Mortier starb im Alter von 70 Jahren - Er litt an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Der ehemalige Intendant der Salzburger Festspiele, Gerard Mortier, ist im Alter von 70 Jahren gestorben.
Mortier ist nach Angaben von Internet-Ausgaben belgischer Zeitungen in der Nacht auf Sonntag an den Folgen seiner Bauchspeicheldrüsenkrebs-Erkrankung gestorben. Der zuletzt als Berater des Teatro Real in Madrid tätig gewesene Regisseur und Intendant war zuletzt wieder nach Brüssel gezogen.
Mortier prägte über Jahrzehnte die europäische Opern- und Konzertlandschaft entscheidend mit. Unter anderem war er Direktor der Brüsseler Oper "Theatre royal de la Monnaie", leitete die Ruhr-Triennale, die Pariser Opernhäuser Bastille und Garnier sowie zuletzt das Teatro Real in Madrid.
In einer ersten Reaktion würdigte der Präsident der Filmfestspiele Cannes, Gilles Jacob, Mortier als "großen, antikonformistischen Opernregisseur und Innovator, der in einer Reihe mit Rolf Liebermann und Hugues Gall stand".
Kunst- und Kulturminister Josef Ostermayer würdigte Mortier als einen der bedeutendsten Opernintendanten in Europa. "Er hat mit den 25 Opern des 20.Jahrhunderts, die er in Salzburg aufgeführt hat, maßgeblich zur Verjüngung der Salzburger Festspiele beigetragen und zeitgenössische Impulse gesetzt", so Ostermayer.
Gerard Mortier: Eine der streitbarsten Figuren der Musikszene
Der quirlige Mortier, der vier Sprachen beherrschte, hat über Jahrzehnte die europäische Opern- und Konzertlandschaft entscheidend geprägt und war dabei nie ein Mann der Kompromisse. Schon in seiner Intendanz der Salzburger Festspiele hatte er das Festival vom Staub des alten Karajan befreit und dabei einen Teil des konservativen Publikums vor den Kopf gestoßen. Immer zu verbalen Bissigkeiten bereit, legte sich das "enfant terrible" der europäischen Kulturszene mit der Salzburger Kulturprominenz ebenso an wie mit der österreichischen Politik.
Und auch an seiner letzten Wirkungsstätte, dem Teatro Real in Madrid, endete das Engagement nicht friktionsfrei: Mortier bestand darauf, bei der Auswahl seines Nachfolgers im Amt des künstlerischen Direktors mitzureden. Die Verantwortlichen setzten den Belgier jedoch ab, obwohl dessen Vertrag noch lief. Letztlich arrangierte man sich jedoch, und Mortier diente dem Haus unter dem neuen Chef Joan Matabosch forthin als Berater, auch wenn er da aufgrund seines Krebsleidens bereits sichtlich abgemagert war.
Zur Welt gekommen war Mortier am 25. November 1943 im belgischen Gent als Sohn eines Bäckers. Er besuchte die Jesuitenschule und studierte dann Jus an der Genter Universität, wo er 1967 promovierte. Von 1968 bis 1972 war er persönlicher Referent des Direktors des Flandern-Festivals. Mortier lud damals auch zum ersten Mal die Wiener Philharmoniker nach Flandern ein. Von 1973 bis 1977 war er stellvertretender Operndirektor der Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main, wo er eng mit Christoph von Dohnanyi zusammenarbeitete.
Von 1977 bis 1979 war der Belgier künstlerischer Betriebsdirektor der Staatsoper Hamburg, von 1979 bis 1981 hatte er dieselbe Funktion am "Theatre national de l'Opera Paris" inne. Von 1981 bis 1985 war Mortier Direktor der Brüsseler Oper "Theatre royal de la Monnaie". Nach seiner Salzburger Intendanz übernahm er 2002 die Leitung der Ruhr-Triennale, 2004 zog er als Chef in die Pariser Opernhäuser Bastille und Garnier ein.
Nach Madrid kam Mortier 2010 eigentlich per Zufall. Er hatte damals von Paris nach New York wechseln wollen, verzichtete dann aber auf den Posten in den USA, weil die City Opera ihr Budget drastisch kürzen musste - und wohl auch, weil er mit seinem geplanten Programm beim Aufsichtsrat der Oper auf Kritik stieß.
Kurioserweise musste bald auch sein Teatro Real Abstriche machen - und doch gelang es Mortier, ein einstmals verschlafenes Haus mit spannenden Produktionen wie der Philip-Glass-Uraufführung "The perfect American", der Michael-Haneke-Regie "Cosi fan tutte" oder mit der Opernversion der schwulen Liebesgeschichte "Brokeback Mountain" in die vordere Reihe der europäischen Opernhäuser zu hieven.