Der Hin- und Her-Ex von Kate Moss kann mehr als Drogen nehmen und Reporter prügeln. Am Freitag erschient sein neues Album.
Es vergeht kaum eine Woche, in der Pete Doherty nicht in den Schlagzeilen ist. Er ist zum Drogenentzug in einer Klinik, dann hat er wieder einen Rückfall. Mal ist er mit Supermodel Kate Moss zusammen, mal von ihr getrennt. Er verprügelt Freunde und Reporter, geht ins Gefängnis oder kommt gerade raus. Um seine Musik ging es in den Medienberichten zuletzt eher selten. Doherty schien das wenig zu stören.
Selbstzerstörung half Plattenverkauf
Die Geschichten über
seine Selbstzerstörung bescherten seiner Band Babyshambles ein gut
verkauftes erstes Album und volle Konzerthallen - und das, obwohl er es im
Rausch häufig nicht einmal auf die Bühne schaffte.
"Shotter's Nation"
Doch jetzt setzt die Band
anscheinend auf einen Imagewechsel. An Freitag erscheint das neue Album "Shotter's
Nation" - und ein Skandal wie kurz vor der Veröffentlichung des ersten
Albums "Down in Albion" im Herbst 2005 ist nicht in Sicht. Damals
sorgten Bilder einer koksenden Kate Moss nebst Doherty für Aufregung. Zwar
berichtete die Klatschpresse im Sommer noch ausgiebig über die Trennung des
Paares sowie über Dohertys jüngste Drogeneskapaden, die ihn mal wieder vor
Gericht und anschließend in den Entzug brachten. Mittlerweile ist es aber
auffallend ruhig um den Babyshambles-Frontmann geworden.
Hier: Die offizielle Website von Dohertys "Babyshambles"
Wegen des Entzugs keine Interviews
Wegen des Entzugs könne der
28-Jährige im Moment keine Interviews zum neuen Album geben, teilte das
Label EMI mit, bei dem die Babyshambles seit vergangenem Jahr unter Vertrag
sind. Zum neuen Saubermann-Image trug auch der Produzent Stephen Street bei,
der im Studio gehörig am Klang der Babyshambles feilte. Ecken und Kanten
wurden herausgeschliffen, der für die Band typische rohe, unfertige Sound
geglättet.
Hier: Die "Times" bietet einen:
Freien
und exklusiven Download von Dohertys neuem "Babyshamble"-Album
Zwölf Songs
Herausgekommen sind zwölf wunderbare Songs, die
- ein Wermutstropfen - zuweilen Originalität vermissen lassen und
stattdessen auf Bewährtes setzen: hier ein bisschen Britpop und Indie der
80er Jahre, dort ein bisschen Blondie, The Kinks und Stone Roses. Zuweilen
meint man sogar Adam Green rauszuhören. Aus dem Rahmen fällt allein das
letzte Stück "Lost Art of Murder", bei dem sich Doherty von
der britischen Folklegende Bert Jansch auf der akustischen Gitarre begleiten
lässt. Abgesehen davon reiht sich auf "Shotter's Nation" ein
Hit an den nächsten, darunter Tanzflächen-Füller wie "Delivery"
und "You Talk" oder melancholische Hymnen wie "Deft Left Hand"
und "Un Bilo Titled".
Erfolgsproduzent an Bord
Damit ist Pete Doherty gelungen, was
ihm eigentlich keiner mehr zugetraut hatte. Sein bleiches, aufgedunsenes
Gesicht, der ausgemergelte Körper, die rot geränderten Augen und die vielen
Rückfälle sprachen Bände, der totale Absturz schien kurz bevor. Jetzt muss
der Skandalrocker aber vor allem eins beweisen: Ob seine Musik tatsächlich
so gut ist, dass ihm auch ohne seine berühmte Ex Kate Moss ein kommerzieller
Erfolg gelingt. Die Chancen stehen nicht schlecht. Schließlich hat er sich
in Stephen Street einen wertvollen Verbündeten an Bord geholt. Der Produzent
erwies sich bereits bei Bands wie Blur, The Cranberries, The Smiths und
Kaiser Chiefs als Erfolgsgarant.