Dieter Hallervorden wird 90 – und denkt trotzdem nicht ans Aufhören. Der Entertainer spricht offen über Liebe, Familie, Politik und seine Pläne für die Zukunft.
Im Berliner Schlosspark Theater herrscht derzeit Hochbetrieb. Denn am 5. September stehen gleich zwei Ereignisse auf dem Programm: die Premiere von Molières Klassiker „Der eingebildete Kranke“ – und der runde Geburtstag von Hausherr Dieter Hallervorden. Der Schauspieler, Kabarettist und Theatermacher wird 90 Jahre alt. Ans Aufhören denkt er aber nicht im Geringsten.
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„Alt, aber nicht tot“ – so könnte man Hallervordens Motto zusammenfassen. Selbstironisch meint er, er habe immerhin die „Begabung, Lob und Anerkennung in unbegrenztem Maß zu ertragen“. Dass er tatsächlich voller Energie steckt, zeigt nicht nur sein Theaterschaffen, sondern auch seine private Seite.
Christiane als Lebensretterin
Vor zehn Jahren lernte er seine Partnerin Christiane kennen – eine Begegnung, die sein Leben grundlegend veränderte. Sie habe ihm neuen Lebensmut gegeben, erzählt Hallervorden offen. In dunklen Momenten habe sie ihn sogar „gerettet“: Als er mit Suizidgedanken rang, brachte sie ihn in die Klinik. Heute sagt er: „Dank Christiane blicke ich völlig anders aufs Leben“, sagt er im Interview mit BILD.
Auch im Alltag gibt sie ihm Halt. Vor jeder Vorstellung stellt er ein Foto von ihr in die Garderobe, um daran erinnert zu werden, dass es Wichtigeres gibt als Lampenfieber oder Versprecher. Selbst beim Einschlafen hilft ihm ihre Gelassenheit: „Ich übernehme ihren Atemrhythmus – und schon kommt die Ruhe.“
Familie, Kinder, Beziehungen
Hallervorden hat drei Kinder: Dieter junior, Nathalie und Johannes. Mit den beiden Jüngeren verbindet ihn ein enges Verhältnis – privat wie beruflich, da beide ebenfalls im Theater- und Filmbereich aktiv sind. Den Kontakt zu seinem ältesten Sohn bedauert er hingegen als „eingeschlafen“. Rückblickend sagt er, er habe versucht, seinen Kindern „ein Nest und später Flügel“ zu geben.
Von seinen beiden Ex-Ehefrauen Rotraut Schindler und Elena Blume spricht er respektvoll. Man sehe sich zwar nur noch gelegentlich, aber das Verhältnis sei „fair und offen“.
Politisch unbequem
Auch mit 90 mischt sich Hallervorden gerne in gesellschaftliche Debatten ein – und stößt damit nicht selten auf Kritik. Sein im Frühjahr veröffentlichtes Gedicht „Gaza, Gaza“ sorgte für heftige Reaktionen, teils auch für den Vorwurf des Antisemitismus. Hallervorden bleibt dennoch dabei: Frieden sei nur mit einer Zwei-Staaten-Lösung möglich. Grundsätzlich fordert er mehr Sachlichkeit im Diskurs: „Man muss nicht einer Meinung sein, aber man muss sie äußern dürfen.“
Diese Haltung wurzelt in seiner Jugend in der DDR, wo er früh in Opposition zum System stand. „Ich muss meine Meinung äußern, sonst platzt mir der Kopf“, sagt er. Dass er damit zwischen allen Stühlen sitzt, nehme er bewusst in Kauf.
Fit für die Zukunft
Sein Elixier für Lebensfreude und Energie liegt auch in der Bewegung. Jeden Tag trainiert er: schwimmen gegen die Stromanlage im Pool, Ergometer, Inversionsbank. Zudem verzichtet er an rund 183 Tagen im Jahr konsequent auf Alkohol – „AF“ steht dann im Kalender.
Seinen 90. Geburtstag sieht Hallervorden gelassen – und mit einem Augenzwinkern. „Die Zipperlein halten sich bisher in Grenzen, also habe ich beschlossen, den Kampf Richtung 100 aufzunehmen.“ Angst vor dem Tod verspüre er nicht. „Älterwerden ist schließlich die einzige Möglichkeit, länger zu leben.“