Skaten - ein Lebensstil trotzt dem Klischee

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Rund 800 Augenpaare haben Yannick Schall und sein Skateboard ins Visier genommen. Stampfende Bässe und ein gut aufgelegter Hallenmoderator erschweren dem 21-Jährigen die Konzentration auf seine Fahrt zusätzlich. Doch Schall ist bereits auf die nächsten 45 Sekunden fokussiert. So lange hat er Zeit, der Jury seine Tricks auf dem mit Rampen, Treppen und Geländern gespickten Parcours zu zeigen.

Tricks, die ihn ins Finale des Auftaktturniers der Deutschen Skateboard-Meisterschaft in Bremen bringen. Den Titel kann er an diesem Tag noch nicht gewinnen: Erst vier weitere Wettbewerbe komplettieren die Meisterschaftsserie.

Wenn er auf seinem Board unterwegs ist, fühlt sich Schall frei und unabhängig. "Ich weiß nicht, ob das für mich ein Sport ist - eher schon eine Lebenseinstellung oder ein Lebensstil", sagt der Student aus Berlin. Er gibt sich am Wochenende in Bremen locker und lässig: typisch Skateboarder. Doch gerade solche Klischees nerven Schall gewaltig. "Wir tragen nicht alle Baggyhosen, Baseballkappen und hören Hip-Hop", erklärt der amtierende Deutsche Meister.

Dass sich die Szene geöffnet und erweitert hat, verdeutlicht der dreitägige Wettbewerb während der Fun- und Extremsportmesse "Passion Sports Convention" (12. bis 14. März). Nur gut die Hälfte der Skater trägt die früher üblichen weiten Klamotten. Zwar haben die meisten Kopfhörer im Ohr. Doch Röhrenjeans gehören ebenso zur neuen Skateboardergarderobe wie Holzfällerhemden. Alles ist erlaubt, der Freizeitsport ist heterogener geworden - und wieder mächtig im Kommen.

"Die Entwicklung des Skatens verlief schon immer in Wellen. Nachdem es mit der großen Begeisterung Ende der 90er weniger wurde, ist Skateboarden jetzt wieder im Trend", sagt Ralf Middendorf vom Club of Skaters, Veranstalter der Deutschen Meisterschaft. Der Wettbewerb in Bremen versinnbildlicht die neue Popularität. Über 120 Teilnehmer sind in die Hansestadt gekommen, um sich ihren Traum vom Titel zu erfüllen. Amateure und Profis ermitteln ihren Champion dieses Jahr erstmals getrennt.

Zur neuen Skatergeneration gehört Gino Körner. Im Gegensatz zu Yannick Schall fährt der 10-Jährige beim Auftaktturnier der Deutschen Meisterschaft nicht um den Sieg. Bei 1,25 Meter Körpergröße ist sein Board halb so groß wie er. "Außerdem fehlt mir auf dem Brett das Gewicht", sagt Gino. Seit er drei Jahre alt wurde, ist er unterwegs auf den Brettern, die für ihn die Welt bedeuten. Und trotz seines jungen Alter wirkt der Fünftklässler aus Bremen wie ein alter Hase - eben Old School, wie es in der Szene heißt. "Beim Fahren höre ich nur Rap. Was anderes als Skater-Klamotten würde ich nicht anziehen", erklärt der jüngste Teilnehmer des Wettbewerbs, dessen Vorbild - na klar - US-Skaterlegende Tony Hawk ist.

Angesprochen auf seinen Lieblingstrick stellt sich Gino sofort auf sein Board, um den "Kickflip" zu zeigen. Mit erstaunlicher Leichtigkeit springt er hoch und zieht dadurch das Brett mit in die Luft. Als er auf dem Boden landen will, hat es sich unter ihm noch nicht komplett gedreht, der Schüler landet auf dem Hosenboden. "Naja", sagt er, "war ja jetzt kein Wettkampf." Und auch wenn es da um Punkte geht: Stürze sind zwar nicht geplant, werden aber einkalkuliert. Immer, wenn in den Finalrunden mal ein Olli, Heelflip oder Fifty-Fifty misslingt, gibt es aufmunternden Applaus - von Zuschauern und Konkurrenten.

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