Am 29. September sind sie wieder bei uns zu sehen
Von rotzig-frechen Songs bis zu poppiger Sanftheit, von Partysounds bis hin zu Volksmusikanklängen: Das neue Album "Lasso" (ab 31.7. bei EMI) des Berliner Elektronikpop-Duos 2raumwohnung ist abwechslungsreich und so frei von musikalischen Zwängen wie wenige andere Longplayer. "Das freut mich", antwortet Sängerin Inga Humpe auf das Eingeständnis, dass die Einordnung des neuen Albums in eine bestimmte Musikrichtung sehr schwierig ist. "Es ist ein Wunsch von uns, dass man 'Lasso' nicht in das übliche Schubladen-System einfügen kann." Denn 2raumwohnung wollen ihre Musik "zwischen Dance und Indie spannend und neu" halten, sagten Humpe und Tommi Eckart vor ihrem Auftritt beim "Nuke"-Festival im burgenländischen Wiesen.
Trend zum Einzelsong
Obwohl der Trend im Musikkonsum immer mehr
hin zum Einzelsong geht, setzen 2raumwohung auf das gute alte Album
("Lasso" erscheint u.a. als CD/Vinyl-Doppelbox). "Nur Singles zu machen
würde mir keine Freude machen", so Humpe. Denn in einem Dutzend Songs könne
man "abwechslungsreich" sein und "zeigen, was einen eineinhalb Jahre lang
interessiert hat - wie bei einer Reise". Zwar gebe es bei "Lasso" kein
"übergeordnetes Konzept", jedoch seien die Stücke voneinander inspiriert
entstanden, sagt Humpe. Das Album auf einen Nenner zu bringen sei "schwierig
- da kann man nur sagen 'Musik'", lacht Humpe.
Ungewohnte Düsterheit
Textlich bewegt sich das Berliner Duo
("Berlin spielt eine große Rolle - da gibt es viele Möglichkeiten, sich
selbst zu verwirklichen") wieder zwischen sinnfreier Leichtigkeit
("Da-da-da") und Lyrics, bei denen es beim genaueren Zuhören doch einiges zu
entdecken gibt - nicht zuletzt eine für das Projekt eher ungewohnte
Düsterheit. Das Themenspektrum reiche von "Erdbeeren mit Sahne bis zu
einstürzenden Mauern", sagt auch Humpe. "Wir hören das Album ja 300 bis 700
Mal, bevor es fertig ist. Wenn man beim siebenhundertsten Mal einen Text
immer noch gut finden soll, dann muss der mehrere Ebenen haben."
Krisensicher
Der Sommerhit "36 Grad" aus dem Jahr 2007 ist "unser
'White Christmas'", schmunzelt Humpe. "Kaum geht das Thermometer über 30
Grad hoch, spielen die Radios in Deutschland den Song, und der kommt dann
auch immer wieder mal in die Charts." An dem Erfolg des Sommersongs und des
gleichnamigen Albums werde der neue Longplayer und seine Singles - die erste
heißt "Wir werden sehen" - "natürlich gemessen. Davon kann man sich nicht
befreien, auch wir sind ein Teil der Leistungsgesellschaft". Die
Album-Verkaufszahlen von 2raumwohnung seien immer "ungefähr gleich
gelegen", sagen Eckart und Humpe, "auch durch die Krise hinweg".
Eine Frage begleitet die allermeisten Interviews mit 2raumwohnung - wie es denn klappen kann, im Alltag ein Paar zu sein und dann auch noch zusammen zu arbeiten. Dass sie das dauernd gefragt werden, "nervt", sagen die beiden. "Es ist immer so ein bisschen ein Lauern, ob da zwischen uns nicht endlich die Fetzen fliegen", sagt Eckart. "Wichtig ist, dass solche Fragen uns die Chance geben, uns immer wieder neu zu sehen, und seien es auch nur minimale Schattierungen", ergänzt Humpe.
Aufgenommen wurde "Lasso" mit neuer Computertechnik und einem "handgemachten Mikrofon aus dem Schwarzwald", wie die beiden erzählen. Ob das wie eine der bekannten Kuckucksuhren eine kleine Tür mit dahinter verborgenem Aufzieh-Vogel hat? "Nein", lacht Humpe. "Aber wenn eine da wäre, dann käme dieser Kuckuck daraus direkt in meinen Kopf."
Wieder am 29.9. in Wien
Live (und auch immer mehr bei der
Aufnahme im Studio) wird das Duo von einer Band begleitet, die sich aus
Musikern verschiedener anderer Projekte - Nobelpenner, Schulz und Söhne
sowie Malakoff Kowalski - rekrutiert. "Das ist wie in der 'Factory', und ich
bin Andy Warhol", schmunzelt Humpe. Eckart korrigiert sanft: "Andrea
Warhol". Live zu erleben gibt es 2raumwohnung in Österreich
bereits wieder am 29. September im Wiener Gasometer.