Theater suchte nach Quelle-Beschäftigten, die ihre Geschichte erzählen wollten
Es geht um Wut, Hoffnung und Trauerarbeit: Das Stadttheater Fürth bringt am Montag (1. Februar) das Schicksal tausender entlassener Quelle-Mitarbeiter auf die Bühne. Umringt von Hunderten Katalogen des inzwischen abgewickelten Versandhauses schildern acht frühere Quelle- und Primondo-Beschäftigte ihre Erinnerungen an die Arbeit, den plötzlichen Verlust ihres Arbeitsplatzes und ihre Zukunftsängste.
Gescheiterte Bemühungen
"Wir wollten nicht etwas für die
gekündigten Mitarbeiter, sondern etwas mit ihnen gemeinsam machen", erklärt
der zuständige Theaterpädagoge Johannes Beissel die Idee hinter dem Projekt
"Die Menschen von Primondo und Quelle". Der Katalog stehe dabei auch als
Symbol für die gescheiterten Bemühungen der Staatsregierung, das
traditionsreiche Unternehmen zu retten. Im
Oktober vergangenen Jahres hatte der Insolvenzverwalter beschlossen, Quelle
abzuwickeln, da kein Investor gefunden wurde.
Gefühle in unterschiedlichen Formen
In Form von Gedichten,
Musikstücken oder auch als Märchen präsentieren die früheren Beschäftigten
ihre Gefühle. Unterstützt werden die Laiendarsteller dabei auch von
professionellen Künstlern aus der Region Nürnberg-Fürth. "Die einzelnen
Versatzstücke, aus denen die Aufführung besteht, sind extrem
unterschiedlich", sagt Beissel. Genauso wie der Inhalt: "Von beißender
Ironie über Spott bis hin zu grenzenloser Trauer." Mit Flugblättern hatte
das Theater nach Quelle-Beschäftigten gesucht, die den Mut aufbringen, ihre
Geschichte auf die Bühne zu bringen.
Form von Solidarität
Ziel der 75-minütigen Aufführung, zu
der bis zu 700 Zuschauer erwartet werden, sei es, eine Form von Solidarität
herzustellen, erklärt der Intendant des Theaters, Werner Müller, und Beissel
fügt hinzu: "Es geht nicht nur um Einzelschicksale, sondern um eine
gesellschaftliche Entwicklung." Das Thema Arbeitslosigkeit sei eine
Situation, die derzeit viele Menschen bedrohe. Das Projekt solle den
gekündigten Mitarbeitern helfen, das Erlebte aufzuarbeiten. "Die Botschaft,
die am Ende steht, soll aber sein, dass es eine Zukunft gibt", sagt Beissel.
Halt und Struktur
Die früheren Quelle-Mitarbeiter beteiligten
sich "hochmotiviert" an den derzeit laufenden Proben. "Vielen von ihnen gibt
das auch Halt und Struktur." Eine frühere Mitarbeiterin gehe völlig in den
Proben auf, weil sie sich in ihrer vom Arbeitsamt angeordneten
Fortbildungsmaßnahme unterfordert fühle. "Die Frau hat früher den
Quelle-Katalog mitverantwortet - heute lernt sie, wie man Adressköpfe
richtig schreibt."