Nach Kehlkopfentzündung geht Anna Netrebko auf Deutschland-Tour. Sanges-Partner Rolando Villazón fehlt. Er ist „ernsthaft erkrankt“.
Die gute Nachricht: Anna Netrebko (35) singt wieder. Nach Konzert-Absagen in Salzburg und Cortona wegen „Kehlkopfentzündung“ startet die Austro-Russin morgen ihre Deutschland-Tournee in Berlin. Die schlechte Nachricht: Rolando Villazón (35), der Salzburg ebenfalls wegen Stimmband-Problemen einen Korb gab, brilliert nicht an ihrer Seite. Der Tenor verordnete sich zwei Monate Bühnen-Abstinenz. Wann das Opern-Traumpaar wieder gemeinsam intoniert, steht in den Sternen.
Villazón hat labile Phase
„Netrebko und Villazón sind nicht
vergleichbar“, so Opern-Insider Harald Serafin (75), der selbst nach
Operation an den Stimmbändern fünf Jahre nicht singen konnte. „Netrebko ist
Russin und hart im Nehmen. Von der ersten Gesangsstunde wurde ihr Disziplin
eingetrichtert. Villazón hingegen ist ein sensibler, wenn nicht labiler
Charakter. Er hat auf der Bühne sein Innerstes nach außen gekehrt und dabei
die Stimme überfordert“, erklärt Serafin gegenüber ÖSTERREICH. Nachsatz:
„Dazu war er in Netrebko verliebt! Seine Erkrankung ist auch
psychosomatisch.“
Alleingang Netrebkos
Nicht nur Harald Serafin befürchtet ein
Karriereende für Rolando Villazón und damit das Aus des Traumpaars der
Opernwelt. „Sind die Stimmbänder angegriffen, kann das den Anfang vom Ende
bedeuten“, spricht Serafin aus eigener Erfahrung. „Ich habe mit
angegriffenem Kehlkopf gesungen, und jeder weiß, wie das geendet hat.“
Stimmband-Tumor, lautete bei Operetten-Star Serafin 1989 die Diagnose. Anna
Netrebko, die Serafin kurz bevor sie ihre Salzburg-Auftritte stornierte in
Baden-Baden bewunderte, wird sich nach einem neuen Bühnenpartner umsehen
müssen. „Sie sang großartig“, erinnert sich „Mr. Wunderbar“ an den Abend.
„Während des Essens bemerkte Netrebko ein Kratzen im Kehlkopf. Beim Singen
spürt man das nicht. Es war klar, dass sie zwei Wochen nicht auftreten kann,
danach die Sache jedoch erledigt ist“, erläutert Serafin weiter. Die
„Salzburger Empörung“ hält er für „aufgebauscht“.
„Villazón verheizt“
Im übereifrigen Management
ortet Intendant Serafin „das Übel“: „Der Druck ist enorm. Villazón erlangte
im Sog von Anna Netrebko ungeahnte Publicity, musste dann in Serie Partien
singen, für die er nicht reif war. Er wurde oder hat sich selbst verheizt!“
Branchenkenner bestätigen zudem, Netrebkos Management habe die Salzburger Stabat Mater-Abende initiiert, um nach den Traviata und Manon-Erfolgen einen Imagewechsel weg vom „leichten Mädchen“ herbeizuführen. Die Diva fühlte sich neben angegriffenem Kehlkopf Stabat Mater jedoch „stimmlich nicht gewachsen“. Für die anstehende Deutschland-Tour bedient Netrebko ihr angestammtes Repertoire. Dazu Serafin: „Netrebkos Stern wird weiterhin leuchten. Um Villazón mache ich mir große Sorgen.“