Das Kultfestival Rock am Ring feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum – doch anstatt reiner Euphorie gab es am Eröffnungsabend reichlich Gesprächsstoff. Der Grund: ein Überraschungsauftritt, der für viele Rockfans einem Stimmungskiller gleichkam
Zum Festivalstart hatten sich die Veranstalter etwas Besonderes einfallen lassen: Zwei geheime Acts auf der Utopia Stage wurden im Vorfeld nur als „Very Special Guests“ angekündigt. Den Auftakt machte die energiegeladene Metalcore-Elektro-Band Electric Callboy aus Castrop-Rauxel – und wurde vom Publikum begeistert gefeiert. Doch dann kam der Bruch: Als zweiter Überraschungs-Act traten Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys auf – ein bayerisches Schlager-Duo mit Italo-Flair, bekannt für augenzwinkernden Kitsch statt harter Gitarrenriffs. Der Stimmungswandel im Publikum war spürbar. Auf Social Media war von einer „Massenflucht“ die Rede. „Ich erinnere mich noch an die Zeit, als Rock am Ring wirklich ein Rock-Festival war“, schrieb ein enttäuschter Fan auf Facebook.

Roy Bianco
Viele Festivalbesucher fühlten sich durch den Stilbruch auf den Schlips getreten. „Wenn ich ein teures Ticket für ein Rock-Festival kaufe, will ich auch Rock – keine Schlagerparodie“, lautete ein häufiger Tenor. Ein Nutzer bezeichnete den Auftritt gar als „größte Abwanderung von der Utopia Stage, die ich je gesehen habe“. Die Kritik reichte von Unverständnis über den Musikstil bis hin zu Spott: Begriffe wie „ZDF-Fernsehgarten“ und „Mainstream am Ring“ machten die Runde. Auch im Livestream sorgte der Auftritt für Stirnrunzeln – viele Zuschauer schalteten enttäuscht ab.

Electric Callboy
Doch es gibt auch andere Stimmen: Einige verteidigten die Programmvielfalt und verwiesen auf den gewandelten Musikgeschmack einer neuen Generation. „Ein perfektes Festival für viele Menschen“, schrieb ein User und kritisierte die Nörgler als „in der Vergangenheit stehengeblieben“. Tatsächlich geben die Zahlen den Veranstaltern recht: Mit 90.000 verkauften Tickets war Rock am Ring 2025 so früh wie nie zuvor ausverkauft, wie der Betreiber bereits im März mitteilte.
Ob nun gewagtes Experiment oder Fehlgriff: Der umstrittene Auftritt hat dem Festival erneut große Aufmerksamkeit beschert – auch wenn es nicht nur positive Schlagzeilen waren. Eines steht fest: Rock am Ring bleibt ein Event, das nicht nur musikalisch, sondern auch emotional polarisiert.