Es hat seine Zeit gebraucht, bis die Welt auf OneRepublic aufmerksam wurde. Der Song "Apologize" im Remix von Timbaland brachte der 2004 gegründeten US-Band nach vielen Konzerten schließlich den Durchbruch. "Es gibt da diesen Spruch: Man muss seine Sporen verdienen", sagte Sänger, Gitarrist und Songschreiber Ryan Tedder im Interview mit der APA.
"Waking Up" heißt die neue Platte der Gruppe, die am 21. Jänner im Wiener WUK gastiert. "Ich könnte auf Anhieb zwei Bands nennen, die mit ihrem ersten Album sofort durchgestartet sind und gleich in den großen Arenen gespielt haben, daran aber zerbrochen sind", so Tedder. "Es ist wie beim Hausbauen: Man muss das Fundament schaffen und darauf die Räume errichten. Ohne Fundament stürzt das Haus zusammen. So ist es auch mit jeder Karriere: Man muss sie aufbauen. Das kann am Anfang recht hart sein."
Viel verdanken OneRepublic dem Radio bzw. im deutschsprachigen Raum ihren Beiträgen für die Soundtracks zu den Filmen "Keinohrhasen" und "Zweiohrküken". "Wir wissen, dass unser Erfolg auch darauf beruht, bei Hitparaden-Hörern gut anzukommen", betonte Gitarrist Drew Brown. Mit dem aktuellen Album wollte man herausfinden, wie weit man mit dem Sound gehen kann. "Es sollten aber auch ein paar Songs auf der Platte sein, die in das Format passen, mit dem wir Erfolg hatten", berichtete Brown. "Wir wollen unsere Fans, die wir über das Radio gewonnen haben, nicht verstören. Wichtig war es aber, das alte Album ("Dreaming Out Loud", Anm.) nicht noch einmal zu machen. Das wäre uns auch gar nicht gut gelungen."
Trotz des Erfolges hatten OneRepublic keine Angst vor Druck. Im Gegenteil, der Weg ins Studio war laut Brown "eine Erleichterung". Der Gitarrist erklärte: "Weil wir lange mit dem Debüt getourt sind, waren wir kreativ ausgehungert. Wir wollten etwas rausbringen, das unseren derzeitigen Stand wiedergibt." Nach dem Unterschied zwischen den beiden Scheiben befragt, antwortete er: "Der Vorgänger hat sich Song für Song ergeben. Wir haben das Material verwendet, das uns am vielversprechendsten erschien. Wir und die Plattenfirma waren damals zufrieden damit, weil es genug Single-Kandidaten gab. Das Album vermittelt aber nicht das Gefühl einer Reise mit einem Beginn und einem Ende. Als wir 'Waking Up' machten, war jedoch genau das unser großes Ziel. Darum nahmen wir uns das Recht, ein paar mehrteilige Songs aufzunehmen oder Lieder, die sechs Minuten dauern. Der Flow stimmt."
Bei der Instrumentierung setzten sich OneRepublic keine Grenzen. "Manche Acts nutzen Streicher, damit sie bedeutender klingen, als sie es sind. Wir haben zwei Leute in der Band, die tatsächlich Cello und Geige spielen", sagte Tedder. "Eine unserer Regeln lautet: Nichts verwenden, das nicht zumindest einer von uns live spielen kann. Denn unsere Konzerte sind das Wichtigste. Man kann von Airplay leben, aber man kann ohne gute Live-Show keine Karriere aufbauen. Wir wollen unseren Liedern live gerecht werden."
"Waking Up" klingt anders als gängige Pop-Produktion, sitzt oft zwischen den Sesseln, hat viel für den Mainstream, biedert sich diesem allerdings nicht an. "Wir passen nicht in ein Genre, wir wissen das", so Tedder. "Als wir mit den Arbeiten am Album begannen, haben wir einmal drei, vier Monate Ideen gesammelt. Dann haben wir uns gefragt: Was ist das? Rock? Alternative? Pop? Es ist all das! Unser größter Einfluss ist Klassik. Klassik turnt uns immer an. Egal ob Mozart, Bach, Beethoven oder moderne Komponisten wie Hans Zimmer, Danny Elfman oder John Williams - wenn es überlebensgroß klingt, zieht uns das an. Aber wir mögen auch Rock und Hip-Hop."
Trotz der Experimentierfreude war sich die Gruppe der Gefahr bewusst, es mit den Arrangements zu übertreiben. Tedder: "Ich war fast panisch, als mir klar wurde, dass drei aufeinanderfolgende Lieder Cellos enthalten. Ich dachte, es wird den Leuten zu viel sein. Aber es klingt alles logisch und natürlich. Wir haben einen Rocksong mit mehr als drei Minuten ohne Text, nur mit Orchester. Ich wollte vom Arrangeur dreieinhalb Minuten Musik, die wie ein Sonnenaufgang klingt. Ich glaube, wir haben viel ausgereizt, aber es nicht übertrieben."