Der Neonaziskandal innerhalb der deutschen Polizei zieht immer weitere Kreise. Eine Aussage von Innenminister Seehofer diesbezüglich stieß Böhmermann sauer auf.
Nicht, dass wir das Problem in Österreich nicht auch hätten, aber in Deutschland wird nun zumindest massiv gegen rechtsradikale Polizisten vorgegangen. Nach dem Auffliegen eines breit angelegten Neonazi-Chats in Nordrhein-Westfalen am Donnerstag, bei dem 30 Polizisten suspendiert wurden, enttarnten die Ermittler selbiges nun auch in Mecklenburg-Vorpommern.
„Keine Einzelfälle mehr“ Ermittler zogen zwei Polizisten aus dem Verkehr, die auf ihren Privathandys antisemitische, ausländerfeindliche sowie naziverherrlichende Nachrichten verschickten. Insgesamt stünden nun 17 Beamte und ein Tarifangestellter der Landespolizei im Verdacht, rechtsextremes Gedankengut in Internet-Chats ausgetauscht zu haben. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier sagte dazu: „Die Zeit, in der wir von Einzelfällen reden, ist vorbei.“
Von einem Neonazi-Netzwerk will aber niemand etwas wissen. Bundesinnenminister Horst Seehofer beschwichtigt noch immer. Seehofer sagte im Zusammenhang mit der Serie an aufgeflogenen Nazi-Chatrooms bei deutschen Polizisten: „Ich bin überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit unserer Polizistinnen und Polizisten solche Machenschaften ablehnen und zweifelsfrei zu unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung stehen.“
Böhmermann: Ausraster und ehrliche Entschuldigung
Eine Aussage, die bei Jan Böhmermann die Sicherungen durchbrennen ließ. Der Satiriker und TV-Star, der sich offen gegen Rechtsextremismus ausspricht und engagiert, richtete Seehofer daraufhin auf Twitter ein herzhaftes „F… dich, Opa!“ aus. Mittlerweile löschte er den Tweet wieder und erklärte wie es zum Ausraster kam. "Ich hab vor Wut drei schlimme Wörter über Horst Seehofer getwittert. Ich bin so traurig und verzweifelt", so Böhmermann. Und weiter: "Egal, woran du glaubst oder woher deine Eltern stammen: Menschen sollen der Polizei vertrauen können und sich nicht vor ihr fürchten müssen", schrieb er weiter. Auch sein Heimatsender ZDF gab dem Satiriker Rückendeckung. "Der Tweet ist erkennbar spontan aus persönlicher Betroffenheit entstanden", heißt es in einem Statement gegenüber der "Bild".
Ich hab vor Wut drei schlimme Wörter über Horst Seehofer getwittert.
— Jan Böhmermann ???? (@janboehm) September 18, 2020
Ich bin so traurig und verzweifelt.
Egal, woran du glaubst oder woher deine Eltern stammen: Menschen sollen der Polizei vertrauen können und sich nicht vor ihr fürchten müssen.
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Der Tweet ist gelöscht.