Der Ausnahmekünstler starb im Alter von 90 Jahren.
Der Musiker Chuck Berry ist tot. Der US-Pionier des Rock'n'Roll starb am Samstag in seinem Haus, wie die Polizei in St. Charles County (US-Bundesstaat Missouri) mitteilte. Er wurde 90 Jahre alt. Auf Facebook hieß es, Rettungskräfte hätten den Musiker am frühen Nachmittag leblos in seinem Haus gefunden, ihn aber nicht wiederbeleben können.
Die Polizei "bestätigt traurig den Tod von Charles Edward Anderson Berry Sr., besser bekannt als der legendäre Musiker Chuck Berry", heißt es in der Mitteilung weiter. Berrys Familie habe darum gebeten, in ihrer Trauer nicht gestört zu werden.
Berry wuchs nach seiner Geburt am 18. Oktober 1926 in St. Louis im Kreis einer großen Familie auf und entwickelte bald ein Gespür für Dichtkunst und Blues. Er nahm jeden Gig mit, den er kriegen konnte, teils für 15 Dollar pro Nacht, und machte sich in der Clubszene der Stadt im Staat Missouri einen Namen. Beeinflusst wurde er von Blues-Größen wie Nat King Cole und seinem Idol Muddy Waters, der Berry in einer zweiminütigen Unterhaltung in Chicago schließlich dazu animierte, auf das "Chess"-Musiklabel zuzugehen.
Dort stellte sich der Erfolg schnell ein, als Berry 1956 den Hit "Roll Over Beethoven" landete. "School Day" und "Rock and Roll Music" (beide 1957) sowie "Sweet Little Sixteen" und sein wohl bekanntester Hit "Johnny B. Goode" (beide 1958) folgten. Teenager und ländlich beeinflusste Hillbilly-Musiker aus dem Süden mochten Berrys Stil, und auch der zu der Zeit eher unbekannte Elvis erkannte das Potenzial und nahm Berrys Hit "Maybellene" mit in seine Show auf. Musikalisch konnte der spätere "King" Berry aber nie das Wasser reichen.
Neben groovigen Gitarrenläufen machte Berry vor allem den "Duckwalk" zu seinem Markenzeichen, den berühmten Entenwatschelgang, der einer Anekdote zufolge eher aus der Not heraus entstand: Die Band hatte sich vor einem Konzert nicht mehr umziehen können, und so watschelte der stets stilbewusste Berry in zerknitterter Kleidung auf die Bühne, um von den peinlichen Falten abzulenken.
So hoch der talentierte Showman Berry im Musikbusiness aufstieg, hatte er privat dennoch einige Tiefpunkte. Als Teenager hatte er wegen verschiedener Vergehen mehrere Jahre in Jugendhaft verbracht, 1961 wurde er erneut verhaftet und für eineinhalb Jahre hinter Gitter gesteckt, weil er ein 14 Jahre altes Mädchen über die Grenze zweier Bundesstaaten gebracht hatte. Der Fund von Drogen und mit Minderjährigen gedrehten Pornofilmen in seinem Haus sowie Steuerhinterziehung brachten ihm erneut Ärger mit der Justiz ein. Zudem soll er Frauen auf der Toilette eines Restaurants gefilmt haben, das er 1989 gekauft hatte.
Den Rückblick auf seine herausragende musikalische Laufbahn dürften diese Episoden nur bedingt trüben. Der Grammy für sein Lebenswerk im Jahr 1984, die Aufnahme in die Rock'n'Roll "Hall of Fame" 1986 und viele weitere Auszeichnungen stellten unmissverständlich fest, dass Berry einer der ganz Großen war und ist. Die Musik der Beatles und der Rolling Stones, die ihre Kompositionen Berrys Stil nachempfanden, ist Teil seiner Hinterlassenschaft. Vielleicht war es genau aus dem Grund auch der Beatle John Lennon, der die künstlerische Leistung Berrys am besten zusammenfasste: "Wenn man Rock'n'Roll umbenennen wollte, müsste man ihn Chuck Berry nennen."
In den vergangenen Jahren war Berry aus Altersgründen immer seltener auf der Bühne. An seinem 90. Geburtstag hatte Berry im vergangenen Oktober die Veröffentlichung seines ersten Albums seit fast vier Jahrzehnten angekündigt.