Wegen Geldmangels

Wiener MuTh muss Betrieb abseits der Sängerknaben weitgehend beenden

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Gut zehn Jahre nach der Eröffnung muss das Wiener MuTh wegen Geldmangels den Spielbetrieb abseits der Sängerknaben weitgehend einstellen.

Nachdem Hauptsponsor Pühringer, der bisher gut die Hälfte des Budgets finanzierte, seine Unterstützung radikal kürzt, scheint der Konzertsaal in seiner jetzigen Form Geschichte. Gründungsdirektorin Elke Hesse hofft indes noch, mittels Spenden und Projektförderungen etwas Eigenprogramm retten zu können, wie sie Dienstagabend unterstrich.

Das MuTh hat seit seiner Eröffnung im Dezember 2012 ein ambitioniertes Programm zwischen Musik und Theater auf die Beine gestellt. Von Beginn an als Konzertsaal für die benachbarten Sängerknaben konzipiert, bot das MuTh neben deren Einsätzen ein breites Programm aus dem weiten Kosmos der Klassik. "Es hat sich als Haus der Vielfalt etabliert, das nahbar ist", umriss Hesse das Profil.

Betrieb zur Hälfte von der Pühringer-Gruppe finanziert

Dabei kam man stets ohne öffentliche Subventionen aus, wurde der Betrieb doch zur Hälfte von der Pühringer-Gruppe finanziert. Diese reduziert nun mit Ende der laufenden Saison ihren Beitrag aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage um 75 Prozent. In der aktuellen Spielzeit beträgt das Gesamtbudget des Hauses 2,4 Mio. Euro, wobei 1,4 Mio. Euro von der Pühringer-Gruppe stammen. In der kommenden Saison schrumpft das Gesamtbudget auf nur mehr 1,4 Mio. Euro, wobei Pühringer noch 350.000 Euro beisteuert.

Somit fehlen noch 200.000 Euro für den laufenden Betrieb, sei das MuTh doch neben der Reduktion der Sponsorenzahlung auch von den gestiegenen Energiekosten hart getroffen, bedauerte Hesse. Die Konsequenz: Das MuTh muss seinen Personalstand drastisch reduzieren und beschäftigt künftig nur mehr 18 anstatt 35 Mitarbeitende.

Auf der programmatischen Seite muss man sich ab Herbst weitgehend auf Fremdvermietung als Eventlocation und den Betrieb als Konzertsaal der Wiener Sängerknaben beschränken. Von den 216 Veranstaltungen der Saison 2022/23 sei gut ein Viertel den Sängerknaben zuzurechnen. Diese Zahl soll künftig etwas gesteigert werden. Damit ist das bisherige Profil des MuTh Geschichte.

Budgetlücke von 200.000 Euro

Ihr Ziel wäre, zumindest ein oder zwei Zyklen auch in die neue Zeit zu retten, zeigte sich Hesse kämpferisch. So hofft man, 250.000 Euro durch neue Sponsoren, Gespräche mit Stadt und Bund über Projektförderungen sowie durch ein Benefizdinner am 14. Juni auftreiben zu können. So lasse sich die entstehende Budgetlücke von 200.000 Euro stopfen und noch etwas Mittel für Programm lukrieren. Auch auf Beiträge des Stammpublikums unter dem Motto "MuTh-Spende" hofft man.

Es gehe ihr nicht darum zu jammern, betonte Hesse: "Es kann eine Chance sein, etwas Neues daraus zu bilden." Denn technisch gilt das MuTh als einer der herausragenden Säle Wiens. Das für rund 15 Mio. Euro nach längeren Diskussionen ob des Standorts im Augarten-Spitz gebaute Konzerthaus bietet bis zu 413 Gästen Platz. In der laufenden Saison rechnet man mit gut 28.000 Gästen bei den 216 Veranstaltungen, was einer Auslastung von 58 Prozent entspräche.

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