"Hyper-realistische" Nachbildung des 82-jährigen Ex-Premiers.
Eine provokante Installation des Künstlers Noam Braslavsky erregt Aufsehen in Israel: Der ehemalige israelische Ministerpräsident Ariel Sharon
liegt im Koma auf dem Krankenbett, die geöffneten Augen gehen ins Leere, er atmet langsam und bekommt Infusionen. Alles sieht täuschend echt aus. Aber wie bei den berühmten Wachsfiguren von Madame Tussauds ist dieser Sharon nur eine lebensgroße Nachbildung des 82-Jährigen.
Realistisch
Der seit 20 Jahren in Berlin lebende Israeli Braslavsky zeigt seine "hyper-realistische" Installation ab Donnerstag, 21.10. öffentlich in der Kishon Gallery in Tel Aviv. Braslavsky machte sich schon in den 80er und 90er Jahren international einen Namen mit seinen Rauminstallationen. Sharon liegt nach einem Schlaganfall seit dem 4. Jänner 2006 tatsächlich im Koma in einem Krankenhaus bei Tel Aviv und wird künstlich am Leben gehalten.
Phänomen Sharon
Der 49-Jährige Künstler sagte, ihn habe das Phänomen Sharon interessiert. Sharon sei von der Bildfläche verschwunden, als er gerade auf seinem politischen Weg von einem Krieger zu einem Mann gewesen sei, der Frieden bringen und zumindest nicht mehr über die Palästinenser herrschen wollte. "Üblicherweise gibt es einen Prozess des Trauerns, wenn ein Führer stirbt oder getötet wird. Das ist ein sehr einzigartiger Prozess in der Beziehung zwischen einem Führer und den Menschen. Und das hat es nicht gegeben." Sein Kunstwerk habe nichts mit Vergötterung zu tun, betonte er. Braslavsky wies Vorwürfe zurück, es mangle ihm an Respekt für Sharon und dessen Familienangehörige: "Sharon ist auch eine private Person, ein Vater und ein Großvater. Er ist außerdem der Vater von uns allen. Er ist eine politische Figur, die uns alle beeinflusst hat, unsere Hoffnungen. Er ist sogar etwas mystisch."
Aus Gedächtnis gebildet
Braslavsky sagte, er wisse nicht, wie Sharon heute wirklich aussieht. Er habe ihn so nachgebildet, wie er in der Vergangenheit ausgesehen habe. Die lebensechte Figur sei aus weichem Kunststoff.
Umstritten
Sharon gehört zu den umstrittensten Politikern in der israelischen Geschichte. Die Reaktionen auf ihn reichen noch heute von Hass bis Bewunderung. Der bullige Ex-General war von 2001 bis 2006 Ministerpräsident Israels. Nach langer Mitgliedschaft im national-konservativen Likud gehörte er im November 2005 zu den Mitbegründern der in der politischen Mitte angesiedelten Kadima-Partei.