Arielle als Zeichentrick ist ein Klassiker dank der fetzigen Umsetzung und coller Musik, doch die neue Version ist...
Viel überflüssiges, bigottes Gerede gab es im Vorfeld rund um die Hautfarbe der schwarzen Arielle . Halle Bailey ist reizend, aber die am Computer in singende Meermenschen verwandelten Schauspieler sind ein Anblick, den man erst einmal verdauen muss. Disneys Realverfilmung des 1989er Zeichentrickmusicals "Arielle, die Meerjungfrau" ist ein schlecht beleuchteter, digitaler Albtraum unter dem Meer, der am 25. Mai in die Kinos kommt.
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Arielle prägte Kindheit vieler
Als neuestes einer Reihe von Disneys Live-Action-Remakes seiner beliebten Animationsfilme kommt mehr als 30 Jahre nach dem Original "Arielle, die Meerjungfrau" wieder ins Kino. Die freie Verfilmung von Hans Christian Andersens Märchen belebte im Jahr 1989 die kriselnde Zeichentrickschmiede und prägte die Kindheit vieler.
Sidekicks sind gruselig
Aber die lustigen Tiere im Film, die man womöglich aus der eigenen Jugend kennt, sehen nun alle leblos aus. Nicht ganz echt, aber auch nicht animiert. Arielles Kumpel Fabius (im Original: Jacob Tremblay) sieht wie etwas aus, das in einem Frankenstein-Aquarium kreiert wurde. Der Riffbarsch erinnert kaum wie seinen leuchtend gelben, fröhlichen, pummeligen Vorgänger. Die karibische Krabbe Sebastian (Daveed Diggs) sieht einem echten Krebstier beklemmend ähnlich, sodass die Dinge viel gruseliger erscheinen, als sie sein sollten, wenn er den Showstopper "Under the Sea" ("Unter dem Meer") singt, um Arielle die Unterwasserwelt schmackhaft zu machen.
Romantische Szene - So dunkel gedreht, dass man nichts sieht
Das sind die größten Kritikpunkte am Arielle-Film
- Eigenartige Technik: Die singenden und schwimmenden Schauspieler, die mittels CGI-Technologie künstliche Flossen bekommen haben, sind genauso unheimlich. Die Unterwasserszenen wurden nicht im Wasser, sondern mit einer Filmtechnik namens "Trocken-für-Nass" in einer Bluescreen-Umgebung gedreht, sodass die Schauspieler eigenartig herumschweben.
- Barbie Meerjungfrau-Puppe: Gespielt wird Arielle von der jungen schwarzen Schauspielerin Halle Bailey, die sich im Vorfeld des Kinostarts mit einer Legion widerwärtiger YouTube-Downvoter herumschlagen musste, die wütend waren, weil sie nicht wie im Zeichentrickfilm eine weiße Rothaarige ist. Die Darstellerin ist nicht das Problem und natürlich auch nicht ihre Hautfarbe. Ihre Gesangskünste sind erhaben, die Töne der Power-Ballade "Part of Your World" ("Ein Mensch zu sein") trifft sie ohne Probleme. Aber sie sieht aus wie die Barbie Meerjungfrau-Puppe in einem neonfarbenen Regenbogenlook. Zusammen mit den digitalen Haaren aus der Nachbearbeitung lässt es den Film billig wirken.
- Fader Eric: Die Story ist die gleiche wie 1989 - nun unter der Regie von Rob Marshall ("Chicago", "Mary Poppins' Rückkehr"). Arielle macht einen Deal mit der schurkischen Seehexe Ursula (eines der wenigen Highlights: die US-Komikerin Melissa McCarthy), ihre schöne Sirenenstimme gegen menschliche Beine einzutauschen, damit sie die Welt über Wasser erkunden und Prinz Erik (ziemlich fad: Jonah Andre Hauer-King) erobern kann, sehr zum Verdruss ihres Vaters König Triton (Javier Bardem). Aber sie muss sich innerhalb von drei Tagen den Kuss der "wahren Liebe" sichern, sonst verwandelt sie sich wieder in eine Meerjungfrau und gehört ihrer Oktopus-Tante.
- Schlüsselszenen versaut: Anders als im neuen "Avatar"-Film, wo jedes einzelne Detail strahlt, sieht das Leben unter dem Meer in "Arielle" ziemlich blass aus (kein Wunder, dass sie da raus will). Oberwasser ist es nicht viel besser: Die romantische Szene im Ruderboot zwischen Arielle und Erik ist so dunkel gedreht, dass man kaum erkennen kann, was passiert.
Songs wurden überarbeitet
Das Remake dauert obendrein zwei Stunden und 15 Minuten - fast eine Stunde länger als das Original. Der ursprüngliche Komponist Alan Menken arbeitete mit Musical-Mastermind Lin-Manuel Miranda ("Hamilton") zusammen, um neue Lieder und auch neue Texte für die beliebten Songs "Kiss the Girl" ("Küss sie doch") und "Poor Unfortunate Souls" ("Arme Seelen in Not") zu schreiben, weil nicht der Eindruck entstehen soll, dass sich Erik der stummen Arielle in irgendeiner Weise aufdrängen würde oder man als Frau den Mund halten soll.
In Bezug auf die Geschlechterpolitik war die titelgebende Nixe noch nie ein feministisches Leuchtfeuer, weil sie buchstäblich ihre Stimme aufgibt, um mit einem Mann zusammen zu sein, den sie kaum kennt. Wie heißt es so schön: Es muss sich alles ändern, damit es bleiben kann, wie es ist.