Immer mehr Menschen reagieren allergisch auf Pilzsporen, die mit der Luft tief in die Atemwege eindringen können. Messungen in rund 2.500 heimischen Wohnungen haben gezeigt, dass der Schimmel nur so blüht: Mehr als die Hälfte der Haushalte sind von Schimmelbildung betroffen. Jede vierte Probe zeigte sogar starke Belastungen an. Das sagten Ärzte und der Geschäftsführer der Firma AQA, die Testkits für Privathaushalte entwickelt hat, bei einer Pressekonferenz in Wien.
Die teils enormen Belastungen seien keine Einzelfälle. "Diese Daten entsprechen internationalen Vergleichsstudien, die auf ähnlich hohe Werte kommen", sagte AQA-Chef Thomas Schlatte. "Sind wir über einen längeren Zeitraum nennenswerten Schimmelpilzkonzentrationen ausgesetzt, kann dies zu einer gesundheitsschädigenden, bleibenden Atemwegserkrankung führen", sagte Beatrix Tichatschek vom Allergiezentrum Wien West.
"Die Sporen gelangen leicht in die tieferen Atemwege und lösen dort Husten, Bronchitis und Asthma aus. Schimmelpilze zählen bereits zu den wichtigsten Verursachern von Asthma. Wir haben in den vergangenen drei bis fünf Jahren eine massive Zunahme von Schimmelpilzallergikern registriert. In Zukunft ist das Gesundheitsrisiko durch Schimmelsporen höher einzustufen als durch Hausstaubmilben", warnte Tichatschek. "Wir sehen im Spitalsbereich eine Zunahme der allergischen Beschwerden und der Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel COPD (chronische obstruktive Lungenerkrankung, Anm.)", bestätigte der Internist Marcus Franz, Vorstand des Wiener Hartmannspitals.
Bisher waren die Hauptbelastungen von November bis März nachzuweisen. "Das ändert sich und die Belastungszeiträume dehnen sich aufs ganz Jahr aus", sagte Joseph Strauss, führender Pilzgenetiker des AIT Austrian Institute of Technology.
Wohnungen mit feuchtem Raumklima, das für Schimmelpilzwachstum hauptsächlich verantwortlich ist, hat es immer gegeben. Der Anstieg der Belastung hängt laut den Experten mit der modernen Bauweise und den gut isolierende Materialien zusammen, die eine Feuchtigkeitsabgabe nach außen praktisch verhindern. Außerdem wird immer schneller gebaut und bezogen, die Räume sind häufig noch nicht ausgetrocknet. Auch Baumängel wie Kältebrücken und Undichtheiten sowie Wassereintritt, und falsche Möblierung (keine Luftzirkulation zwischen Wand und Möbeln) begünstigen Schimmelbildung.
Eine wichtige Maßnahme gegen Schimmel ist ausreichendes, schockartiges Lüften. Oft hilft aber nur, die schuldtragenden Baumängel beseitigen zu lassen.
Service: Der "SchimmelCheck" ist in allen Postfilialen und im Drogeriefachhandel erhältlich. Die Analyse erfolgt in den Labors des AIT.