"Die Liebe sucht ein Zimmer"
David Safier wurde als Drehbuchautor bekannt mit heiteren Stoffen im TV wie "Berlin, Berlin" oder als Autor des Buch-Hits "Mieses Karma" (2007) sowie der Buchreihe rund um "Miss Merkel" - Krimis, die die Ex-Bundeskanzlerin als Ermittlerin ins Rampenlicht stellen.
Doch Safier kann auch ganz andere Töne anschlagen. In "Solange wir leben" verarbeitete der Autor Teile seiner Familiengeschichte literarisch, die geprägt ist von der Flucht seines Vaters vor den Nazis aus Wien, der ungleichen Verbindung seiner Eltern nach dem Krieg.
Theater im Warschauer Ghetto
Safiers Roman "28 Tage" dreht sich um das Schicksal der jungen Schmugglerin Mira im Warschauer Ghetto die erfährt, dass die SS alle dort lebenden Personen ermorden wird. Der Ort, an dem der neue Wurf von Safier spielt, bleibt der gleiche. In "Die Liebe sucht ein Zimmer" dreht sich alles um ein Theater, das im Warschauer Ghetto weiter existieren darf. Hauptfigur ist die junge Schauspielerin Sara, von de wir bald erfahren, dass sie von einer Hölle in die andere gewechselt ist, nämlich von ihrem persönlichen Ehealptraum in die Gräuel des Holocausts.


Sie bekommt ein Angebot in Form eines Tickets in die Freiheit und hat nur 90 Minuten Zeit zu überlegen: Wird sie ihre große Liebe zurücklassen, um zu überleben?
Safier verhandelt in diesem Roman die großen und die kleinen menschlichen Themen. Darunter: Darf man glücklich sein im Unglück? Soll das eigene Leben über andere gestellt werden und nicht zuletzt: Wie können entmenschlichende Brutalität überhaupt ertragen werden? Die Liebe sucht ein Zimmer zeigt uns eindrücklich, weshalb wir Kriegsgräuel nie vergessen dürfen...
Der Autor im oe24-Talk über Krieg und seinen Schreibprozess
oe24: Herr Safier, Sie haben in der Vergangenheit viele lustige, heitere Stoffe bearbeitet. Wie nähern Sie sich einem ernsteren Thema, ist der Prozess anders?
SAFIER: Oh ja, diese Themen sind bei mir mit jahrelanger Recherche verbunden. Die Grundlage der ernsten Stoffe sind historische Wahrheiten, während ich in den heiteren Geschichten ganz eigene Welten erschaffe. Gleich ist allen: Sie müssen sich beim Lesen emotional wahr anfühlen.
oe24: Sie widmen ihr neues Buch “Die Liebe sucht ein Zimmer“ „allen, die in dunklen Zeiten Menschen zum Lachen bringen“. Leben wir derzeit in solchen Zeiten und wieso ist das Lachen so wichtig, wenn alles andere schwer ist?
SAFIER: Lachen verbindet die Menschen. Es kann nicht die Welt und das Elend verändern, aber es kann einen anderen Blick darauf geben. Mindestens eine Auszeit, wie kurz oder lang sie auch sein mag. Unsere Zeiten im deutschsprachigen Raum sind natürlich nicht dunkel, an anderen Orten der Welt hingegen schon.
oe24: Sie erzählen in ihrem Buch eine Geschichte, die im Warschauer Ghetto spielt. Warum ist es heutzutage, 80 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges, noch immer (oder gerade besonders) wichtig, dass wir uns an solche Geschichten und Schicksale erinnern?
SAFIER: Die Themen in meinen Büchern sind universell und drehen sich im Grunde immer um die Frage: Wie würde ich handeln? Diese Frage bewegt die Leserinnen und Leser und bietet eine neue Perspektive auf sich und die Umstände. Wenn es um das Spezifische der damaligen Zeit geht, nun, die Parallelen zu unserer Zeit sind ja teilweise vorhanden. Aus Katastrophen zu lernen heißt hoffentlich, Katastrophen zu verhindern.
oe24: Ihrem Roman liegt ein Theaterstück zugrunde, das 1942 uraufgeführt wurde im Ghetto, die Nazis haben das überraschenderweise erlaubt. Was ist für Sie das Besondere an diesem Theaterstück?
SAFIER: Es ist meines Wissens das einzige von Juden während der Shoa geschriebene Theaterstück, das vollständig überliefert ist. Bei ihm handelt es sich um eine Komödie, über die die Menschen, die im Elend des Ghettos lebten, gelacht haben. Fünf Monate bevor das Warschauer Ghetto geräumt und die Menschen in die Konzentrationslager deportiert wurden. Es ist keine sogenannte Holocaustkomödie, aber eine Komödie aus den Zeiten der Shoa.