Kammerspiele-Premiere

Mausefalle" als Schwarz-weiß-Krimi

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Christie-Stück als charmant-altmodisches Mörderraten im Kinostil umjubelt.

Agatha Christies "Mausefalle" ist das erfolgreichste Theaterstück der Welt und wird seit 1952 täglich am Londoner Westend gespielt. Die Wiener Kammerspiele kleiden das charmant-altmodische Whodunit-Stück nun in das Gewand eines englischen Kinokrimis der 1940er Jahre - inklusive Filmmusik und Credits. Das Publikum zeigte sich am 19. Dezember von diesem Inszenierungskniff begeistert.

Schauspieler im Fokus
Dramatisch wird zur Einstimmung der Stücktitel gleichsam als Filminsert projiziert, bevor sich im Ambiente eines einsamen Landsitzes das Spiel um die Frage entspinnt, welcher der fünf Pensionsgäste ein Mörder ist - und wer das nächste Opfer. Kammerspiel-Regieroutinier Folke Braband hüllt dabei seine weiß geschminkten Protagonisten in aschfahle Ausstattung, die nur aus verschiedenen Grauschattierungen besteht. Auch bleibt das Licht gemäß der britischen Krimitradition stets diffus, während Szenenmusik und Soundflashbacks die cineastischen Stilmittel ergänzen.

Wiener Fassung moderner als Londoner-Inszenierung  
Damit präsentiert sich die Wiener Fassung letztlich moderner als die Londoner-Inszenierung, die streng im Stile eines klassischen Kammerstücks gehalten ist und auf immerhin gut 25.000 Aufführungen kommt. Das Stück selbst bleibt allerdings auch in Wien der klassischen Linie treu. Aufgrund eines tosenden Schneesturms ist die kleine Hausgemeinschaft von der Außenwelt abgeschottet und damit eines der klassischen Christie-Settings hergestellt: die Isolierung der Protagonisten, die etwa auch in "Mord im Orient-Express" zur Anwendung kommt. Bald ist jeder verdächtig und jeder scheint einen Grund zum Morden zu haben, was vor allem Heribert Sasse als Major Metcalf und Martin Zauner als Sergeant Trotter mit sinistrer Spielfreude auskosteten, während mancher Kollege etwas hölzerner daherkam.

Mord bleibt ungeklärt
Noch die finale Aufklärung durch den Inspektor coram publico dazu (keine Angst, wer der Mörder oder doch die Mörderin ist, wird bei der "Mausefalle" traditionsgemäß auch hier nicht verraten), und fertig ist der nostalgische Abend im gemächlichen Tempo - so charmant und altmodisch wie ein Ohrensessel samt Bärenfell vor einem prasselnden Kaminfeuer. Und in der kalten Jahreszeiten auch ebenso empfehlenswert.

Info
"Die Mausefalle" von Agatha Christie in den Kammerspielen, Rotenturmstraße 20, 1010 Wien. Regie: Folke Braband, Bühnenbild und Kostüme: Stephan Dietrich. Mit Alexandra Krismer - Mollie Ralston, Alexander Jagsch - Giles Ralston, Martin Niedermair - Christopher Wren, Marianne Nentwich - Mrs. Boyle, Heribert Sasse - Major Metcalf, Silvia Meisterle - Miss Casewell, Siegfried Walther - Mr. Paravicini, Martin Zauner - Sergeant Trotter. Weitere Aufführungen am 8., 9., 10., 11., 12., 13. und 14. Jänner, am 6., 7., 8., 9., 14., 15., 16., 17., 18. und 24. Februar, am 1., 2., 3., 4., 24. und 25. März, am 7., 8., 9., 16., 17., 19., 20. und 21. April, am 2., 3., 4., 5., 6., 22., 23., 24., 25., 26. und 27. Mai sowie am 10., 11., 12., 13., 14., 15., 20., 21., 22., 23. und 24. Juni. Karten: 01 / 42700-300, www.josefstadt.org


 

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