Elizabeth T. Spira stirbt mit 76 Jahren

Die Mutter der einsamen Herzen ist tot

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Ihre „Alltagsgeschichte“, ihre „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ schrieben TV-Geschichte.

Niemand kannte das Leben einsamer Liebessuchender besser als Elizabeth T. Spira. Sie porträtierte schrullige Vorstadtgigolos, schrille und laute Witwen, verklemmte Einzelgänger, liebesbedürftige Draufgänger. Seit Jahren präsentierte sie mit ihren Liebesg’schichten und Heiratssachen (siehe Kasten rechts) einem Mil­lionenpublikum im ORF humorvolle Einblicke in das Leben von skurrilen Alltagsfiguren. Niemals war sie dabei abwertend, distanzlos oder gnadenlos voyeuristisch. Stets waren die Porträts respektvoll und dennoch witzig. Sie zeigte die Menschen, wie sie sind.

TV-Macherin Spira hielt Österreichern Spiegel vor

Nun ist die po­puläre Dokumentarfilmerin und Fernsehjournalistin Elizabeth T. Spira tot. Sie starb in der Nacht auf Samstag nach langer schwerer Krankheit in Wien: „Sie hat dort hingeschaut, wo andere lieber weggesehen haben. Sie ermöglichte den Blick hinter die Fas­saden, dokumentierte den ­Alltag in allen Facetten und schaffte es wie keine andere, das Wesen der österreichischen Seele aufzuzeigen“, so die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures.

Rückkehr

Elizabeth Toni ­Spira wurde am 24. Dezember 1942 in Glasgow geboren. Ihr Vater Leopold Spira, als Jude und Kommunist gleich doppelt gefährdet, war mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten geflohen. 1946 kehrte die Familie nach Österreich zurück.

Karriere

Mehr als 1.000 Menschen hat Spira seit 1985 in ­ihren TV-Reportagen porträtiert: „Mit ihrem speziellen journalistischen Zugang hielt sie den Österreichern einen Spiegel vor“, sagte ORF-Ge­neraldirektor Alexander Wrabetz. Karl Wendl

Mit "Heiratssachen" war Spira die größte Liebes-Kupplerin der Nation

Sie ließ sich aber zum Weitermachen überreden. Nach Stationen bei Profil und Inlandsreport erfand sie 1985 das TV-Konzept Alltagsgeschichte, 1997 kam die TV-Partnervermittlung Liebesg’schichten und Heiratssachen dazu. Mit viel Fingerspitzengefühl brachte sie Menschen dazu, vor laufender Kamera ihr Herz ausschütten.

22 Staffeln drehte sie. Viele der Porträtierten fanden ihr Liebesglück, einige Paare gaben ein­ander sogar das Jawort, auch eine Reihe von Liebesg’schichten und Heiratssachen-Babys erblickte das Licht der Welt.

ORF ändert sein Programm

Ö3-„Frühstück bei mir“-Spezial heute ab 9 Uhr. „Thema“ zeigt Montag, 11. März, 21.10 Uhr, ein Porträt. Der „Kulturmontag“ bringt ab 22.30 Uhr: „Elizabeth Toni Spira – Ich bin nicht wichtig“.

Große Trauer: Politik und Society verabschieden Elizabeth T. Spira

  • Alexander Van der Bellen, Bundespräsident: "Mit Elizabeth T. Spira ist eine große Chronistin der heimischen Gesellschaft von uns gegangen. Sie hatte einen schonungslosen, aber respektvollen Blick auf Österreichs Wirklichkeit."
  • Gerda Rogers, Astologin: "Sie war so eine wahnsinnig natürliche, ­realistische Person und hat bewiesen, dass man auch im Alter ein großes Publikum begeistern kann. Sie hatte ein unglaubliches Gespür für Menschen."
  • Sebastian Kurz, Bundeskanzler: "Das Lebenswerk der österreichischen Journalistin Elizabeth T. Spira ist beeindruckend und beschreibt Österreichs Gesellschaft auf ganz besondere Art und Weise. Ihr Ableben ist ein großer Verlust."
  • Kathi Zechner, ORF-Programmdirektorin: "Ich habe diese Frau bewundert. Mit Elizabeth T. Spira ist eine große Persönlichkeit von uns gegangen, die viele Menschen berührt hat – mit großem Herz, scharfem Blick und wachem Verstand."
  • Pamela Rendi-Wagner, SPÖ-Chefin: "Wir verlieren eine begnadete Chronistin. Elizabeth T. Spiras filmische Dokumente der österreichischen Seele waren stets von der Nähe zu den Menschen und dem Respekt vor ihrem Gegenüber geprägt."
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