Provokante Thesen

Eva Herman spaltet die Frauenwelt

Teilen

Als Star der ARD-Tagesschau war sie beliebt. Mit ihrem Buch "Das Eva-Prinzip" polarisiert sie Männer und Frauen. ÖSTERREICH holte Eva Herman nach Wien.

Die Wogen gingen hoch im Hotel Hilton, als Eva Herman, Ex-ARD-Tagesschau-Lady und Autorin des umstrittenen Bestsellers "Das Eva-Prinzip" ihre Thesen präsentierte. Sowohl im Publikum, als auch auf dem Podium liefen die Debatten heiß. Auf der einen Seite warfen ihr Marika Lichter und die Unternehmerin Karin Exner fassungslos vor, die moderne Frau zu verraten. Auf der anderen Seite bedankten sich Edith Rolles oder Daniela Plachutta für Hermans Tabubrüche, die sie selbst nie auszusprechen gewagt hätten.

Rolle schöpfungsgewollt?
Das ist eine, die wirklich polarisiert. Als sie jahrelang die ARD-Tagesschau moderierte, war sie Deutschlands ideale Schwiegertochter. Heute schreibt sie Dinge wie "Die schöpfungsgewollte Rollenverteilung von Mann und Frau“, " Frauen werden vermän­nlicht" und „fehlende Bemutterung führt Kinder zu Verhaltensauffälligkeiten“ und eckt damit im ganzen deutschen Sprachraum an. Und landet mit ihren Forderungen, Frauen mögen zu Gunsten ihrer Familie die Karriere schmeißen, einen Super-Seller.

Feministinnen böse
"Die Thesen sind angesiedelt zwischen Steinzeit-Keule und Mutterkreuz", ätzte Parade-Feministin Alice Schwarzer. Die Medien griffen begeistert die entbrannte Diskussion auf: Von der Boulevard-Zeitung ‚Bild' bis zur hoch seriösen FAZ hievten die Chefredakteure Hermans Thesen auf die Titelblätter. Die Schlagzeilen reichten von "Ist das wirklich Ihr Ernst?“ bis hin zu " Endlich sagt jemand die Wahrheit“.

Hauptargument der Gegner: Herman hat die vergangenen Jahrzehnte genau jenes Leben geführt, das sie heute bekrittelt. Als Aushängeschild der größten Nachrichtensendung im Deutschen Fernsehen, mit eigenem Talk-Format und zahlreichen anderen Shows eine Bilderbuch-Karriere im Fernsehen: damit verbunden Stress, Hektik und Arbeitseinsatz. Daheim wartete ihr kleiner Sohn Samson. Mit der demonstrierten Vereinbarkeit von Kind und Karriere war sie für viele berufstätige Mütter Vorbild und Ansporn zugleich.

Seitenwechsel
Umso härter traf ihre Fans der Wechsel ins konservative Lager und die Aufgabe ihres Jobs. Im ÖSTERREICH-Gespräch rechtfertigt sich Hermann: "Jeder hat das Recht über sein Leben zu reflektieren. Könnte ich heute alles neu gestalten, würde ich es anders machen, mich früher für ein Kind entscheiden."

Leicht gesagt, denn die Realität sieht anders aus: In Österreich gehen 63 Prozent aller Mütter arbeiten und müssen die Familie nebenbei organisieren. Nur knapp ein Viertel kann es sich leisten, zuhause zu bleiben. Die Grünen Eva Glawischnig, selbst Mutter: „Herman sollte Frauen selber entscheiden lassen. Solche Wegweiser können wir nicht brauchen“.

Aber offensichtlich werden sie gerne gelesen. "Das Eva Prinzip" verkaufte sich bis heute 82.000 Mal. Die zweite Auflage wird bereits gedruckt.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.