Regisseur Simon Stone inszenierte „John Gabriel Borkman".
Ein toller Regisseur mischt die Wiener Theaterszene auf: Der 30-jährige Australier Simon Stone, der vor zwei Jahren bei den Wiener Festwochen mit seiner hinreißend unverschämten Inszenierung von Ibsens Wildente für Furore gesorgt hatte, legt nun im Akademietheater, wieder in Koproduktion mit dem Wien-Festival, einen weiteren Ibsen-Höhenflug vor: John Gabriel Borkman, von Stone in die heutige Zeit und Alltagssprache mit Internet-Wahnsinn und Banken-Crash verlegt, ist das Beste, was man derzeit erleben kann.
Rache
Das düstere Drama des Ex-Bankers, Bankrotteurs und Betrügers, der nach acht Jahren Gefängnis auf Rache sinnt, ist bei Stone ein irrwitziger, leidenschaftlicher Geschlechterkampf um die Macht und den Sohn. Bei dauerndem Schneefall, in Schneewehen ausrutschend und im Schnee den Fernseher suchend, spielt Martin Wuttke den korrupten Bankdirektor als polternden, notgeilen Einsiedler. Birgit Minichmayr brilliert als kreischende, an der Flasche und am Telefon hängende Ehefrau Gunhild, Caroline Peters beeindruckt als todkranke Zwillingsschwester Ella. – Bravo-Jubel.