Paukenschlag

Eike Schmidt sagt einen Monat vor Amtsantritt als KHM-Chef ab

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'Unprofessionell und beispiellos' - so wettert Minister Schallenberg wegen Absage.

Laut der Tageszeitung "Die Presse" hat der designierte Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums (KHM), Eike Schmidt, einen Monat vor Amtsantritt telefonisch abgesagt. "Die kurzfristige Absage ist höchst unprofessionell und eigentlich beispiellos", wird Kulturminister Alexander Schallenberg in dem Artikel zitiert. Der deutsche Kunsthistoriker dürfte Leiter der Uffizien in Florenz bleiben.

   "Das Kapitel Eike Schmidt ist damit abgeschlossen. Jetzt geht es darum, rasch für klare Verhältnisse zu sorgen. Deswegen habe ich die ehestmögliche Ausschreibung der wissenschaftlichen Geschäftsführung veranlasst", so Schallenberg. Der Minister hat Sabine Haag gebeten, das KHM weiterhin interimistisch zu führen. Am Freitag soll es ein Treffen zwischen dem Minister und Schmidt geben, heißt es weiter. Schmidt hätte sein Amt am 1. November antreten sollen.
 

Im Herbst vergangenen Jahres freute sich Eike Schmidt (51) im APA-Interview noch auf den Wechsel nach Wien, im Jänner 2019 sagte er dann, "ich gehe davon aus, dass ich am Montag, den 4. November in meinem Arbeitszimmer in Wien sitzen werde". Daraus wird nun nichts: Ein Monat vor seinem Amtsantritt am 1. November sagte Schmidt Kulturminister Alexander Schallenberg als KHM-Generaldirektor ab.

   Der gebürtige Deutsche war seit Ende 2015 Direktors der Uffizien in Florenz. Im September 2017 stellte der damalige Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) den Kunsthistoriker Schmidt als Nachfolger von Sabine Haag vor. Haag führt das Haus seit 2009. "Ich kann es kaum erwarten", sagte Schmidt bei seiner Vorstellung. Nun bleibt er aber Chef der Uffizien.

Geboren wurde Schmidt am 22. April 1968 in Freiburg. Auch für seine Ausbildung blieb Schmidt zunächst im Bundesland Baden-Württemberg, wo er Kunst an der Universität Heidelberg studierte. Dann bereits zog es den aufstrebenden Kunsthistoriker nach Norditalien, während er 1994 in Heidelberg seine Promotion über die Ebenholzskulpturen der Medici-Familie einreichte. Es folgte die Arbeit am Kunsthistorischen Institut in Florenz, bevor Schmidts US-amerikanische Phase begann.

2001 ging der Kunstexperte als Kurator an die National Gallery of Art in die US-Hauptstadt Washington. Dem schloss sich eine Episode an der Westküste an, wo er zwischen 2006 und 2008 im Getty Museum in Los Angeles tätig war. Ein Jahr war Schmidt Direktor für europäische Plastik beim Auktionsriesen Sotheby's in London, bevor er ab 2009 wiederum in den USA die Skulpturenabteilung am Minneapolis Institute of Arts führte.

Den bisherigen Karrierehöhepunkt erklomm Schmidt schließlich im Jahr 2015. Im Zuge eines bewussten Schritts des italienischen Kulturministeriums wurden zahlreiche Führungspositionen renommierter Kulturinstitutionen mit Ausländern besetzt - allen voran die legendären Uffizien mit Eike Schmidt. Er war der erste Ausländer an der Spitze der einstigen Privatsammlung der Medici seit deren Gründung vor knapp 500 Jahren. Er brachte das weltberühmte Museum auf Modernisierungskurs, sorgte für Renovierung von Sälen, Modernisierung der Sicherheitsanlagen, neue, natürliche Beleuchtung und eine bessere Aufstellung der Gemälde. Unter seiner Leitung wurde 2016 erstmals die Rekordzahl von zwei Millionen Besuchern überschritten.

Gerüchte darüber, dass Schmidt doch nicht nach Wien wechseln werde, gab es in der Vergangenheit immer wieder. Zwischenzeitlich hatte sich in der italienischen Kulturpolitik der Wind jedoch gedreht. Das Mandat einiger ausländischer Direktoren wurde nicht verlängert. Das betraf auch zwei Österreicher: Peter Assmann übernimmt im November die Leitung der Tiroler Landesmuseen, während Peter Aufreiter ab 1. Jänner 2020 als Direktor des Technischen Museums Wien amtieren wird. Mittlerweile wurde jedoch erneut der Sozialdemokrat Dario Franceschini zum Kulturminister ernannt, der den Posten bereits zwischen 2014 und 2018 besetzt und jene Museumsreform durchgesetzt hatte, der auch Eike Schmidt seinen Chefposten in Florenz verdankt. Das könnte möglicherweise nun den Ausschlag gegeben haben.

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