Eine hohe Arzneidosis ist dem US-Folksänger Vic Chesnutt (45) zum Verhängnis geworden. Der Musiker mit der hohen Stimme und der ebenso rauen wie poetischen Lyrik starb am Christtag in Athens (US-Bundesstaat Georgia). Die "Washington Post" berichtete unter Berufung auf einen Sprecher der Hinterbliebenen, dass Chesnutt sich einem Mittel zur Muskelentspannung wohl das Leben nehmen wollte.
Das Magazin "Rolling Stone" zitierte die Twitter-Nachricht einer Freundin, Kristin Hersh: "Noch ein Selbstmordversuch, sieht schlecht aus, Koma." Chesnutt war auf den Rollstuhl angewiesen, seit er im Alter von 18 Jahren mit Alkohol am Steuer einen Autounfall hatte. In einem Interview der "Los Angeles Times" klagte er vor kurzem, dass er nicht mehr wisse, wie er seine Arztrechnungen begleichen solle. "Ich habe immer gezahlt, aber jetzt habe ich nichts mehr und weiß einfach nicht, was ich tun soll." Es mache ihn so wütend, dass die in Washington debattierte Gesundheitsreform nicht vorankomme, sagte er der Zeitung im Dezember.
Trotz der Lähmung, die sich bis in die Arme erstreckte, setzte Chesnutt sein Gitarrenspiel fort und wurde Ende der 1980er Jahre von dem Sänger der Rockgruppe REM, Michael Stipe, entdeckt. Stipe produzierte seine ersten beiden Alben, "Little" und "West of Rome". Es folgten elf weitere, die letzte mit dem Titel "Skitter on Take-Off". Anfang Dezember war Chesnutt noch im Echo Park von Los Angeles aufgetreten, in der New Yorker Carnegie Hall war er zuletzt im März zu hören. Seine Kollegin Patti Smith nannte ihn in einem ersten Nachruf "eine mystische Figur (...) mit Engelstimme".