Eine neue Studie belegt: Die wertbereinigten Bundes-Ausgaben für Kultur sind so niedrig wie schon seit zehn Jahren nicht mehr.
Die inflationsbereinigten Ausgaben des Bundes für Kultur waren 2006 auf dem tiefsten Stand zumindest seit 1995. Acht Ministerien haben im Vorjahr zwar mit knapp 764,5 Mio. Euro brutto nominal die zweithöchste Summe für die Kultur seit einem Jahrzehnt ausgegeben. Berücksichtigt man jedoch den Wertverlust durch die Inflation, waren es im Vergleich zu 1997 nur 661,9 Mio. Euro. So wenig ist es seit der Einführung der LIKUS-Systematik, die Kulturausgaben vergleichbar machen soll, im Jahr 1995 noch nie gewesen, zeigt eine Studie des Instituts für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft (IKM) an der Musikuniversität Wien.
Rückgänge bei Kulturausgaben
Der Anteil der Kultur an
den Gesamtausgaben des Bundes betrug 2006 nur 0,7 Prozent (1997: 0,95
Prozent, 2005: 0,78 Prozent), der Anteil an den allgemeinen
Haushaltsausgaben nur 1,08 Prozent (1997: 1,14 Prozent, 2005: 1,16 Prozent).
Real wurden im Vorjahr 26 Mio. Euro weniger ausgegeben als im langjährigen
Durchschnitt. Zum Teil große Rückgänge habe es vor allem im Bereich des
nicht-institutionalisierten Kulturbetriebs gegeben, sagte Peter Tschmuck vom
IKM am Dienstag bei einer Präsentation. Doch auch im institutionalisierten
Bereich habe es beispielsweise durch die seit 1999 eingefrorenen
Subventionen für die Bundesmuseen im letzten Jahr der schwarz-orangen
Regierung reale Rückgänge gegeben.
Verlierer: Darstellende Kunst & Zeitschriften
Größte
Verlierer im Vergleich zu den langjährigen Durchschnittswerten waren der
Bereich Theater, Musiktheater und Tanz (minus 12,7 Prozent), Baukulturelles
Erbe (minus 6,5 Prozent) sowie Zeitungen und Zeitschriften (minus 30,2
Prozent). Zugelegt im Vergleich mit den Durchschnittswerten haben Ausbildung
und Weiterbildung im Kulturbereich (plus 12,4 Prozent, wobei beispielsweise
die zusätzlichen Mittel für die Kunst- und Musikunis nicht in die Forschung,
sondern in die Infrastruktur gingen) sowie Museen, Archive und Wissenschaft
(plus 4 Prozent).
"Einmaleffekte"
Am Beispiel der Großveranstaltungen
zeigte Tschmuck, dass "ohne Einmaleffekte der Rückgang noch größer" gewesen
wäre: Zwar hat es 2006 um 16 Prozent Prozent mehr Geld für
Großveranstaltungen (im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt) gegeben,
jedoch beziehe sich diese Erhöhung auf eine Investitionsförderung für die
Bregenzer Festspiele. Die Förderung für die Veranstaltungen selbst stagniere
eigentlich. Daher betonten Tschmuck und Studien-Koautor Franz-Otto Hofecker,
dass es für die Bewertung immer "auf ein großes Bündel an Indikatoren"
ankomme, um eine differenzierte Sicht auf die Kulturförderung zu ermöglichen.
Pro-Kopf-Kulturausgaben nicht aussagekräftig
So läge zwar
Österreich etwa bei den Pro-Kopf-Kulturausgaben im internationalen Vergleich
mit nicht inflationsbereinigten Mitteln von rund 240 Euro an der zweiten
Stelle weltweit. Dass jedoch San Marino mit rund 1.600 Euro pro Kopf
Spitzenreiter in dieser Kategorie ist, zeige, wie wenig aussagekräftig ein
derartiges Indiz für sich genommen sei. Das IKM versuche daher,
Kulturausgaben vergleichbar zu machen, um Hilfe zu leisten, die Tendenz zum
Sinken bei den Kulturausgaben umzukehren. So könne in der Studie das
Finanzministerium ablesen, "wie wenig Kultur kostet und wie viel sie
insgesamt dem Staat bringt". Man wolle eine "komplexe Diskussion" anregen
und "nicht zur Tatenlosigkeit ermutigen".