Der österreichische Komponist und Geiger starb im Alter von 91 Jahren.
Der Geiger Toni Stricker ist tot. Er starb am Mittwoch in seiner Heimatgemeinde Bad Sauerbrunn im 92. Lebensjahr, bestätigte Bürgermeister Gerhard Hutter (LIBS) am Donnerstag gegenüber der APA einen ORF-Bericht. Stricker hatte mit seiner Geige nicht nur zahllose Musikfreunde beglückt, sondern durfte für sich auch in Anspruch nehmen, als Aushängeschild der "Pannonischen Musik" gleichsam eine Musikrichtung begründet zu haben. 2015 hatte er Abschied von der Bühne genommen.
Stricker wurde am 4. April 1930 in Wien als Sohn einer musikalischen Familie geboren, in der er früh kroatische Volkslieder und Wiener Musik kennenlernte. Mit sechs Jahren bekam er ersten Geigenunterricht, mit 16 verließ er das Gymnasium, um eine siebenjährige klassische Ausbildung am Konservatorium Wien zu absolvieren. Der Jungmusiker stieg 1953 in die Jazzband Vera Auer ein, wo er prominente Mitstreiter wie Joe Zawinul, Hans Salomon oder Attila Zoller hatte. Als Swing-Geiger spielte Stricker mit seinem ersten eigenen Quintett und musizierte etwa bei Fatty Georges "Saloon" und im Wiener Volksgarten.
"Panonische Musik"
Stricker nahm ganze Serien von LPs auf und verdiente sich als Komponist von Wienerliedern und Tanzmusik erste Sporen, wurde Konzertmeister im Theater an der Wien (bis 1974) und begann eine Reihe von hochkarätigen Kooperationen: Er komponierte, spielte und arrangierte für Größen wie Peter Alexander, Hans Moser, Paul Hörbiger, Helmut Qualtinger, Andre Heller, Erika Pluhar und Shirley Bassey. 1976 beendete er seine Tätigkeit als Auftragsmusiker und fing einen neuen Lebensabschnitt an, mit dem er bis heute identifiziert wird: Stricker kehrt ins Burgenland und damit "zu meinem Wurzeln" zurück, wie er es in seiner Biografie selbst beschreibt: Sein Haus in Bad Sauerbrunn lag nahe dem Geburtshaus des Vaters.
Im Burgenland besann sich Stricker auf die "Pannonische Musik", seine eigene Mischung aus instrumentalen Reflexionen über Natur und menschliche Geschichten. "Andre Heller hat mich damals dazu ermutigt und gesagt: Wenn es keinen Markt gibt, das ist das Beste - weil dann kann man sich einen schaffen und muss nicht einem Trend nachhatschen", erinnerte sich Stricker einst im APA-Gespräch. Und diese Erschaffung des eigenen Marktes gelang Stricker, erhielt er doch etwa 1981 für "Pannonische Balladen und Wiener Tänze" den Deutschen Schallplattenpreis. Die LPs "Brot und Wein" und "Ernte" (beide von Heller produziert) standen am Auftakt einer intensiven Schaffensperiode.
Das Spektrum des Umtriebigen blieb zugleich groß und erstreckte sich auch in dieser Phase von Bühnenmusiken, über eine Zusammenarbeit mit Edita Gruberova unter dem Titel "Dialog" bis zur Musik für TV-Serien (u.a. "Ringstraßenpalais"), Fernsehproduktionen und Filme ("Meine Schwester Maria"). Dabei blieb Strickers Wirken bei weitem nicht auf sein Heimatland beschränkt. Den Musiker, der 2008 die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold und 2010 den Amadeus Austrian Music Award für sein Lebenswerk erhielt, führten Tourneen nach Italien ebenso wie in die USA, nach Abu Dhabi oder Großbritannien. Viel Zeit verbrachte er auch in Südfrankreich und 2014 veröffentlichte Stricker seine Biografie "Mein Weg nach Pannonien". Am 16. Februar 2022 starb der Geiger.