Charlotte Roche

"Die Realität ist viel schlimmer"

Teilen

Charlotte Roche erzählt vom Tod ihrer Geschwister – im Kino und in ÖSTERREICH.

ÖSTERREICH: „Schoßgebete“ ist sehr persönlicher Stoff. Wie schwer war es, das Zepter für den Film abzugeben?
Charlotte Roche: Gar nicht. Ich habe beschlossen, dass ich eine Autorin sein möchte, die sich nicht einmischt. Nur weil man einen Roman schreibt, heißt das noch lange nicht, dass man auch gute Filme machen kann.

ÖSTERREICH: Lavinia Wilson wirkt wie eine zweite Charlotte Roche. Würden Sie das unterschreiben?
Roche: Ja (lacht.) Ich finde das keine Beleidigung. Ich habe mir selbst beim Casting gedacht, das ist ja voll gruselig, die redet wie ich. Und das Neurotische spielt sie umwerfend gut. Ich will aber nicht Lavinias Aussehen beleidigen. Ich finde, sie ist jünger und dünner!

ÖSTERREICH: „Schoßgebete“ dreht sich um den Unfalltod Ihrer eigenen Geschwister. Ist das nicht schwer auszuhalten, diese Momente auf der Leinwand zu sehen?
Roche: Es ist lustig, dass sich die Leute immer Sorgen um meine Psyche machen. Ich habe mich natürlich auch gefragt, ob ich den Film psychisch verpackt bekomme. Aber das Buch ist viel näher an der Realität. Der Film ist viel einfacher auszuhalten, als ich gedacht hätte.

ÖSTERREICH: Ist das Schreiben für Sie eine Art Therapie?
Roche: Schreiben ist bei mir rein therapeutisch. Nicht nur beim Unfall, sondern auch bei den Störungen, die daraus resultieren. Alle denken ja, ich wäre so frei, weil ich so viel über Sex schreibe. Die Wahrheit ist: Ich muss so viel über Sex schreiben, weil ich total verklemmt bin.

ÖSTERREICH: Im Film sieht man Ihre toten Geschwister im Wald spielen. Was glauben Sie, kommt wirklich nach dem Tod?
Roche: Ich glaube, dass man nur Körper ist, Gehirn, Muskeln und Haut. Und wenn man tot ist, ist man komplett weg und wird von Würmern aufgefressen.

A. Hofer

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Charlotte Roche: Porno oder Literatur?