In Hollywood "austrifiziert"

Oscar-Gewinnerin Luise Rainer ist tot

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Im Alter von 104 Jahren starb die Schauspielerin in London.

Geboren wurde Luise Rainer in Düsseldorf, ihre Karriere startete sie an der Wiener Josefstadt, doch zum Star wurde sie in Hollywood: Am Dienstag ist die zweifache Oscar-Preisträgerin laut Agenturberichten im Alter von 104 Jahren in London gestorben. Dabei war die eigenwillige Schauspielerin, die der großen Leinwand früh Lebewohl gesagt hatte, nur mehr Kennern ein Begriff.

Anfänge in Wien
Bereits den Beginn ihrer Karriere musste sich Rainer, am 12. Jänner 1910 geborene Tochter eines jüdischen Hamburger Kaufmanns, erkämpfen, waren die Eltern doch gegen den Berufswunsch der Tochter, die es zur Bühne zog. So verließ sie mit 16 Jahren das Hamburger Elternhaus. Nachdem sie in Berlin bei einem Vorsprechen vor Max Reinhardt missfiel, startete sie zunächst in Krefeld ihren Weg, der sie danach an das Volkstheater in Wien führte.

Auch beim Film bekam Rainer bald einen Fuß in die Tür und stand 1930 für "Ja, der Himmel über Wien" das erste Mal vor einer Kamera. Es folgten Drehs mit Hans Albers ("Heut kommt's drauf an"). Alsbald konnte sich Max Reinhardt dann doch für die Schauspielerin erwärmen und holte sie an das Theater in der Josefstadt.

Sprung nach Hollywood
Die renommierte Bühne nutzte die Schauspielerin schließlich zum Sprung nach Hollywood, als ein MGM-Vertreter auf sie aufmerksam wurde. 1935 ging Rainer mit einem Vertrag in der Tasche in die USA - von den offiziellen Hollywood-Biografen zur Österreicherin erklärt. So erwartete man sich bessere Chancen beim US-Publikum als mit einem Star aus dem mittlerweile nationalsozialistischen Deutschland.

Frisch austrifiziert sprang Rainer kurz nach ihrer Ankunft für Myrna Loy in "Escapade" an der Seite von William Powell ein und erzielte damit bereits den ersten Erfolg. Mit dem folgenden Werk "The Great Ziegfeld" (1936) kam dann aber der wirkliche Durchbruch: Rainer erhielt ihren ersten Oscar. Diesem sollte bereits im Jahr darauf für "The Good Earth" (1937) der zweite folgen - was zuvor noch keiner Schauspielerin gelungen war. Ihre leidenschaftliche Spielweise brachte der Deutschen in Hollywood sogar den Spitznamen "Viennese Teardrop" (Wiener Träne) ein.

Nach den Oscar-Gewinnen blieben die großen Triumphe allerdings aus - sei es mit "The Emperors Candlesticks" (1937) oder der Strauß-Biographie "The Great Waltz" (1938). Nach einem Streit mit MGM zog sich Rainer praktisch vom Filmgeschäft zurück. So wurde "Hostages" 1943 ihr letztes Werk für die große Kinoleinwand, worauf lediglich kleine TV-Rollen folgten.

Eine zweite Karriere ging die betagte Dame erst Ende der 1990er an. In "The Gambler" nach Dostojewski stand sie 1997 wieder vor der Kamera und kommentierte gegenüber der Tageszeitung "Die Welt" die Überraschung der Filmwelt lakonisch: "Alle Leute denken, ich sei tot." Für Ralf Schmerbergs "Poem - Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug" deklamierte sie noch 1992 vor einem isländischen Wasserfall ein Goethe-Werk.

Rückzug
Vor diesem zweiten Filmfrühling hatte sich Rainer ins Privatleben zurückgezogen, reiste mit ihrer Familie und ließ sich schließlich in der Schweiz nieder. Sie hatte nach einer turbulenten, nur drei Jahre dauernden Ehe mit dem Schriftsteller Clifford Odets den Publizisten Robert Knittel geehelicht, mit dem sie bis zu seinem Tod 1989 verheiratet blieb. Nach der Schweizer Phase und dem Tod ihres Mannes ließ sich Rainer schließlich am Londoner Eaton Square nieder.

 

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