Autor Franzobel hat einen neuen historischen Roman geschrieben: "Hundert Wörter für Schnee".
Schon länger habe er die Idee zu diesem Roman in seiner Materialsammlung herumgetragen, so Schriftsteller Franzobel im Gespräch mit der APA. Die Arbeit daran wurde schließlich mit einer Recherchereise nach Grönland im Sommer 2023 gekrönt; kommenden Dienstag (18.2.) erscheint Franzobels neuer Wurf, Hundert Wörter für Schnee. Auf der Reise habe der Autor viele Eindrücke über dieses untouristische, unwirtliche und noch sehr unerschlossene Land bekommen, Verkostung von Babyrobbenfleisch inklusive. Aber: Grönland ist seitdem US-Präsident Donald Trump damit liebäugelt, es sich unter den Nagel zu reißen, plötzlich in das Interesse der Öffentlichkeit geraten.
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Verschleppt und zur Schau gestellt
Abenteuer. Doch statt sich in futuristische Utopien zu verfangen, richtet Franzobel den Blick einmal mehr in die Vergangenheit. Der österreichische Schriftsteller und Bachmannpreisträger, der mit anderen historischen Texten (u.a. Die Eroberung Amerikas) reüssierte, widmet sich nun in einer Abenteuergeschichte der Eroberung des Nordpols. Es geht um den wahnhaften, amerikanischen Entdecker Robert Peary, der 1897 sechs Inghuit nach New York verschleppt und ihnen in Aussicht stellt, dort besondere Dinge zu sehen und zu erleben. Das geschieht dann quasi auch: Diese aus der Einöde und Naturbelassenheit des grönländischen Nordens stammenden Menschen werden untersucht und ausgestellt. Unter ihnen ist auch der kleine Minik, dessen Schicksal den Autor zu seiner Geschichte inspirierte.
Gespür. Franzobel hat ein gutes Gespür für historische Stoffe, formuliert aus, was man bislang vielleicht eher gestreift hat. Er haucht Schicksalen Leben ein, zeichnet seine Figuren klar, versieht sie mit Charakter. Somit ist auch dieser Roman eine gelungene Exkursion zurück.
„Die Menschen leben hier noch immer sehr traditionell und sind dankbar“
Der Autor teilt seine Eindrücke von Grönland-Reise im APA-Talk: Franzobel über den Beginn der Recherchereise: „Schon die Organisation der Reise war nicht einfach. Grönland ist ja nicht gerade ein touristischer Hotspot und weder auf den gängigen Flugbuchungs- noch auf den Hotelportalen vertreten.“ Mit der Air Greenland kam man schließlich von Kopenhagen über Nuuk bis nach Qaanaaq, der nördlichsten Stadt der Welt. „Dort ist nichts. Ein kleines Hotel mit fünf Zimmern, ein Gemeindeamt, eine Ärztin und ein Supermarkt. Der wird zweimal im Jahr von Aarhus aus mit dem Versorgungsschiff beliefert, zu Anfang und am Ende des Sommers. Dort werden dann vor allem Unmengen von Chips und Cola ausgeladen. Setzt sich Trump durch, wird sicher gleich auch ein McDonald‘s eröffnet.“
Alltag
Über den Alltag sagt Franzobel deutlich: „Im Gegensatz zu den Inuit in Kanada und Alaska leben die Menschen hier noch immer sehr traditionell. Jede Familie hat rund ein Dutzend Schlittenhunde. Es gibt ja in ganz Grönland vielleicht 10 Kilometer Straße. Die Jagd erfolgt teilweise noch immer mit Harpune und Kajak.“ Das Motto? „Teile und sei dankbar!“