Zum zehnten Todestag von Ernst Fuchs eröffnet das Museum in Hütteldorf die Ausstellung „Mein Atelier ist verwaist“ – und entfacht damit eine lebhafte Diskussion.
Am Dienstag öffnet im Ernst-Fuchs-Museum in Wien-Hütteldorf die Schau „Mein Atelier ist verwaist“. Sie erinnert an den zehnten Todestag des weltbekannten Phantastischen Realisten Ernst Fuchs. Schon vor der Eröffnung sorgt die Ausstellung für Diskussionen, da unter den Exponaten auch frühe Arbeiten von Arnulf Rainer zu sehen sind – sehr zum Missfallen des Künstlers.
Streit um alte Skizzen
In den späten 1940er-Jahren teilten sich Fuchs und Rainer ein Atelier in der Wiener Leopoldstadt. Als Fuchs nach Paris zog, überließ er den Raum seinem Kollegen. Jahre später soll er bei seiner Rückkehr Skizzen und Zeichnungen Rainers entdeckt und aufbewahrt haben. Diese Blätter werden nun erstmals öffentlich gezeigt.
Rainer widerspricht entschieden Er warf dem verstorbenen Künstler vor, die Arbeiten aus dem Papierkorb entnommen zu haben. Sie seien misslungen und sollten nicht ausgestellt werden.
Museum bleibt gelassen
Das Ernst-Fuchs-Museum zeigt sich unbeeindruckt. Die Ausstellung werde wie geplant eröffnet, heißt es von den Organisatoren. Man sehe die Werke als Zeitdokumente einer frühen, spannenden Phase beider Künstler.
Hommage an einen Visionär
Die Schau erinnert an den Mitbegründer des Wiener Phantastischen Realismus, der 2015 im Alter von 85 Jahren verstarb. Fuchs beeindruckte schon früh an der Akademie der bildenden Künste mit detailreichen, symbolstarken Bildern. Gemeinsam mit Arik Brauer, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden prägte er eine Kunstrichtung, die Träume, Mythologie und Mystik verband.
1972 machte Fuchs die Otto-Wagner-Villa in Hütteldorf zu seinem Lebenswerk. Das prachtvolle Gebäude dient heute als Museum und Erinnerungsort.
Blick in die Zukunft
„Mein Atelier ist verwaist“ bildet den Auftakt zu einer neuen Ausstellungsreihe im Adolf-Böhm-Saal der Villa. Künftig sollen dort Werke von Friedensreich Hundertwasser und Arik Brauer präsentiert werden. Ziel sei es laut Kuratoren, den künstlerischen Dialog der Phantastischen Realisten neu zu beleben.
Ob sich Arnulf Rainer mit dieser Hommage anfreunden kann, bleibt offen. Fest steht: Ernst Fuchs sorgt auch zehn Jahre nach seinem Tod weiterhin für Gesprächsstoff.