Darmprävention beginnt bereits vor der Reise mit guter Ernährung, Stressabbau sowie vorbeugenden Arzneien. Plus: Für den Ernstfall immer eine gut gefüllte Reiseapotheke mit im Gepäck haben.
Gesund bleiben im Süden
- Wasserqualität: Achten Sie darauf, ausschließlich Wasser aus industriell vorbereiteten Gebinden zu konsumieren und trinken Sie keinesfalls Leitungswasser direkt aus dem Wasserhahn.
- Vorsicht bei Eis: Speiseeis kann mit bedenklichem Wasser in Berührung gekommen sein. Kommen Eiswürfel ins Getränk: Fragen, aus welchem Wasser sie gemacht wurden.
- Boil it, cook it, peel it or forget it! Verzichten Sie auf rohes Gemüse, rohe Fisch- und Fleischprodukte sowie ungeschältes Obst. V. a. Buffets gelten als Bakterien-Hotspots.
- Hygiene: Regelmäßig Hände desinfizieren!
- Basische Elektrolyte: Sie haben im Urlaub eher mit Verstopfung als mit Durchfall zu kämpfen? Basische Elektrolyte helfen. Diese sind der biologische Kraftstoff, der die Verdauungsmuskulatur anregt. Die meisten Menschen, die an Verstopfung leiden, haben einen erhöhten Bedarf an den mineralischen Verdauungsstimulatoren Magnesium und Kalium, die in Bananen und Kürbiskernen enthalten sind. Industriell hergestellte Abführmittel sind übrigens keine Dauerlösung, da sie die Mineralstoff-Reserven vermindern können.
- Bewegung: Aktivität bringt die Darmperistaltik in Schwung. Nach dem Essen spazieren gehen - schützt vor Blähbauch und Verstopfung.
Prävention & SOS-Tipps
Darmpflege
Einige Zeit vorm Urlaub eine gesunde Darmflora mittels Probiotika und Synbiotika (in Apotheken) aufbauen. Je mehr gesunde Bakterien vorhanden sind, desto besser ist der Darm gegenüber unbekannten Keimen gewappnet.
Reiseapotheke
- Elektrolytmischungen sind die wohl einfachsten und ungefährlichsten Präparate bei Reisediarrhö. Die Mischungen werden oral eingenommen, gleichen den Flüssigkeitsverlust aus und enthalten zudem Kalium und Natrium.
- Peristaltikhemmer (Substanz loperamid, Imodium): sind am wirksamsten bei Reisediarrhö. Allerdings sollte deren Anwendung nicht leichtfertig und lange, sondern nur vorübergehend für ein bis maximal zwei Tage erfolgen.
- Antibiotika: Mitnahme ist sinnvoll, allerdings sollte man nicht vergessen, sich die Anwendung der Medikation genau vom Arzt erklären zu lassen. Probiotika und Synbiotika - auch während der Reise einnehmen.
Vorbeugende Impfung
80 Prozent aller Durchfälle bei Kindern unter zwei Jahren sind auf die sogenannten Rota-Viren zurückzuführen. Charakteristisch sind dabei wässriger Stuhl, Fieber und Erbrechen. Gegen Rota-Viren existiert eine Schutzimpfung, die in Österreich im Rahmen des kostenlosen Impfprogramms empfohlen wird.
Behandlung bei Durchfall
- Viel Flüssigkeit: Viel trinken unterstützt die Verdauung und verhindert Verstopfung. Bei Durchfall ist es besonders wichtig, viel Flüssigkeit aufzunehmen, um Austrocknung zu verhindern - am besten in kleinen Schlucken. Bei starkem Flüssigkeitsverlust sollten Elektrolytmischungen eingenommen werden. Besondere Vorsicht gilt bei Risikogruppen wie Babys und älteren Menschen - die Austrocknungsgefahr ist erhöht.
- Medikamente: Peristaltikhemmer helfen bei Durchfall, indem sie die Darmtätigkeit hemmen. Sie sollten stets nur kurzfristig eingesetzt werden. Wichtig: Bei Fieber: Finger weg! Gefährliche Erreger verbleiben sonst zu lange im Darm. Je nach Fall können Antibiotika nötig sein - nur nach ärztlicher Rücksprache!
- Potente Hausmitteln: Die "Morosche Karottensuppe" und Tees (z. B. Fenchel, Kümmel) helfen.