Die frühere ORF-Moderatorin und heutige FPÖ-Abgeordnete Marie-Christine Giuliani-Sterrer rechnet via Facebook mit ihrem früheren Arbeitgeber ab.
Erst vor wenigen Tagen sorgte die ehemalige Moderatorin Claudia Reiterer mit ihrer großen ORF-Abrechnung für Aufsehen. Im Interview mit der "Presse" erzählte sie, sie wäre gerne beim Sender geblieben. Aber: „Es hat geheißen, ich muss vom Bildschirm und von der politischen Berichterstattung weg“.
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Jetzt äußerte sich auch Marie-Christine Giuliani-Sterrer zu der Causa. Die frühere ORF-Moderatorin sitzt heute für die FPÖ im Nationalrat. Via Facebook schreibt sie: "Liebe Zwangsgebührenzahler, ich war selbst 30 Jahre am ORF-Bildschirm und ganz ehrlich: Die Aufregung von Frau Reiterer verstehe ich nur teilweise."
"Der ORF war nie ein soziales Unternehmen"
Das was hier passiere, sei nämlich nicht nur eine "persönliche Kränkung", sondern entlarve "ein System, das von innen heraus tief undemokratisch wirkt", so Giuliani-Sterrer, die unter anderem "Bingo" moderierte. Man sehe hier "vermutlich nur die Spitze eines Korruptionseisbergs, den viele seit Jahren vermuten".
Und: "Der ORF ist – nach meiner Erfahrung – noch nie anständig mit langjährigen Mitarbeitern umgegangen." Das gelte auch für jene, die dem Öffentlich-Rechtlichen hohe Einschaltquoten beschert hätten. "Der ORF war nie ein soziales Unternehmen", resümiert die heutige "FPÖ.TV"-Moderatorin: "Die Verträge waren verschachtelt, schwer greifbar – und boten keinerlei Sicherheit. Für Außenstehende oft undurchsichtig, für Insider kalkuliert machtlos."
Giuliani-Sterrer: Reiterer wusste, "wie das System tickt"
Bezüglich Reiterer meint Giuliani-Sterrer, dass sie gewusst habe, "wie das System tickt". Außerdem sei sie mit Lothar Lockl verheiratet gewesen, der bekanntlich Bundesparteisekretär der Grünen, Wahlkampfleiter von Alexander Van der Bellen sowie bis Juni dieses Jahres Vorsitzender des ORF-Stiftungsrates war.
"Glaubte sie vielleicht, durch ihre Nähe zur Macht unkündbar zu sein? Ein zurecht naheliegender Gedanke wäre, dass genau diese Nähe ihren Weg an die Spitze geebnet hat", fragt sich die FPÖ-Mandatarin auf Facebook. Das bleibe aber "natürlich reine Spekulation", gesteht sie ein.
"Im ORF – vor allem im Bereich Politik – ging es nie vorrangig um Qualität. Es geht um Zugehörigkeit, Netzwerke und darum, wer bereit ist, die gewünschte Linie zu vertreten", so Giuliani-Sterrer. Reiterer habe dieses System öffentlich verteidigt. "Sie wusste, wie es funktioniert dass Intransparenz, parteipolitische Einfärbung und – böse Zungen würden sagen 'Freunderlwirtschaft' zur Tagesordnung gehören."